11. April 2007

Zukunft der nordsiebenbürgischen Heimatortsgemeinschaften

Horst Göbbel, Sprecher der HOG-Regionalgruppe Nordsiebenbürger, hatte die Vertreter der Heimatortsgemeinschaften zu einer Besprechung ins Haus der Heimat in Nürnberg eingeladen. 23 Personen, Vertreter aus 17 Ortschaften, waren dieser Einladung gefolgt. Die Veranstaltung war dem Meinungsaustausch und der Meinungsbildung über die Zukunft der Heimatortsgemeinschaften gewidmet.
Die nordsiebenbürgischen Heimatortsgemeinschaften sehen schwierigen Zeiten entgegen. Nicht mehr alle Vorstände der HOGs sind in der Lage, ein geregeltes Vereinsleben aufrecht zu erhalten, viele können nicht einmal regelmäßige Treffen organisieren. Auch die Situation in der alten Heimat ist beängstigend. Pfarrer Johann Zey, der seit April 2006 die Dörfer in Nordsiebenbürgen und der Bukowina betreut, hat kürzlich eine Statistik erstellt. Daraus ist zu entnehmen ist, dass insgesamt 172 evangelische Landsleute in Bistritz und 19 Ortschaften um Bistritz zu betreuen sind, darunter jeweils eine Person in Dürrbach, Senndorf und Burghalle, je zwei Personen in Weißkirch, Passbusch, Peteresdorf und Oberneudorf, je vier Personen in Großeidau, Kyrieleis und Großschogen, je fünf in Lechnitz und Heidendorf, sieben in Mönchsdorf, in Jaad 21, in Kleinbistritz 25, in Kuschma 26 und in Tekendorf 27. Lediglich die HOG Lechnitz und Jaad haben Kontakt zu Pfarrer Zey aufgenommen.

Treffen der HOG-Regionalgruppe Nordsiebenbürgen, von links nach rechts: Georg Schuller, Horst Göbbel und Annemarie Wagner
Treffen der HOG-Regionalgruppe Nordsiebenbürgen, von links nach rechts: Georg Schuller, Horst Göbbel und Annemarie Wagner

Der bauliche Zustand der Gotteshäuser, die von der orthodoxen Glaubensgemeinschaft übernommen wurden und genutzt werden, ist zufriedenstellend bis gut. Die Kirchen in Moritzdorf, Kyrieleis und Paßbusch sind noch im Besitz der evangelischen Gemeinde, ihr Zustand ist jedoch sehr schlecht. In Großeidau, Senndorf und Windau stehen die Kirchen nicht mehr.

Unter diesen Prämissen wurde sehr intensiv über den Begriff Heimat gesprochen. Vor allem jüngere Menschen haben ihre Heimat hier unter neuen Voraussetzungen gefunden. Für die Älteren unter uns gibt es die alte und die neuen Heimat. Für viele bedeutete die im September 1944 angeordnete Flucht den Verlust der Heimat und die Zerstörung der über Jahrhunderte gewachsenen Strukturen. Die 1945 nach Siebenbürgen freiwillig oder gezwungenermaßen Zurückgekehrten mussten in der Stadt oder in anderen Ortschaften neu anfangen. Für viele sind die Erinnerungen an die alte Heimat schmerzhaft. So ist es zu verstehen, dass viele ein zwiespältiges Verhältnis zum Begriff Heimat und Heimatortsgemeinschaft haben. Die Eltern und die Vorfahren gehörten zu einer Dorfgemeinschaft, die Kinder und Enkelkinder lebten in Bistritz oder gingen zumindest dort zur Schule. Wo gehören sie nun hin?

Einig waren sich alle Anwesenden, dass bei unseren Landsleuten in Deutschland oder Österreich generell ein siebenbürgisch-sächsisches Bewusstsein, ja sogar ein nordsiebenbürgisches Bewusstsein noch existiert und es sich lohnt, dies nicht aufzugeben.

Schlussfolgernd wurde über ein näheres Zusammenrücken der nordsiebenbürgischen Heimatortsgemeinschaften nachgedacht. Insbesondere sollten die Ortsgemeinschaften, die sich nicht mehr stark genug fühlen, eigenständige Aktivitäten zu entwickeln, über Kooperation nachdenken. Ein erster Schritt in dieser Richtung soll die Organisation eines Bistritzer-Nordsiebenbürger Treffens am 29. September 2007 in Nürnberg sein. Dafür wurde eine Arbeitsgruppe benannt. Dieser Gruppe gehören neben dem Vorstand der HOG Bistritz-Nösen Johann Schuster (HOG Deutsch Budak-Windau), Thomas Miess (HOG Oberneudorf-Petersdorf), Traugott Emrich jun. (HOG Paßbusch) und Rosina Binder(HOG Groß-Schogen) an.

Nachdem das Sachsentreffen nicht mehr nur in Birthälm stattfinden soll, wird geprüft ob dafür 2010 Bistritz in Frage kommt. Über die Herausgabe eines nordsiebenbürgischen Nachrichtenblattes wurde diskutiert und das Vorhaben grundsätzlich positiv bewertet. Das Nachrichtenblatt soll gegebenenfalls halbjährlich erscheinen und auch durch eine starke Präsenz im Internet unterstützt werden.

Die Diskussionsrunde erwies sich als positiv. Die Zusammenarbeit der nordsiebenbürgischen Heimatortsgemeinschaften soll und muss verstärkt werden. Darin waren sich alle einig.

Dr. Hans Georg Franchy


Schlagwörter: Nordsiebenbürgen

Bewerten:

3 Bewertungen: o

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.