4. Oktober 2008

Kleinschelker Treffen 2008 – Ein Fest der Superlative

Besser, schöner, größer als 2004 kann es eigentlich nicht werden. Das dachten viele, die das Kleinschelker Treffen vor vier Jahren „zu Hau­se“ erlebt hatten. Die Kleinschelker bewiesen, dass es doch geht: Zum Treffen am 9. und 10. August 2008 kamen noch mehr Gäste, eine noch größere Gruppe an Jugendlichen. Die Stimmung war überwältigend, die Organisation perfekt, das Wetter ideal. Kurz, es war ein Fest der Su­per­lative.
Durch die Erfahrungen, die die Organisatoren beim ersten Treffen in Kleinschelken sammeln konnten, war alles bis ins Detail richtig geplant. Die „alten Hasen“, die Mitglieder der HOG und viele andere Mitstreiter waren tatkräftig im Ein­satz und nahmen den „Nachwuchs“ bei der Hand, der begeistert mithalf. So gelang es, inner­halb weniger Tage Kirche und Saal herzurichten, Lebensmittel und Getränke zu besorgen und das Festessen vorzubereiten: 540 Kilo Fleisch, 300 Brote, 200 Kilo Vinete, 1 800 Liter Wein und 65 Fässer Bier!

In Massen kamen auch die Besucher. 650 wa­ren angemeldet. Zum Start am Samstag erschienen samt Ehrengästen 750. Traditionell begann das Treffen mit einem Festgottesdienst. Schon beim Kirchgang, eingeläutet durch den vertrauten Glockenklang, wurde deutlich, dass viele Klein­schelker fest mit der alten Heimat verbunden sind und das auch gerne zeigen. Sie trugen ganz selbstverständlich die Tracht, egal ob 14 oder 80 Jahre alt.
Bändertanz beim Kleinschelker Treffen. Foto: Don ...
Bändertanz beim Kleinschelker Treffen. Foto: Don Alfredo
In der vollbesetzten Kirche wa­ren die angestammten vorderen Reihen für die Jugendlichen gut gefüllt. Ausnahmslos alle trugen die blaue Jungmädchentracht mit Band oder Borten auf dem Kopf bzw. die Jungen die „benähten“ Hemden mit bestickter Krawatte. Das zeigt, dass diese jungen Menschen nicht nur gerne in Kleinschelken Urlaub machen, sondern ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln und die Werte dieser Gemeinschaft weiterführen. Den Gottesdienst hielt der Kleinschelker Pfar­rer Georg Hermann gemeinsam mit Bezirks­dechant Reinhard Guib und Pfarrer Gerhard Ser­vatius-Deppner. Zu den Klängen der Orgel sang man bekannte Gemeindelieder. Der Klein­schel­ker Chor unter der Leitung von Andreas Stühler gestaltete den Festgottesdienst mit. Ein besinnlicher Auftakt für das fröhliche Treffen.

Im Anschluss spielten die Adjuvanten auf dem Marktplatz auf. Dazu bot sich den Gästen ein bewegendes Bild: Durch das „Porttor“ schritt eine lange Reihe Trachtenträger, weit über hundert Paare, die Frauen in der jungsächsischen Tracht oder im „Garnierlaibel“ mit „Schinenpendel“ oder Samtrock, die Männer in den typischen Hem­den und Stiefelhosen, manche gar mit Kir­chen­pelz und Hut. Viele Jugendliche hatten die Trachten extra neu machen lassen, andere ausgeliehen oder von den Eltern übernommen. 32 Jugendliche und jung Verheiratete hatten vorher so manchen Sonntag geopfert, um drei Volks­tän­ze einzustudieren; sogar ein Bändertanz war da­bei und begeisterte die Zuschauer mit dem kunst­voll geknüpften Muster der rot-blauen „Fron­zen“. Die Tanzgruppe und ihre Leiterin Anita Groß können stolz sein, in so kurzer Zeit einen beeindruckenden Kulturbeitrag auf die Beine gestellt zu haben.

Nach den Begrüßungsreden der Ehrengäste, unter ihnen der neue Bürgermeister von Klein­schelken, Hans-Martin Blesch, und sein Media­scher „Amtskollege“ Daniel Thellmann, ging es in den geschmückten Saal, wo fleißige Hände alles für den Festschmaus vorbereitet hatten. Im Hof standen drei Zelte bereit, um die Menge der Gäste fassen zu können. Nun wurde gegessen, erzählt, gelacht und gesungen und sich zu den Klängen der Kleinschelker Blasmusik schon mal warm getanzt. Eines der Geheimrezepte für die besonders gute Stimmung war die Verpflichtung der beliebten Band „Amazonas-Express“. Die sechs Vollblut-Musiker rissen jeden im Saal und in den Zelten von den Bänken. Der Auftritt der Band war das Highlight des Abends, aber auch die Vorführung einer traditionellen Hochzeit in Kleinschelken kam beim Publikum sehr gut an. Man sang das „Rokenlied“, erinnerte sich an die typischen Bräuche wie das „Schessen“ oder den „Kotschentanz“. Bemerkenswert ist, dass etliche der „Schauspieler“ diese Bräuche selbst noch nie erlebt haben.

Der zweite Tag des Treffens begann mit einer ergreifenden Andacht auf dem Friedhof. Dazu war Bischof D. Dr. Christoph Klein angereist. Für ihn präsentierten Chor und Tanzgruppe einen Auszug aus ihrem Programm im Saal. Bischof Klein lobte das Engagement der Kleinschelker und spornte sie an, den eingeschlagenen Weg wei­ter zu gehen. Dass sie nicht nur Trach­ten­tän­ze, sondern auch Modernes beherrschen, bewies die Tanzgruppe am Abend mit ihrer Show „Let’s dance“: Walzer, Discofox, Jive, Line-Dance, alles in bühnenreifer Choreografie vorgeführt. Für Extra-Lacher sorgte ein Schuhplattler am Schluss – ein großer Spaß für alle Gäste.

Damit war der offizielle Teil des Treffens been­det, doch es standen noch weitere Überra­schun­gen bevor. Am Montag kickten drei Fuß­ball­mannschaften auf dem „Kokosch“ um den begehrten Pokal. Am Abend stand ein Ball mit „Amazonas-Express“ auf dem Pro­gramm, damit nicht nur die Kleinschelker in den Ge­nuss ihrer Musik kommen. Zuvor wurden Cock­tails gemixt, Bier und Wein in rauen Men­gen beschafft, hunderte Fettbrote geschmiert, kiloweise Würstchen gekocht. Nahezu 1 000 Men­schen kamen: Sach­sen, Deutsche und Rumänen aus allen umliegen­den Orten. Der gesamte Saal war eine einzige Tanz­fläche. Man feierte gemein­sam ausgelassen, aber völlig friedlich. Ein einmaliges Erlebnis, wie auch die Bandmit­glie­der immer wieder betonten. Den Abschluss des „Abenteuers Kleinschel­ken“ bildete ein riesiges Lagerfeuer am Diens­tag, oben auf dem Berg.

Allen, die Treffen und Ball organisiert und mitgeholfen haben, sei an dieser Stelle ein herzlicher Dank ausgesprochen. Das wichtigste Fazit des Treffens ist der Generationenwechsel: die jun­gen Kleinschelker haben die Stafette übernom­men. Die Freundschaften, die sie in Klein­schel­ken schließen, halten und werden, zurück in Deutschland, auf virtueller Ebene weitergeführt. Die Jugendlichen treffen und verabreden sich in Internetportalen wie www.sibicom.de, wo die Kleinschelker mit über achtzig Mitgliedern die größte Ortsgruppe bilden. Sie halten so die Verbundenheit aufrecht, die früher ihre Eltern geeint hat – wenn auch in einer neuen Form, aber einer mit Zukunft!

Heike Schuster-Mantsch

Schlagwörter: Heimattreffen

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