15. September 2011

Das Leistungsniveau des Verbandes sichern

Zehn Jahre lang konnte der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland den Mitgliedsbeitrag stabil halten dank einer klugen und sparsamen Haushaltsführung. Insbesondere die allgemeine Teuerungsrate und gestiegene Versandkosten machen nun eine moderate Beitragserhöhung um jährlich 6 Euro erforderlich. Der Bundesvorstand hat in seiner Sitzung am 12. März 2011 beschlossen, dem Verbandstag (am 12. und 13. November 2011 in Gundelsheim) die Erhöhung des jährlichen Mitgliedsbeitrages je Familie von derzeit 40 Euro auf 46 Euro ab Januar 2012 vorzuschlagen. Den Antrag zur Beitragserhöhung hatte Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff dem Bundesvorstand vorgelegt. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass unser Verband auch künftig seine Aufgaben und Leistungen ohne Abstriche bei Umfang und Qualität erfüllen kann. Christian Schoger fragt im Folgenden nach den Beweggründen für diesen Schritt, der auf einer sorgfältigen Abwägung von Notwendigkeit und Zumutbarkeit fußt.
Herr Graeff, die letzte Beitragserhöhung erfolgte 2002. 2012 soll der jährliche Mitgliedsbeitrag um 6 Euro steigen. Hat der Verein zu geringe Einnahmen bzw. zu hohe Ausgaben?
Im Moment steht unser Verband finanziell auf sicheren Beinen. Wir müssen allerdings bedenken, dass die berechtigte Erwartungshaltung der Mitglieder und die ständig wachsenden Aufgaben, denen wir uns stellen wollen, Handlungsfähigkeit erfordern. Satzungsgemäß beschließt der Verbandstag, das höchste Gremium unseres Verbandes, die Beitragshöhe. Da ein Verbandstag nur alle vier Jahre stattfindet, wird schon dieses Jahr der Beitrag für die Jahre 2012 bis 2015 festgelegt. Wir müssen also vorausschauend planen, um handlungsfähig zu bleiben.
Die Preisteuerungsrate seit der Einführung des Beitrages von 40 Euro im Jahre 2002 wird bis Ende 2011 rund 15% betragen. Der Verband ist in der Verwaltung, der Erstellung und dem Vertrieb der Siebenbürgischen Zeitung (SbZ) wie auch als Ausrichter von Veranstaltungen auf allen Ebenen (Bund, Landes- und Kreisverbände) von dieser Preiserhöhung betroffen. Eine Erhöhung des Beitrages um genau diese 15% bedeutet eine Erhöhung auf 46 Euro. Hinzu kommt, dass die Deutsche Post inzwischen 19% Mehrwertsteuer für Postvertriebsstücke erhebt. Seit Mitte 2010 muss der Verband für die Versendung der Siebenbürgischen Zeitung jährlich 30.000 Euro mehr an Portokosten aufbringen.

Gibt es angesichts der gestiegenen Ausgabenpositionen Erfreuliches von der Einnahmenseite zu vermelden?
Leider nicht. Die Zahl der seit 2002 neu beigetretenen Mitglieder – es sind 4150 – gleicht den Mitgliederrückgang durch Ableben nicht aus. Im Januar 2002 hatte unser Verband 24.722 zahlende Mitglieder, Januar 2011 waren es nur noch 22.060, einschließlich der 460 beitragszahlenden SJD-Mitglieder. Daraus lassen sich jährliche Mindereinnahmen des Verbandes von rund 106.500 Euro errechnen.

Die angestrebte Beitragserhöhung würde also rein rechnerisch die von Ihnen angeführten Mindereinnahmen nahezu auffangen.
Ich habe bloß Beispiele des Bereichs „Finanzen“ genannt, der sich im Grunde genommen viel komplizierter gestaltet: Die zu erwartenden höheren Beitragseinnahmen werden ja nur teilweise dem Bundeshaushalt gutgeschrieben. Denn die von den Landesverbänden eingezogenen Mitgliedsbeiträge werden auf Kreis-, Landes- und Bundesebene aufgeteilt. Für die Bundesebene entfällt ein Anteil auf den Betrieb der Geschäftsstelle, auf die Erstellung und den Versand der SbZ sowie auf das Sozialwerk.
Der dem Sozialwerk zufließende Betrag wird wiederum anteilig für soziale Zwecke – vorwiegend Altenhilfe – und für kulturelle Zwecke verwendet. Aus diesem „Kulturetat“ werden z.B. die vom Bund veranstalteten Kulturprojekte und die Stelle des Bundeskulturreferenten bezuschusst; und ich habe in diesem Zusammenhang die gegenüber 2002 gestiegenen Ausgaben der Landes- und Kreisgruppen nicht angeführt. Dem Bundesvorstand ist jedoch bekannt, dass manche wichtige Vorhaben in den Untergliederungen wegen unzureichender Finanzierung nicht durchgeführt werden konnten, es also da erhöhten Bedarf gibt. Die Beitragserhöhung soll also auch an der Basis, in den Kreisgruppen, mehr Handlungsfähigkeit herbeiführen.
Wenn wir den Satzungszielen unseres Verbandes nachkommen wollen, dürfen wir uns nicht bloß verwalten, sondern wir sollen und wollen vor allem siebenbürgische Kultur und Traditionen pflegen.

Hätte dann die Beitragserhöhung nicht kräftiger ausfallen müssen?
Für einige Mitglieder, deren Erwartungshaltung gegenüber dem Verband manchmal recht überzogen erscheint, schon. Denn einige betrachten die Mitgliedschaft gleichsam als eine Art Versicherung, die bei allen Widrigkeiten des Lebens rettend einspringt, egal um welches Problem es sich handelt, das in Deutschland, in Rumänien oder sonst wo auf der Welt geregelt werden muss. Aber zurück zu Ihrer Frage: Dem Bundesvorstand ist bewusst, dass 46 Euro im Jahr für einen Großteil unserer Mitglieder gemessen an ihrem Einkommen ein Betrag ist, der ins Gewicht fällt.
Deshalb soll der Beitrag nur um das Notwendige erhöht werden. Der Verband wird – wie bisher auch – ein sparsames und gut überlegtes Geschäftsgebaren praktizieren. Einsparmöglichkeiten sollen auch weiterhin genutzt werden, so wie uns das bei der Senkung der Druckkosten der Siebenbürgischen Zeitung auf weniger als die Hälfte gegenüber 2002 gelungen ist. Na ja, und dann hoffen wir, dass noch mehr Landsleute erkennen, dass es für die Existenz des Verbandes nicht reicht, dass er gebraucht wird. Er wird nur so lange bestehen, wie jeder Einzelne ihm als Mitglied angehört und ihn finanziell und mitwirkend unterstützt. Hierfür werden wir weiterhin engagiert werben.

Was nährt Ihre Zuversicht, dass die geplanten Maßnahmen künftig greifen?
Heute ist der Verband sehr lebendig. Man beachte nur die erfolgreiche Arbeit der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland, was gerade auch die neu gegründeten Kinder- und Jugendgruppen belegen, oder die vielen Veranstaltungen in den Kreisgruppen, über die unsere SbZ ausführlich berichtet. Weltweit präsent sind wir durch den Internetauftritt unseres Verbandes. Damit das so bleibt, ist die geplante Beitragserhöhung notwendig. Und ich komme auf die SbZ zurück: Derzeit erscheinen die zwanzig jährlichen Folgen in einer durchschnittlichen Stärke von 32 Seiten je Ausgabe, mit denen der Verband über unsere Gemeinschaft hinaus auch die bundesdeutsche Öffentlichkeit informiert. Diesen Umfang und auch das Niveau möchten wir noch lange beibehalten. Und ich habe die Zuversicht, dass uns das gemeinsam gelingen wird.

Das wünschen wir uns alle.

Schlagwörter: Verbandspolitik, Verband, Verbandstag 2011

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