15. Oktober 2006

Orgel in Honigberg eingeweiht

Die 1795 erbaute Orgel der evangelischen Kirche in Honigberg wurde nach umfassenden Renovierungsarbeiten am 13. August 2006 wieder eingeweiht. Bischofsvikar Dr. Hans Klein betonte in seiner Predigt anlässlich des Festgottesdienstes in der evangelischen Kirche: „Eine Orgel spielt zum Lobe Gottes und zur Freude des Menschen“. Menschen aus Siebenbürgen, Deutschland, der Schweiz, Österreich und Schweden waren an der Renovierung wie am Festakt beteiligt.
Zu dem denkwürdigen Ereignis hatten die Siebenbürger Sachsen ihre Festtagstracht angelegt, Gäste aus dem In- und Ausland waren erschienen, darunter der Bürgermeister von Honigberg Mihai Disor und sein Vize, Vertreter der Schweizerischen Stiftung für Orgeln in Rumänien, der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung München, Medienvertreter und Musiker. Gestaltet wurde der Festgottesdienst von Vater und Sohn, Bischofsvikar Dr. Hans Klein und Pfarrer Dr. Peter Klein, der neben Petersberg auch Honigberg und Brenndorf betreut.

Blick auf die 1795 erbaute Orgel der evangelischen Kirche in Honigberg.
Blick auf die 1795 erbaute Orgel der evangelischen Kirche in Honigberg.

Das Fest wurde vom Kammerchor Uppsala unter der Leitung von Margaretha Thalen mitgestaltet. Damit wurden Beziehungen zwischen Honigberg und Schweden erneuert, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Der schwedische Offizier Gustav Soldau und seine Truppen wurden damals in Honigberg freundlich aufgenommen. Dafür hatte sich der Offizier mit einer Geldspende bedankt, mit der die Honigberger einen Altar und eine Orgel ankauften. Letztere wird bis heute als „Schwedenorgel“ bezeichnet. Die Orgel wurde 1795 von Johannes Prause erbaut und 1889 von Joseph Nagy und Karl Einschenk aus Kronstadt – ohne wesentliche Eingriffe in die Substanz des Instruments – erweitert. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Orgel und die Emporenbrüstung grau überstrichen. Die jüngste Restaurierung durch die Schweizerische Stiftung für Orgeln in Rumänien – Lehrwerkstatt in Honigberg und Hermann Binder Orgelbau in Hermannstadt – konnte den Originalzustand der Orgel von Prause wieder herstellen, sowohl klanglich als auch optisch.

Nach dem Gottesdienst fand ein Orgelkonzert statt. Ferdinand Stemmer, Vorsitzender der Schweizerischen Stiftung für Orgeln in Rumänien, verwies auf die 2,40 m langen Principalregister der Orgel, auf die Flöten, das elektrische Gebläse, das einen gleichmäßigen Druck biete, und auf das naturgetreu restaurierte Holzgehäuse, das für Resonanz äußerst wichtig sei. Anschließend boten die Kronstädter Organisten Steffen Schlandt und Paul Cristian ein Konzert, das die wunderschönen Klangfarben des Instrumentes zum Ausdruck brachte. Steffen Schlandt bezeichnete die Orgel als ein Juwel und Hermann Binder, siebenbürgischer Orgelbauer in Hermannstadt, hob den schönen Klang der Orgel hervor, der einem das Herz erwärme. Damit erklangen in Honigberg Töne, die man seit 1890 nicht mehr gehört habe, etwa das Register „Posaune“, das wieder nach Prause hergestellt worden sei, sagte Stemmer.

Das anschließende Festessen im neu renovierten Gemeindesaal wurde von der Petersberger Blaskapelle musikalisch umrahmt. Es wurden Gruß- und Dankesworte ausgesprochen. Ganz besonders dankte Pfarrer Dr. Peter Klein den Orgelfachleuten Ferdinand Stemmer, Barbara Duttli und Hermann Binder, den Organisten Steffen Schlandt und Paul Cristian, dem Gastchor aus Schweden, der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland für die gebotene Unterstützung, den Lokalvertretern, der Honigberger Nachbarschaft in Deutschland, dem Presbyterium der Kirchengemeinde Honigberg und Kuratorin Erika Popescu sowie allen, die die Restaurierung der Orgel und deren Wiedereinweihung unterstützt hatten. Die schwedische Chorleiterin Margaretha Thalen dankte für den liebevollen Empfang und Ferdinand Stemmer drückte seine Freude über den gemeinsam erzielten Erfolg aus. Anton Madlo, Vorsitzender der Honigberger Nachbarschaft in Deutschland, dankte seinen Landsleuten in der ganzen Welt für die Spenden zugunsten der Orgel. Bürgermeister Mihai Disor würdigte die Tatkraft der kleinen sächsischen Gemeinschaft und die Tatsache, dass dieser Festakt Vertreter mehrerer Staaten – Deutschland, Schweiz, Österreich, Schweden, Rumänien – vereinte. Die Restaurierung der Orgel und der Kirchenburg, die sich noch im Gang befindet, bedeuten für Honigberg eminent wichtige Projekte dieses Jahrhunderts.

Anton Madlo

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 16 vom 20. Oktober 2006, Seite 7)

Schlagwörter: Kirche und Heimat, Musik

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