20. Januar 2025

Junge Siebenbürger Sächsin kandidiert für den Deutschen Bundestag: Fee Roth im Gespräch

Fee Roth wurde ⁠1996 in Bochum geboren und ist dort aufgewachsen, tief verwurzelt im Ruhrgebiet. Ihre familiäre Herkunft liegt aber in Großpold, Kronstadt und Reußmarkt in Siebenbürgen. Schon mit 16 Jahren wurde sie Mitglied der CDU und engagiert sich seither erfolgreich in der Politik. Am 18. November 2023 wurde sie zur CDU-Parteivorsitzenden in Bochum gewählt, ein Jahr später, am 25. November 2024, wurde sie zur Direktkandidatin im Bochumer Bundestagswahlkreis ihrer Partei nominiert und kurz danach, am 14. Dezember, wurde sie von der Landesvertreterversammlung der CDU Nordrhein-Westfalen auf den Listenplatz 23 der CDU-Landesliste gewählt. SbZ-Chefredakteur Siegbert Bruss führte ein Interview mit Fee Roth über ihre Ziele und Chancen bei der Bundestagswahl vom 23. Februar.
Fee Roth (CDU) kandidiert für den Bundestag. ...
Fee Roth (CDU) kandidiert für den Bundestag.
Wie stark fühlen Sie sich den Siebenbürger Sachsen verbunden?
Die Geschichte und lebendige Tradition der Siebenbürger Sachsen haben mich von klein auf geprägt. Wenn ich in Siebenbürgen bin und die wunderschönen bunten Häuser sehe, fühle ich mich auf eine besondere Art heimisch, obwohl ich nie dort gelebt habe. Ich bin mit Erzählungen über die jahrhundertealte Gemeinschaft und meine eigene Familiengeschichte aufgewachsen. Jedes Familientreffen ist auch immer eine sehnlichst erwartete Gelegenheit, den Geschichten wieder zu lauschen und bei typischen Speisen in Erinnerung an Kindheitstage zu schwelgen. Harlekin und Hanklich sind ein fester und nicht wegzudenkender Bestandteil von Feierlichkeiten. Diese Traditionen gebe auch ich weiter, wenn ich jedes Jahr meinen Freundeskreis zu einem siebenbürgisch-rumänischen Abend einlade – so möchte ich meinen Betrag dazu leisten, diese kulinarischen Kulturgüter weiterzutragen und die Geschichten am Leben zu halten. Es sind vor allem die Werte wie Fleiß, Zusammenhalt, Traditionsbewusstsein, Demut und Dankbarkeit, die mir meine Familie mit auf den Weg gegeben haben.

Sie sind schon sehr früh, im 16. Lebensjahr, Mitglied der CDU geworden. Welches war und ist Ihre Motivation, sich parteipolitisch zu engagieren?
Schon als junges Kind hatte ich immer viel Freude daran, den Debatten der Erwachsenen zu folgen, und je älter ich wurde, mich auch aktiv daran zu beteiligen. Daher war für mich dann als Jugendliche auch schnell klar: Ich muss mich engagieren, um noch besser argumentieren und diskutieren zu können. Dass ich mich dann für eine Mitgliedschaft in der CDU entschieden habe, hat vor allem zweierlei Gründe. Zum einen habe ich mich immer in der politischen Mitte wohlgefühlt, für die die CDU mit ihren christlich-sozialen, liberalen und konservativen Traditionen steht. Zum anderen erinnere ich mich gut an die Wahl von Angela Merkel als Bundeskanzlerin 2005 – als ich selbst noch zur Grundschule ging. Den Wahlabend und die Vereidigung habe ich mit meinen Eltern verfolgt und war beeindruckt von ihr. Da haben frühe Prägung und Vernunft bestens zusammengefunden. Dass ich mittlerweile selbst für den Bundestag kandidieren darf, macht mich stolz. Heute engagiere ich mich politisch, weil ich das Leben leichter machen möchte, und das geht in der Politik über konkrete Lösungen für Herausforderungen, mit demokratischer Teilhabe und Einsatz. Die CDU ist für mich bis heute die einzige Partei, die den Interessenausgleich schafft – zwischen Unternehmern und Beschäftigten, Jugend und Senioren, Frauen und Männern: Sie ist nach wie vor die große Volkspartei der Mitte, die Deutschland Stabilität gibt. Deswegen bin ich auch immer noch dabei und werde es auch bleiben.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, den Wahlkreis in Bochum zu gewinnen und in den Bundestag einzuziehen?
Mein Ziel ist klar: Ich möchte meinen Wahlkreis Bochum I nach 1957 erstmals für die CDU gewinnen. Der Gewinn eines Direktmandats in Bochum ist eine Herausforderung, aber keine unüberwindbare Hürde. Mut gibt mir, dass wir als CDU bei der Europawahl im Juni 2024 stärkste Kraft in Bochum geworden sind. Dass dieser Erfolg in das erste Jahr meiner Amtszeit als Parteivorsitzende fällt, freut mich. Denn er bestätigt mich darin, meinen eingeschlagenen Weg mit der CDU Bochum konsequent weiterzugehen: Fokus auf die Themen, die für Bochumerinnen und Bochumer wichtig sind und niederschwellig dazu in den Kontakt zu kommen. Eine Partei ist dann erfolgreich, wenn sie ansprechbar, sichtbar und tatkräftig ist. Wichtige Themen zu haben, hilft nur dann, wenn wir unsere Ideen auch zeigen und über unsere Visionen sprechen. Ich verstehe Parteien als Organisationen, die Probleme erkennen und den Weg dafür ebnen, diese zu lösen. Meine gute Platzierung auf der Landesliste ist auch ein Ausdruck der Wertschätzung für die Arbeit und meinen Kurs, die CDU in Bochum zu einer modernen Großstadtpartei zu machen.

Sie erklärten kürzlich, dass die CDU eine Vision für Bochum hat, sich als Mitmach-Partei etablieren und an den Alltagssorgen der Menschen orientieren will. Welche Themen bewegen die Menschen in Bochum, und wie können Sie ihnen eine Stimme im Bundestag geben?
Bochum ist eine Stadt, die lange von der Kohle- und Stahlindustrie geprägt war. Wir haben bewiesen, dass wir uns weiterentwickeln und der Strukturwandel gelingen kann. Inzwischen sind wir ein Innovationscluster im Bereich der IT und der Gesundheitswirtschaft. Wir profitieren als Universitätsstadt von den vielen Hochschulen in Bochum, die mit ihren rund 60 000 Studierenden viel Dynamik und neue Impulse durch die Zusammenarbeit von Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft ermöglichen. Dennoch trifft uns mit großen Produktionsstandorten von Thyssenkrupp die Deindustrialisierung und stagnierende Wirtschaft hart. Auch deswegen bewegen uns zunehmend die Themen rund um Wirtschaftsentwicklung sowie den Erhalt und die Schaffung von gut bezahlten Arbeitsplätzen. Damit hängt dann auch die Frage zusammen, wie wir bezahlbaren Wohnraum schaffen.
Es sind allerdings auch andere ganz alltägliche Bereiche wie Kitas und Schulen, Verkehr und Infrastruktur oder die Zukunft der Innenstadt. Als Abgeordnete im Bundestag kommt dann besonders die Herausforderung auf mich zu, die Rahmenbedingungen für die Stadt so mitzugestalten, dass der Strukturwandel auch künftig glückt und Bochum eine lebenswerte Stadt bleibt. Meine Aufgabe sehe ich auch darin, die speziellen Interessen Bochums und der Region hör- und sichtbar zu vertreten.

Die CDU/CSU haben am 17. Dezember ihr gemeinsames Wahlprogramm beschlossen. Angesicht der stagnierenden Wirtschaft, der inneren Sicherheit, die bedroht ist, dem schwindenden Vertrauen der Menschen in den Staat setzt die Union auf einen Politikwechsel. In welchen Bereichen des Wahlprogramms könnten Sie sich besonders engagieren?
Ein Politikwechsel gelingt nur, wenn wir grundlegend neue Weichen stellen und zahlreiche Stellschrauben verändern.

Sie waren im ambulanten und stationären Gesundheitswesen tätig und wirken nun beruflich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ruhr-Universität Bochum im Bereich der Medizinethik. Welche Akzente könnten Sie im Bundestag in der Gesundheitspolitik setzen?
Beruflich wie auch politisch widme ich mich seit vielen Jahren meinem Herzensthema: der Gesundheitsversorgung. Wie heißt es so schön? Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts. Die Alterung unserer Gesellschaft, der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, der medizinisch-technische Fortschritt und steigende Kosten stellen unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Wir brauchen eine flächendeckende und spitzenmäßige Gesundheitsversorgung in der Stadt und auf dem Land. Deswegen arbeite ich an Lösungen, damit wir die Pflegesysteme zukunftsfähig machen, Wartezeiten für Arzttermine verkürzen, die Medikamentenversorgung in Deutschland sichern sowie die Apotheken vor Ort erhalten. Denn was wir jetzt brauchen, ist, dass die Patientenorientierung in den Mittelpunkt rückt, auch im Sinne einer Arbeitsentlastung von Beschäftigten im Gesundheitswesen.

Die Siebenbürger erhoffen sich von der Politik unter anderem eine Förderung ihrer kulturellen Tätigkeiten gemäß § 96 des Bundesvertriebenengesetzes, die Beseitigung der Rentenungerechtigkeit, die durch die Kürzungen der Fremdrenten entstanden ist, und die Fortführung der Förderung der deutschen Minderheit in Rumänien. Inwiefern wären Sie bereit, die siebenbürgisch-sächsischen Anliegen durch Ihre Arbeit im Bundestag zu unterstützen?
Die siebenbürgische Kultur in die Zukunft zu tragen, ist mein persönlicher Wunsch. Dass ich mich daher auf politischer Ebene für eine angemessene Finanzierung zur Erhaltung und Vermittlung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturguts einsetze, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Das gilt sowohl für die Wahrung dieses reichen kulturellen und einzigartigen Erbes in Deutschland als auch für die Unterstützung der nach wie vor in Rumänien lebenden deutschen Minderheit. Fördermaßnahmen müssen darauf abzielen, die kulturelle Identität der deutschen Minderheit zu stärken sowie die deutsche Sprache und Kultur zu pflegen. Das gelingt uns beispielsweise durch die Unterstützung deutschsprachiger Bildungseinrichtungen und kultureller Projekte in Rumänien.
Um die bestehenden Benachteiligungen bei den Renten zu beseitigen, werde ich mich für eine Überprüfung und Anpassung der Fremdrentenregelung einsetzen. Ich empfinde es auch als meine Verantwortung, mich im Bundestag für diese Themen stark zu machen und darauf zu achten, dass sie im deutschen Parlament Gehör finden. Die Siebenbürger Sachsen erfüllen eine wichtige Brückenfunktion zwischen Deutschland und Rumänien. Diese müssen wir gezielt weiter stärken, auch im Hinblick auf die europäische Integration, von der wir alle profitieren können. Denn anhand der siebenbürgisch-sächsischen Geschichte kann die gesamte Gesellschaft viel über Minderheitenrechte, kulturelle Identität und eine erfolgreiche Integration lernen.

Sie können von den 202391 Wahlberechtigten im Wahlkreis 139 Bochum I gewählt werden. Besteht die Möglichkeit, dass Wähler in ganz Nordrhein-Westfalen Sie durch ihre Zweitstimme unterstützen?
Mit ihrer Erststimme können mich nur die Wählerinnen und Wähler im Wahlkreis 139 Bochum I, die also im Bochumer Süden, Südwesten, der Mitte oder Wattenscheid wohnen, direkt wählen. Jede Zweitstimme stärkt aber unser Team der CDU in Nordrhein-Westfalen und gibt mir Rückenwind, Bochum und unsere gemeinsamen Ziele der siebenbürgischen Gemeinschaft in Berlin stark zu vertreten! Ich freue mich daher über jede Stimme aus unserer siebenbürgischen Gemeinschaft.

Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg!

Schlagwörter: Interview, Politikerin, Nordrhein-Westfalen

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