3. Oktober 2011

Interview mit Bundesjugendleiter Elmar Wolff: "Es macht Spaß, dabei zu sein"

Im Oktober 2010 wurde Elmar Wolff (28 Jahre alt, geboren in Fogarasch, aufgewachsen in Großschenk) zum neuen Bundesjugendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) gewählt. Im Vorfeld des SJD-Volkstanzwettberbs und 25-jährigen Jubiläums am 29. Oktober in Bad Rappenau sprach Lea Knopf mit ihm über aktuelle Entwicklungen und Zukunftsperspektiven der Jugendarbeit im Verband der Siebenbürger Sachsen.
Herr Wolff, seit knapp einem Jahr sind Sie Bundesjugendleiter. Was hat Sie motiviert, sich in der SJD zu engagieren?
Mit meinen Eltern war ich auf siebenbürgischen Bällen und vor elf Jahren kam ich in die siebenbürgische Jugendtanzgruppe München. Zufällig habe ich durch einen Bericht in der Siebenbürgischen Zeitung von einem Föderationsjugendlager erfahren. Mit meinem Entschluss, daran teilzunehmen, hat sich das intensivere Engagement entwickelt. Erst dort habe ich gemerkt, wie toll dieser Zusammenhalt ist. Dass man sich sehr gut versteht, obwohl eigentlich nur die Wurzeln gleich sind. Man kennt sich vorher nicht, aber es verbindet einen etwas.

Lassen sich in der Jugend bezüglich der Bereitschaft zum Mitwirken bestimmte Tendenzen erkennen?
Wir haben jährlich steigende Mitgliederzahlen, mittlerweile sind wir knapp über 540 SJD-Mitglieder. Man merkt, dass jetzt ein Zeitpunkt gekommen ist, wo die meisten hier geboren sind und nicht mehr in Siebenbürgen. Trotzdem besteht das Interesse, bei verschiedenen Veranstaltungen dabei zu sein.

Was tut die SJD, um Jugendliche für die Teilnahme an Veranstaltungen zu gewinnen und ihren Einstieg in die siebenbürgische Gemeinschaft zu erleichtern?
Prinzipiell kann jeder, per E-Mail oder mit Hilfe eines bei Programmen ausliegenden Fragebogens, Vorschläge machen, was für Veranstaltungen durchgeführt werden sollten. Die meisten Aktionen sind offen für alle Interessierten, eine Mitgliedschaft in einer Gruppe ist keine Voraussetzung. Über uns kann man erste Kontakte knüpfen, um z.B. in eine Gruppe zu finden.

Welche Art von Aktivitäten bieten Sie an?
Wir haben die ganze Palette, vom kulturellen (z.B. Volkstanzseminar) bis zu Freizeitaktivitäten (z.B. Segelfreizeit). Wir versuchen, ein breit gefächertes Angebot zu gestalten. Wenn keine Vorschläge kommen, was gewünscht wird, ist es natürlich schwierig, allen gerecht zu werden. Das Etablierte wie die jährliche Skifreizeit und den Volkstanzwettbewerb versuchen wir natürlich auch weiterhin anzubieten.

Auf der Internetseite der SJD findet man ein Zitat von Wolf von Aichelburg: „Zeitgemäß sein ohne mit den Traditionen zu brechen“. Wie schaffen Sie es, Bräuche und die von der Jugend erwartete Modernität zu vereinen?
Wir versuchen, mit Freizeitaktivitäten den Jugendlichen zu zeigen, dass wir wunderbar zusammen Spaß haben können. Daraus entwickelt sich dann häufig ein Interesse an traditionellen Gegebenheiten, beispielsweise das Tragen einer Tracht. Es kommt auch vor, dass Teilnehmer ihre Freunde zum Mitmachen bewegen und letztendlich alle Freude daran haben. Langweilige Veranstaltungen gibt es bei uns eigentlich nicht.
Elmar Wolff beim Heimattag 2011 in Dinkelsbühl. ...
Elmar Wolff beim Heimattag 2011 in Dinkelsbühl. Foto: Don Alfredo
Wie sieht es in der SJD mit Veranstaltungen aus, die auf den Austausch der Generationen der Siebenbürger Sachsen abzielen?
Es gab schon mehrere Veranstaltungen, an denen unterschiedliche Altersklassen teilgenommen haben, z.B. von der SJD-Bayern eine gemeinsame Fahrt nach Luxemburg, die gerade deswegen etwas Besonderes war, denn es wurde viel zusammen gesungen, getanzt, gelacht und natürlich auch über Siebenbürgen geredet.

Auf der Bundesjugendleitungssitzung 2008 wurde angeregt, auch Jugendliche ohne siebenbürgischen Hintergrund in die Mitgliederwerbung einzubeziehen. Haben sich diesbezüglich seitdem Fortschritte ergeben?
Die Konzentration liegt auf Jugendlichen mit Vorfahren aus Siebenbürgen, die jedoch häufig Freunde ohne derartige Wurzeln mitbringen. Wenn Interesse besteht, sind diese natürlich auch jederzeit herzlich willkommen.

Beim letztjährigen Jungsachsentag regte Ihr Vorgänger Rainer Lehni eine stärkere Vernetzung weltweiter Jugendverbände an. Was hat sich bis zum jetzigen Zeitpunkt auf diesem Gebiet ergeben?
Dieses Jahr haben wir uns noch kaum damit beschäftigt, da wir durch die Vorbereitungen auf unser Jubiläum und den Volkstanzwettbewerb sehr stark eingespannt sind. Aber natürlich besteht die Planung weiterhin. In diesem Jahr fand auch wieder das Föderationsjugendlager mit Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, den USA, Kanada und Siebenbürgen statt. Zwar kann ich nicht garantieren, dass die engere Vernetzung schon im nächsten Jahr erreicht werden kann, da wir zunehmend auch für die ganz Jungen ein Programm anbieten möchten, aber wir bemühen uns, das Ziel schnellstmöglich zu erreichen.

Sie planen also, schon den Kleinen etwas Siebenbürgisches mit auf den Weg zu geben.
Wir merken, dass uns in der Altersklasse zwischen zehn und achtzehn Jahren Mitglieder fehlen. Die Jüngeren einzubeziehen hat das Ziel, ihnen spielerisch unsere Gemeinschaft vorzustellen. Eine Teilnahme an traditionellen Programmen kommt dann oft von ganz alleine.

Landesgruppen der SJD gibt es bis jetzt in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz/Saarland. Wird auch in anderen Bundesländern versucht, solche Gruppen aufzubauen?
Landesgruppen der SJD kommen dort zustande, wo es Jugendliche gibt, die etwas organisieren und auf die Beine stellen wollen. Wir freuen uns, wenn man uns auch aus anderen Bundesländern kontaktiert, um vor Ort derartige Strukturen aufzubauen. Wir würden das gerne unterstützen. Bis jetzt gibt es jedoch wenig Rückmeldung, was wahrscheinlich auch mit dem großen Zeitaufwand eines solchen Ehrenamtes zusammenhängt. Ich habe angeregt, dass der Bundesvorstand und eventuell auch die ältere Generation uns in den weniger aktiven Bundesländern bei der Organisation von Programmen zur Seite stehen und gemeinsam mit uns Anlaufstellen für interessierte Jugendliche aufbauen.

Sie sprechen die Kooperation an. Wie funktioniert die SJD im Gesamtpaket des Verbandes?
Die angesprochene Kooperation ist erst seit kurzem im Gespräch. Prinzipiell bekommen wir in jeder Art und Weise Unterstützung. Der Verband wird ohne die Jugend früher oder später nicht mehr so existieren und deswegen muss natürlich auch auf die Interessen der Jugend eingegangen werden.

Welche Ziele ergeben sich in der SJD für die nahe Zukunft?
Natürlich sollen die Mitglieder mit unserer Arbeit weiterhin zufrieden sein. Es wäre schön, wenn sich die Vielfalt an Veranstaltungen so weiterentwickelt wie in der letzten Zeit und die Teilnehmer immer mit Freude dabei sind. Wir streben weiterhin an, die Mitgliederzahl zu erhöhen, die Zusammenarbeit mit weltweiten Jugendverbänden zu erweitern und noch mehr mit den Kindern zu arbeiten.

Angenommen, es käme jemand zu Ihnen und würde fragen: „Warum soll ich SJD-Mitglied werden?“ – Was fällt Ihnen dazu ein?
Uns zeichnet natürlich der Zusammenhalt aus. Darüber hinaus ist es ein gutes Gefühl, Leute aus anderen Regionen kennen zu lernen und gemeinsam einen Beitrag zu leisten, Tradition und Brauchtum in die jüngeren Generationen hinüber zu retten. Und das Wichtigste: Es macht Spaß, dabei zu sein.

Schlagwörter: Verbandstag 2011, Jugend, SJD, Jugendarbeit

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  • 03.10.2011, 10:38 Uhr von Melzer, Dietmar: Einfach, toll, mach bitte weiter so,lieber Elmar. Für die Zukunft wünsche ich Dir, lieber Elmar, ... [weiter]

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