3. Februar 2017

Nachruf auf Erwin Seiler, international erfolgreicher Motorradrennfahrer

Erwin Seilers Lebensweg ist zu Ende gegangen. Am 7. Oktober 2016, am Tage seines 80. Geburtstags, nahmen wir Abschied von ihm im Rahmen einer Trauerfeier in München. Wer war eigentlich Erwin Seiler? Was hat ihn geprägt und zu der Persönlichkeit werden lassen, die wir ein Stück seines Lebens begleitet haben, kennenlernen, lieben, achten und bewundern konnten?
Erwin Seiler, geboren am 7. Oktober 1936 in Hermannstadt, ist ein Teil der Jugenderinnerungen vieler Hermannstädter und Kronstädter aus den Jahren 1950 – 1960: tägliche Treffen beim „Generalloch“ und in der Heltauergasse, wilde Sprünge ins eiskalte Wasser in der „Schreyer Mühle“, Fußballspiel mit Lumpenball, Handballspiel in der 2. Liga am Turnschulgrund, Skifahren und Rennen auf der Găușoara, am Vidrighin oder in der Schulerau. „Der Schnee“, so sein Spitzname, war stets tonangebend und für jeden Spaß zu haben, sportlich begeistert und begabt.

Als Zwanzigjähriger kam er nach Bukarest, wo seine erfolgreiche Karriere als Motorradrennfahrer im In- und Ausland begann. Stolz hat er in unzähligen internationalen Motocross-Rennen und in sieben Weltmeisterschaftsläufen sein Vaterland vertreten und gute Ergebnisse erzielt, Siege in der Türkei, in Polen und Bulgarien, Frankreich, Belgien und Russland.

Erwin Seiler hat mit sehr großem persönlichem Einsatz und Mut, mit exzellentem fahrerischen Können und gesichertem technischen Wissen seinen Zuschauern höchst aufregende Stunden geschenkt. Die Sprünge des tollkühnen Fahrers und Draufgängers, die unerbittlichen Verfolgungsrennen und Aufholjagden auf den schwierigen schlammigen oder staubigen Pisten im Ragodatal (Valea Răgădăului) in Kronstadt, in Câmpina und Bukarest machten ihn zum Publikumsliebling. „Zailăr! Zailăr!“, skandierten seine begeisterten und treuen Fans. Häufig stand er auf dem Siegertreppchen und erhielt Titel wie „Meister des Sports“, „Sportler des Jahres“, Landes- oder Balkanmeister. Familiär gab es in diesen Jahren Veränderungen in Erwin Seilers Leben. Er lernte Margot Rieger kennen und lieben, 1965 wurde geheiratet. Beide konnten 1970 und später auch ihre Familien in die BRD auswandern. Ein glückliches Ereignis war die Geburt eines Sohnes in Jahre 1973.
Erwin Seiler im Urlaub in Venetien, Italien, ...
Erwin Seiler im Urlaub in Venetien, Italien, 2003.
Nun musste sich Erwin Seiler neu orientieren und als begeisterter Sportler, der er ja war, startete er in München im Winter- und Skisport eine zweite Karriere. In einem Zeitraum von 30 Jahren wurde er ein sehr erfolgreicher Verkaufsleiter in der Sparte Skiservicemaschinen. Jährliche deutschlandweite Händlermessen und Seminare in den Bergen ermöglichten ihm ein abwechslungsreiches und interessantes Berufsleben. Dank seines freundlichen Wesens, seines Pflichtbewusstseins, seiner Einsatzbereitschaft und nicht zuletzt wegen seines Humors konnte sich Erwin Seiler in der Skibranche einen guten Namen machen und wurde sehr geschätzt.

Unbedingt zu betonen ist sein Engagement im kleineren und größeren Freundeskreis. So organisierte er zwischen 1977 und 2012 den „Schneeball“ mit Büfett und Tanz siebzehn Mal. Zu diesen Treffen kamen die vielen Freunde aus Hermannstadt, Kronstadt und Bukarest immer gerne mit großer Begeisterung und Dankbarkeit.

Erwin Seiler war ein lebenslustiger, sehr geselliger Mann und schätzte es, von Freunden umgeben zu sein. Er bemühte sich erfolgreich um Kegel- und Rentnerrunden mit Freunden und Nachbarn. Wegen seines intensiven Sporttreibens litten Knie und Rücken und 1995 trat er in den wohlverdienten Ruhestand. In einem dottergelben VW-Bus und später in einem Wohnmobil unternahm er mit Familie und Freunden unzählige Reisen im europäischen Raum und verbrachte eine fröhliche, unbeschwerte Zeit. Weitere Reisen rund um den Globus verschönerten die gemeinsamen Rentenjahre.

Erwin Seiler war ein agiler und umtriebiger Mann, doch im Mai 2013 brachte die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit sein Lebensfundament ins Schwanken. Aber Erwin Seiler war ein Kämpfer und stellte sich der Herausforderung. Dank des ungebrochenen Vertrauens in das Ärzteteam, seiner Haltung und die seiner Familie und seiner Freunde gelang es ihm, Therapie und Rückschläge tapfer zu meistern. Dreieinhalb Jahre kämpfte er zuversichtlich, mit Energie, Mut und bewundernswerter Gelassenheit gegen dies harte Schicksal – und es wurden noch gute und erfüllte Jahre. Die Feier der Goldenen Hochzeit war ihm sehr wichtig und erfüllte ihn mit Stolz.

Im August 2016 kam Erwin Seiler überraschend ins Krankenhaus. Er besprach alles mit der Familie und sah seinem Lebensende diszipliniert und würdevoll entgegen. Diese Haltung zeigt Größe und innere Freiheit. Erwin Seiler starb am 28. September 2016 in Eichenau. Seine Persönlichkeit, seine Vielseitigkeit, seine Kämpfe und Siege, sein tapferer Optimismus, seine Liebe und sein Lachen werden ihn in unserer Erinnerung weiterleben lassen.

Margot Seiler

Schlagwörter: Sport, Motorrad

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