8. September 2010

49 Jahre für unsere Gemeinschaft verantwortlich

Die in der Nacht zum 27. August telefonisch in Traun eingelangte Nachricht, dass Konsulent Hans Waretzi in der Türkei am ersten Tag seines mit Gattin Maria angetretenen Urlaubes einem Herztod zum Opfer gefallen ist, traf die Familie und die Gemeinschaft der in Traun und in Oberösterreich lebenden Siebenbürger Sachsen wie ein Keulenschlag. Sie verbreitete sich binnen weniger Stunden im großen Freundeskreis des Verstorbenen und erschütterte jeden, der davon Kenntnis erhielt.
Es war (und ist) uns allen schwer vorstellbar, dass der bewegliche und im landsmannschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Leben seines Umlandes aktive Mann nicht mehr unter uns ist. Die Trauer unserer Gemeinschaft um Hans Waretzi und die Anteilnahme kirchlicher und behördlicher Stellen an seinem Heimgang ist groß. Denn der aus der sächsischen Gemeinde Wermesch in Nordsiebenbürgen stammende Bauernsohn hat nicht nur in landsmannschaftlichen Belangen Außerordentliches geleistet. Nach der Flucht mit der Familie in Traun ansässig geworden und im Kaufmannsberuf ausgebildet, wechselte er ins Bankfach, in dem er bis zum Direktor aufstieg und als geachteter Wirtschaftsfachmann in Pension ging. Seine vielen zuverlässig wahrgenommenen Funktionen in Vereinen und Körperschaften ließen ihn bald zu einer hochgeschätzten Persönlichkeit der Stadt Traun werden. Das von Gattin Maria, geborene Theiß aus Kallesdorf sorgsam gepflegte, stattliche Eigenheim der Familie Waretzi in der Siebenbürgerstraße war ein Mittelpunkt fröhlicher Geselligkeit und liebevoller sächsischer Brauchtumspflege.

Hans Waretzi (1939-2010) ...
Hans Waretzi (1939-2010)
Für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen ist der Heimgang unseres langjährigen Nachbarvaters von Traun, Landesobmannes von Oberösterreich und verantwortlichen Vereinsobmannes ein schwerer Verlust. Bei der im März dieses Jahres erfolgten Übergabe aller seiner Ämter an jüngere Landsleute hat Hans Waretzi, kurz und prägnant, wie es seine Art war, den Umfang seines Wirkens für die Siebenbürger Sachsen geschildert. Es begann 1961 in der siebenbürgischen Jugend Traun und führte nach den Ämtern als Schriftführer, Kassier und Nachbarvater 1977 zur Verantwortung als Landesobmann von Oberösterreich und seit 1995 als Vereinsobmann. Die von ihm in diesem halben Jahrhundert bearbeiteten Themen spiegeln die Geschichte der nach 1945 in Oberösterreich ansässig gewordenen Siebenbürger Sachsen. Sie betrafen neben den internen organisatorischen Problemen und Finanzfragen die Hilfeleistungen für die alte Heimat, den Lasten- und Härteausgleich, die Mitwirkung in verschiedenen Funktionen im Bundesausschuss der Landsmannschaft Österreich, Beratungen in der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen und die Organisation der Heimattage in Österreich und die Teilnahme an Kulturveranstaltungen in Deutschland, USA, Kanada und Siebenbürgen. Bis in die letzten Tage seines Wirkens war die Mitgliedschaft im Beirat der Stiftung der Heimatvertriebenen in Wien aktuell. Für sein beispielhaftes Engagement erhielt Hans Waretzi hohe Auszeichnungen, allen voran das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich sowie das Silberne Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich.

Dieser Kurzbericht über die an Umfang und Intensität kaum überbietbaren Gemeinschaftsleistungen des Verstorbenen klingt heute wie ein Vermächtnis. Es schließt mit einem Aufruf, so wie er bereit zu sein, für unsere Gemeinschaft gerne Verantwortung zu tragen und für sie zu leben. Einleitend hat Hans auch noch formuliert, woher er die Kraft nahm, diese Lebensleistung zu erbringen. Es sind dies das Vertrauen in das Gemeinschaftsleben der Nachbarschaften, die Aktivitäten der Jugendgruppen und der Musikkapellen, das Nahverhältnis zur Evangelischen Kirche, das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Siebenbürger Sachsen und die Pflege unseres Kulturgutes und Brauchtums, vor allem unserer Tracht. Dies alles sagte Hans Waretzi vier Monate vor seinem Tod. Er ist nun nicht mehr unter uns, aber sein Beispiel, seine Gedanken, seine Worte und Taten werden und sollen bei den Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich weiter leben, wirksam bleiben und uns zu Dankbarkeit verpflichten. Und wir alle bewahren in unseren Herzen sein Bild als liebevollen, fröhlichen und wertvollen Menschen und begleiten Maria in der Trauer um ihren Gatten.

Dr. Fritz Frank

Schlagwörter: Verbandsleben, Nachruf, Österreich

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