25. September 2009

Fünftes Heimattreffen in Mühlbach

„Die Sachsen aus Mühlbach – stolz auf die Vergangenheit, interessiert an der Gegenwart“, so titelte die rumänische Lokalzeitung vom 24. August 2009 über das Treffen der sächsischen Bürger in Mühlbach vom 21. bis 23. August 2009.
Der Einladung durch Pfarrer Alfred Dahinten und Ehefrau Anamaria, das Presbyterium der Kirchengemeinde und Robert Albrecht im Namen des Forums folgten 31 Mühlbacher aus der Ferne zum 5. Treffen in Mühlbach. Mit einem sehr feierlichen Festgottesdienst am Abend des 21. August wurde das Wiedersehen in der altehrwürdigen Kirche eröffnet. Mit sorgfältig ausgewählter, empfindsam vorgetragener Musik wurde die bewegende Ansprache des Pfarrers begleitet. Gerade für uns Mühlbacher war der ausgewählte Text – die „Siebenbürgische Elegie“ von Adolf Meschendörfer – treffend. Die Worte und die Gedanken dazu bewegten uns tief. Mit der Bitte um gesegnete Feiertage beim Mühlbacher Treffen schloss Pfarrer Dahinten die Ansprache auf Deutsch. Es folgte der Text der Elegie in rumänischer Sprache, den seine Ehefrau Anamaria sehr schön übersetzt hatte. Während der folgenden musikalischen Darbietungen konnten wir das Gehörte vertiefen. An der Orgel saß der Organist S. Sandulache, dessen sechsjähriger Sohn als junger Geiger beeindruckte. Seine Geigenlehrerin, eine Gymnasiallehrerin aus Karlsburg, spielte die Sonate Nr. 3 für Violine von Georg Friedrich Händel. Anschließend wurden wir auf dem Pfarrhof zu Kaffee und Kuchen erwartet, wo wir mit Freunden und Bekannten ein frohes Wiedersehen feierten.

Am Samstag, dem 22. August, fanden wir uns zum Empfang im Rathaus ein, wo Bürgermeister Dr. Liviu Mugurel Sârbu uns begrüßte. Der Empfang im Rathaus bot Gelegenheit Projekte anzusprechen, die die Verbindung der beiden Bevölkerungsgruppen der Stadt und die Kommunika- tion untereinander festigen sollen. So wurde in Zusammenarbeit mit den sächsischen Bürgern der Stadt, den Pfarrern aus Mühlbach und Petersdorf und Mühlbachern in Deutschland eine zweisprachige Zeitschrift herausgegeben, die Kulturleistungen aus Vergangenheit und Gegenwart darstellt. Von den geplanten vier Heften pro Jahr sind bereits zwei erschienen. Das zweite Heft ist von hervorragender inhaltlicher und sprachlicher Qualität. Damit dürfte der Unmut über die Fehler im ersten Heft geschrumpft sein.

Nach der Würdigung der Leistung unseres HOG-Sprechers Gerhard Wagner durch den Bürgermeister wurde ihm die Urkunde eines Ehrenbürgers der Stadt Mühlbach verliehen. G. Wagner hat das Verdienst, die Gemeinschaften der sächsischen Bevölkerung von „hüben und drüben“ zu verbinden und in seiner Vaterstadt im Lauf der Jahre eine Reihe guter Projekte initiiert zu haben. Vor kurzem wurden die Carl-Filtsch-Tage abgehalten. Die Bürger der Stadt feierten ihr 1845 geborenes musikalisches Wunderkind. Weiterhin stehen beachtliche Reparaturen an der Kirche an. In diese Vorhaben muss sich auch die Stadt einbringen. Gerhard Wagner, der neu ernannte Ehrenbürger Mühlbachs, stellte im Namen der Gäste einige Fragen an den Bürgermeister. Zur Sprache kamen die trocken gefallenen „Bächlein“, die durch die Gassen der Altstadt flossen, der durch Austrocknung unansehnliche Teich im Stadtpark und die Möglichkeiten, den Schülern das gründliche Erlernen der deutschen Sprache zu bieten. Der Bürgermeister legte die Gründe dar, aus denen dieser Handlungsbedarf zur Zeit nicht gedeckt werden kann. Zu anderen Themen versprach er sofortige Abhilfe.

Anschließend begaben sich die Festgäste zu dem Haus, in dem der Historiker und Gymnasiallehrer Theobald Streitfeld gelebt hat, um der Enthüllung einer Gedenktafel beizuwohnen. Gerhard Wagner zeichnete kurz Leben und Werk der beispielhaften Persönlichkeit nach. In rumänischer Sprache trug der Leiter des Stadtmuseums, Radu Totoianu, eine kurze Würdigung vor. Pfarrer Alfred Dahinten sprach in Erinnerung an den verdienten Bürger der Stadt den Segen. Von Dr. V. Wollmann beauftragt, zeigte G. Wagner den Erstdruck des in Kürze erscheinenden Buches „Theobald Streitfeld – Mühlbach und der Unterwald“ und wies auf die Möglichkeiten der Subskription hin. Anschließend brachte uns ein Bus in den Stadtwald, der einst Ausflugsziel und Ort der schönen Maifeste war. Dort erwarteten uns zwei Förster mit einer Brotzeit, die herrliche Leckerbissen bot.

Den Abend verbrachten wir bei Holzfleisch, köstlichen Salaten, Wein, sehr gutem Kuchen, bei Musik und Tanz auf dem Pfarrhof. Tüchtige Frauen waren mit der Vorbereitung befasst, jedoch muss an dieser Stelle die Leistung der Jugendgruppe, gegründet und geleitet von der Ehefrau des Pfarrers, gewürdigt werden. Mit Tänzen, gekonnt und fröhlich vorgeführt, stellte sich die Gruppe vor und erntete großen Applaus. Der Tisch mit der Tombola und die von ihnen gebackenen, verzierten Lebkuchen erfreuten alle Anwesenden. Ganz liebenswürdig tischten sie uns das Holzfleisch auf und erzählten begeistert von ihrem Tun, unter anderem von den Ausfahrten in die zu betreuenden Gemeinden der Umgebung. Eine Belohnung für die Gruppe stellt die Einladung nach Böchingen an der Weinstraße/Pfalz dar. Die Reise soll demnächst stattfinden.

Besonders hervorzuheben ist der Einsatz der in Deutschland lebenden Familie Schwarz, die in Mühlbach in einem Haus in der Spitalsgasse eine Klinik eingerichtet und den Mitgliedern der evangelischen Kirchengemeinde eine um 50 % ermäßigte Zahlung der Behandlungen in Aussicht gestellt hat.

Der Hauptgottesdienst mit der Feier des heiligen Abendmahls und das Gedenken an unsere Toten auf dem Friedhof waren ein würdiger Abschied. Auch an diesem sonnigen Augustsonntag sorgte der Chor, geleitet von S. Sandulache, zum wiederholten Male in diesen Tagen mit seinen einfühlsam vorgetragenen Weisen für einen würdigen Rahmen. Zum Abschied sprach Gerhard Wagner noch Worte des Dankes und die Hoffnung auf ein Wiedersehen aus.

Ein tief empfundener Dank gilt allen, die ihre Kraft und Freizeit eingesetzt haben, allen Spendern von nah und fern. Das Fest des Wiedersehens in Mühlbach 2009 war schön und eben anders als an einem anderen Ort in Siebenbürgen.

Gerda Lurtz

Schlagwörter: Mühlbach, Heimattreffen

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Neueste Kommentare

  • 23.02.2010, 10:47 Uhr von von Randlage: Alles sehr schön und gut! Nur die Annahme und das Feiern der Verleihung der Urkunde "Ehrenbürger ... [weiter]

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