4. August 2013

Im Dienste der Vermittlung: Ehemaliger Gymnasiallehrer Manfred Huber wurde 70

Wenn der Beruf des Lehrers mit echter Berufung ausgeübt wird, dann ist das ein Glücksfall für seine Schüler, aber auch für viele weitere Kreise, denn Berufung kennt keinen Stundenplan und keine Verbannung im Rentenalter, man hat sie „lebenslänglich“. Das Leben von Manfred Huber begann am 2. Juli 1943 in Hermannstadt, im gutbürgerlichen Elternhaus in nächster Nachbarschaft zu den Hartenecktürmen, zum Naturwissenschaftlichen Museum und zu dem damals abgebrannten Theater.
Nach dem Abitur an der Brukenthalschule studierte er in Bukarest Geschichte und Archäologie, um später wissenschaftlicher Mitarbeiter am Brukenthalmuseum zu sein, was damals aber wegen seiner sächsischen Herkunft nicht möglich wurde. Er sollte Lehrer an verschiedenen Schulen in Hermannstadt werden. Seine Schüler behalten die Stunden mit ausgezeichnetem Anschauungsmaterial zu fast jedem Thema der Weltgeschichte, seine begeisterungsfähige, lebhaft-humorvolle pädagogische Vermittlungsweise in bleibender Erinnerung. Zusätzlich fand er Wege der Wissensvermittlung über sächsische und rumänische Geschichte als freier Mitarbeiter der Kulturredaktionen von Neuer Weg, Volk und Kultur und vor allem Hermannstädter Zeitung. Sein Ziel, gemeinsam mit anderen Historikern über die Karpatenrundschau und ihren Einfluss die Geschichte der „mitwohnenden Nationalitäten“ in rumänische Lehrbücher aufzunehmen, misslang „und ist bis heute nicht gelungen“(M.H.).

Von 1971 bis 1973 leitete er die drei deutschsprachigen Vortragsreihen an der Volkshochschule Hermannstadt, und im Großen Saal der Astra-Bibliothek konnten hervorragende Persönlichkeiten des deutsch-sächsischen Kulturlebens als Gastlektoren wirken, so dass z. B. im Jahr 1974 in 20 Vorträgen 1600 Zuhörer anwesend waren.

Manfred Huber. Foto: Nora Huber ...
Manfred Huber. Foto: Nora Huber
1977 erfolgte die Ausreise mit seiner Frau Nora, geb. Miess, und den beiden Kindern: „leicht war der Anfang nicht“, sagt er, der Weg ins Lehramt im baden-württembergischen Freiburg gelang nur über die Hürden eines erneuten Staatsexamens und das zusätzliche Studium der Theologie. Aber dann wurde er am Freiburger „Wentzinger-Gymnasium“ verbeamtet, wo es ihm gelang, durch Aktionen wie 1983 die „Tage der Deutschen aus Rumänien“ öffentliches Interesse und Verständnis für die Landsleute in Deutschland wie in Rumänien zu wecken, in dem Maße, dass an dem Gymnasium Rumänisch als Abiturprüfungsfach (2. Fremdsprache) eingeführt wurde, eine große Erleichterung für die aus Rumänien nach Freiburg ausgewanderten Gymnasiasten.

Im spannungsreichen Winter 1989, Rumänien stand im Fokus der Öffentlichkeit, organisierten Vater und Sohn Huber eine Demo auf dem Münsterplatz, in deren Folge eine große Hilfsaktion gemeinsam mit dem Diakonischen Werk, den Wentzinger-Schulen und Freiwilligen, auch aus Bötzingen und Singen, startete; drei Hilfskonvois fanden den Weg nach Siebenbürgen.

Seine 20 Jahre währende ehrenamtliche Tätigkeit für die Kreisgruppe Freiburg der damaligen Landsmannschaft begann 1979 mit der Verantwortung für das Jugendreferat, dann das Kulturreferat und dem Vorsitz von 1985-2000, eine Zeit, in der mit und für die damals rund 350 Mitglieder eine äußerst erfolgreiche Kultur-, Öffentlichkeits- und soziale Arbeit betrieben wurde. Triebfeder war das Ehepaar Huber mit einem engagierten Team.

Von 1984-89 war Manfred Huber Landeskulturreferent, und die Stuttgarter Vorträge nahmen ihre bis heute bestehende Tradition auf. In Erinnerung bleiben auch die großen Chortreffen auf Landesebene. 1998 wurde Manfred Huber mit dem Goldenen Ehrenwappen der Landsmannschaft geehrt.

Sein Wissen über die alte Heimat und die Faszination der Weltkultur und -geschichte teilte er in all den Jahren in öffentlichen Vorträgen der Badischen Zeitung, als Mentor von Studienreisen, in wissenschaftlichen Beiträgen (Studien über Römische Triumphbögen im italienischen Electa-Verlag) mit, seine ungebrochene Verbundenheit zur alten Heimat zeigt sich in den zahlreichen Siebenbürgen-Fahrten und dem Engagement, mit dem er dortige Entwicklungen festhält und in seinen Vorträgen vermittelt: begeisternd, unterhaltsam und lehrreich vor allem. Gründungsmitglied der HOG Hermannstadt, organisiert er auch selbst in Freiburg ein Treffen für weltweit verstreut lebende Hermannstädter, 2015 wird es das 10., ein Jubiläum, sein. Zu seinem eigenen Jubiläumsfest 2013 gratulieren wir zu allem erfolgreich Erreichten und wünschen herzlich weiterhin ungebrochene Kraft und Engagement – auch für unsere Gemeinschaft!

Karin Servatius-Speck

Schlagwörter: Porträt, Geburtstag, Lehrer, Hermannstadt, Freiburg

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