20. Mai 2010

Interview mit Jürgen Schiel von Radio Transsylvania International

2008 zeichnete das Bundeswirtschaftsministerium den Internetradiosender RTI mit dem dritten Preis für „Wege ins Netz“ aus. Seit 2006 versorgt der Sender die Hörer mit siebenbürgisch-sächsischer Musik, Mundartbeiträgen und Nachrichten in deutscher und rumänischer Sprache. Alles mit dem Ziel, eine neue Plattform für den Austausch der siebenbürgisch-sächsischen Kultur zu bieten. Gestützt wird die ehrenamtliche Arbeit der 15 Moderatoren durch einen 30 Mitglieder starken Verein. Wie und ob ihnen das gelungen ist, erfahren Sie im folgenden Interview mit Jürgen Schiel, einem der Mitbegründer des Senders. Das Gespräch führte Roxana Höchsmann.
In wenigen Tagen findet unser Event des Jahres, der Heimattag in Dinkelsbühl, statt. RTI war die letzten zwei Jahre stets vor Ort. Was haben Sie für dieses Jahr geplant?

Wie letztes Jahr planen wir einen Stand am Spitalmarkt, an dem wir unsere Hörer kennenlernen können und sie uns. Dort verteilen wir auch das RTI Magazin Nummer 3 und Flyer. Wir wollen Interviews mit siebenbürgischen Persönlichkeiten und mit den Organisatoren des Heimattages führen, sofern wir diese vor das Mikrofon bekommen.

Des Weiteren planen wir, mit unseren Hörern ein „Lipdub“ auf die sächsische Version von „We will rock you – Wieh wäll Rachiu?“ von Queen bzw. Uwe uch Uwe zu produzieren. „Lipdub“ bedeutet Lippen-Synchronisierung (engl.: lip dubbing) und ist eine Sonderform des Musikvideos. Wir suchen noch junge Leute, die mitmachen.
Jürgen Schiel moderiert die jüngste Ausgabe der ...
Jürgen Schiel moderiert die jüngste Ausgabe der Zeitreise vom 28. April 2010.
Einzigartig in der ganzen Welt ist Ihr Radiosender durch die vielen Sendungen in siebenbürgisch-sächsischer Mundart. Was tun Sie konkret für die Mundartpflege, welche Sendungen bieten Sie den Hörern in Mundart an?

Wir versuchen, unsere Moderatoren, sofern diese einen siebenbürgisch-sächsischen Dialekt sprechen, zu ermuntern, ihre Sendungen in Mundart zu moderieren. Es ist allerdings weder Voraussetzung noch Bedingung, um bei unserem Radioprojekt mitzumachen. Es gibt zurzeit sechs Sendungen, die in Mundart moderiert werden: Am Montag ab 20 Uhr, „Saksesch Radio mät dem Rokestuf-Hanzy“, jeden zweiten Mittwoch die Sendung „Hauptsache Musik“, jeden Donnerstag die Sendung „Soxesch Wält mät dem Soxenfilmierer“, jeden Freitag die Sendung „Der Tanzschuppen“ sowie jeden zweiten Sonntag die Sendung „Wonn de Adjuvanten blosen…“. Ansonsten gibt es noch im Dauerprogramm Sendeformate mit siebenbürgischem Schwerpunkt wie zum Beispiel die Sendung „Siebenbürgen, süße Heimat“, die jeden Tag von 13-15 Uhr gesendet wird. In diesem Sendeformat bringen wir siebenbürgische Musik, Chöre, Blasmusik und Mundartbeiträge aus dem Archiv von www.siebenbuerger.de sowie Märchen und Erzählungen aus Siebenbürgen.

Herr Schiel, Sie sind einer der Mitbegründer des Internetradios und immer noch dabei. Seit Beginn hat sich viel getan, auch bei den Moderatoren. Einige kamen neu hinzu, andere gingen. Was ist Ihre Erklärung für diesen Wechsel?

„Das einzig Beständige ist der Wandel“, hat mal jemand gesagt, und ich gehe konform mit dieser Einschätzung. Es ist normal, dass die Begeisterung und die Motivation der Mitarbeiter schwanken und nach einer gewissen Zeit nachlassen. Um eine zu große Fluktuation zu vermeiden, die auch immer mit einem großen Organisationsaufwand verbunden ist, versuchen wir unsere Mitarbeiter so gut wie möglich auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Lieber über einen längeren Zeitraum eine zweiwöchige Sendung oder nur einmal im Monat senden, als für einen kurzen Zeitraum wöchentlich oder gar täglich.

Wie kann sich solch ein gemeinnütziges Projekt über Wasser halten? Genügen die Mitgliederbeiträge, um GEMA-Gebühren und sonstige anfallende Kosten zu finanzieren?

Um dem Projekt eine sichere finanzielle Basis zu verschaffen und die Kosten nicht auf den Schultern einzelner Leute zu belassen, hatten wir dieses Projekt von Beginn an als Verein aufgebaut. Die Grundidee war, die GEMA-Gebühren von 30 € pro Monat auf alle zu verteilen. Bereits bei 12 beitragszahlenden Mitgliedern sind diese Gebühren gedeckt. Wir haben das Glück, einen Serverbetreiber in unseren Reihen zu haben, so dass wir unschlagbar günstige Konditionen aushandeln konnten. Im Moment können wir alle anfallenden Gebühren aus den Mitgliederbeiträgen decken, allerdings bleibt nicht viel Spielraum für größere Investitionen in Hard- und Software zum Ausbau des Projekts.

Auf der Homepage http://rti-radio.de/ berichten Sie über das Vorhaben, einen „Grundstückssender“ auf Schloss Horneck in Gundelsheim einzurichten. Konnten Sie diese Idee mittlerweile verwirklichen?

Nein, dieses Vorhaben wurde leider noch nicht umgesetzt. Geplant war ein Richtfunksender, der in Gundelsheim auf dem Grundstück einer Privatperson aufgebaut werden sollte. Von dort aus sollte ein Funksignal mit dem Radioprogramm von RTI zum Schloss gesendet werden. Das hätte den Heimbewohnern ermöglicht, unser Programm mit einem ganz normalen Radio zu empfangen. Insbesondere unsere Sendung „Siebenbürgen, süße Heimat“, die jeden Nachmittag ab 13.00 Uhr gesendet wird, ist für die Bewohner des Altenheims interessant.

Diese Sendung wird ja nun auch so ausgestrahlt ...

Genau, im Moment können die Bewohner des Altenheims in Gundelsheim in der Cafeteria unseren Sender hören, wo in Zusammenarbeit mit der Leitung des Altenheims die Möglichkeit dafür geschaffen wurde, den Sender via Internet zu empfangen. Wir hoffen, das Projekt noch umzusetzen, sobald wir die nötigen finanziellen Mittel und die Genehmigungen haben.

Im Gästebuch Ihrer Internetseite sind ausschließlich positive Einträge zu finden. Wie ist die allgemeine Resonanz?

Die kritischen Beiträge haben wir alle gelöscht! Nein, Spaß beiseite, wir sind selber überrascht gewesen über die große Anzahl von positiven Rückmeldungen, die uns erreicht haben und uns weiterhin erreichen. Es sind mehr als 150 Nachrichten im Gästebuch, die allesamt positiv sind und uns ermuntern, mit diesem einmaligen Projekt weiter zu machen.

Das Besondere an dem Sender ist, dass Sie kein gemeinsames Studio nützen, sondern dass sich fast alle Moderatoren ein eigenes Heimstudio eingerichtet haben. Sie zum Beispiel senden direkt aus Ihrem Wohnort Les Avenieres im Südosten Frankreichs. Wie gelingt trotz der Entfernung eine lückenlose Kommunikation?

Die Kommunikation mit den beteiligten Radiomachern wird fast zu 100% über das Internet abgewickelt. Selbst für die Telefonate, die manchmal notwendig sind, benutzen wir, unter anderem aus Kostengründen, Internettelefonie. Diese Art der Verständigung stellt besondere Anforderungen an die Beteiligten, aber durch die räumliche Verteilung ist es die einzige Lösung.

Angenommen, ich möchte Ihr Projekt unterstützen und meine eigene Sendung bei http://rti-radio.de/ ausstrahlen: Wie werde ich Moderatorin bei RTI?

Das wäre natürlich schön und ist ganz einfach: Zuerst kontaktieren Sie uns unter vorstand [ät] rti-radio.de. Dann klären wir die organisatorischen und technischen Fragen wie zum Beispiel, wann und wie oft Sie senden möchten und ob Ihr Rechner und Ihre Internetverbindung geeignet sind, um auf Sendung zu gehen. Nach einer kurzen Einarbeitungszeit mit Testsendungen auf unserem Testserver und dem notwendigen technischen Feintuning, bei dem wir selbstverständlich behilflich sind, steht einer eigenen Sendung bei RTI nichts mehr im Wege.

Danke für das informative Gespräch und viel Erfolg weiterhin!

Sendeplan von RTI als pdf-Datei (Download)

Schlagwörter: Medien, Internet, Internetradio

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Neueste Kommentare

  • 21.05.2010, 09:47 Uhr von Robert: Bei sooo vielen Hörern müsste der angebotene RTI-Stream bandbreit- und bitratenmäßig aufgerüstet ... [weiter]
  • 21.05.2010, 08:44 Uhr von Bäffelkeah: Danke für Ihre Reaktion, joker. Was aber bedeutet "ansehnliche Hörerzahlen"? 1000, 500, 100? [weiter]
  • 20.05.2010, 23:19 Uhr von joker: Vielen Dank für die Anerkennung! Was mich aber interessieren würde: Was haben denn die Anzahl der ... [weiter]

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