28. November 2014

Salti und Medaillen für die Jugend: Nora Huber wurde 70

Im Kreise ihrer Familie und ihrer Freunde in Freiburg im Breisgau vollendete die Sportlehrerin Nora Huber, geborene Miess, am 4. November das siebte Lebensjahrzehnt.
Geboren als vierte Tochter der Gerda Miess und des Kronstädter Unternehmers Gerhard Miess, verbrachte sie eine unbeschwerte Kindheit am „Berg“, in Sichtweite der Schwarzen Kirche in Kronstadt. Von Enteignung und Zwangsevakuierung blieb die Familie nicht verschont. Trotzdem waren die drei Klassen und das Dorfleben bis 1954 in Honigberg eine wunderbare Zeit. Nachher wurde Hermannstadt ihr Zuhause. Von Jugend an war die Jubilarin dem Sport verbunden und gelangte über das Leistungsturnen bei dem beliebten Turntrainer Adolf Mathias zum Kunstspringen, das in der k. u. k. Militärschwimmschule seine Anfänge hatte. Der Wechsel 1958 wurde durch eine politische Entscheidung bedingt. Die Schülerin Nora, die bis dahin in der Turnerelite die A. Mathias trainierte, musste auf Anweisung der Partei ihren Verein verlassen. Ihrem späteren Trainer Norbert Hatzack, der das junge Talent erkannte, war ihre Aufnahme im Kunstspringen zu verdanken. Trotz herausragender Leistungen von 1962-63 (u.a. Landesmeisterin vom Turm und Drei-Meter-Brett) verhinderte das „System“ ihre Teilnahme an Wettkämpfen im Ausland.
Nora Huber im Westbad Freiburg, 2014. Foto: ...
Nora Huber im Westbad Freiburg, 2014. Foto: Manfred Huber
Mit ihren Erfolgen setzte sie die Hermann-städter Springertradition fort. Die spätere Sportlehrerin Magda Udvary, geborene Schneider, war 1953 erste Landesmeisterin aus Hermannstadt, Elke von Hochmeister, geborene Schneider, war mehrmalige Jugendmeisterin und 1962-63 wurde Nora Miess damals letzte Landesmeisterin der Stadt am Zibin. Zusammen mit den männlichen Stars der 50er bis 70er Jahre (Norbert Hatzack, Herbert und Klaus Wittenberger, Ghiță Banu, Ion Ganea, Gerhard Fabich) teilten sie sich die publikumswirksamen Trainigsstätten im Volksbad und dem olympischen Strandbad mit Zehn-Meter-Sprungturm (der heute auf fünf Meter gekappt ist und als Disko die badende Jugend animiert).

Schon während des Studiums an der Bukarester Sporthochschule (ICF) wurde sie in die Olympiamannschaft für Tokio 1964 nominiert, ohne dass das Team die Reise jedoch antreten konnte, der Titel „Verdiente Meisterin des Sports“ wurde ihr verliehen und 1964 wurde sie als Sportlehrerin an der Sportschule in Hermannstadt tätig (ihre Schülerin Sandra Hociotă wurde Fünfte bei der Moskauer Olympiade).

Nach ihrer Ausreise mit Ehemann und den zwei Kindern 1977 wirkte Nora Huber als Diplom-Sportlehrerin im Wentzinger Gymnasium in Freiburg bis zur Rente 2007 und als Trainerin im Freiburger Turnverein von 1844, dem größten südbadischen Sportverein, wo sie auch heute noch die Vereinsjugend trainiert.

Bemerkenswert ist die Spannbreite ihres Wirken: Die ersten Aktiven der A-Lizenz-Trainerin gehörten dem Jahrgang 1953, die zurzeit Jüngsten sind Jahrgang 2003. In ihrer 48-jährigen Laufbahn als Trainerin „hüben und drüben“ sammelten ihre jugendlichen Schützlinge, nachdem sie Schrauben, Salti und Eintauchen trainiert hatten, serienweise Titel, Punkte und Medaillen in Aachen, Rostock, München und Berlin, vor allem in Baden-Württemberg bei Süddeutschen und Deutschen Meisterschaften, unterstützt von ihrem Ehemann Manfred Huber als Fahrer, Fotograf, Berichterstatter und Betreuer.

Die Schulfeste ihres Freiburger Gymnasiums prägte Nora Huber mit choreographischen Einlagen (Carmina Burana von Carl Orff) und näherte sich schon als Lehrerin den chinesischen Bewegungsformen Tai-Chi und Hui-Chi-Gong, als Gegenpol zum Leistungssport. Ihre tänzerische und turnerische Begabung setzte sie 30 Jahre lang in der Volkshochschule Waldkirch um, die Vereinsdamen in Buchholz gehören mittlerweile zu ihrem Freundeskreis genauso wie viele ihrer siebenbürgischen Schulkollegen und Landsleute aus Freiburg. Im Jugendreferat der Landsmannschaft war sie 1982-84 tätig, unterstützte ihren Mann (Vorsitzender der Kreisgruppe Freiburg von 1985-2000) u.a. mit Einsätzen für die Tanzgruppe oder beim großen Konvoi der Wentzinger Schulen nach Rumänien 1990.

Eingebettet in ein reges Familienleben mit zwei Kindern, zwei Enkelkindern, vier Schwestern und deren Ehemännern sowie ihrer 101-jährigen Mutter, wünschten der Jubilarin Vereine, Familie und Freunde am 4. November alles erdenklich Gute zum 70. Geburtstag.

FH

Schlagwörter: Sportgeschichte, Schwimmen, Porträt, Frauen, Geburtstag

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