28. Juni 2006

Initiativreich und hilfsbereit: Annemarie Puscher wird 70

"Mein Bestreben war, meinen Landsleuten, die Hilfe benötigen, helfend zur Seite zu stehen. Mein Motto lautet: Solange die ältere Generation besteht, ihr helfend beizustehen. Die Frauengruppe soll ihr Halt und Geborgenheit geben. Güter und Traditionen sollen bewahrt werden. Die Jugend soll sich ihrer Sprache und Sitten erinnern, sich jedoch in der neuen Heimat eingliedern."
Mit diesen Worten bezeichnet die am 3. Juli 1936 in Hermannstadt geborene Annemarie Puscher treffend ihr Lebenscredo nach ihrer Aussiedlung im Dezember 1977 (ihr Ehegatte Walter mit den zwei Kindern, ein Sohn, eine Tochter, kamen erst 1979 nach). Vorher war sie in Hermannstadt im Bürgermeisteramt-Finanzamt sowie in der Buchhaltung bei der Polizei tätig, nachher in Nürnberg bei Quelle.

Initiativreich und hilfsbereit: die 70-jährige Annemarie Puscher. Foto: Inge Alzner
Initiativreich und hilfsbereit: die 70-jährige Annemarie Puscher. Foto: Inge Alzner
Von Anfang an engagierte sich Annemarie Puscher aktiv in der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, inzwischen ist sie seit mehr als 28 Jahren Mitglied im Vorstand der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen. Sie gründete die erste Frauen- und Kindergruppe, verschickte mit Hilfe ihrer Familie die ganze Post und Zeitungen, packte für die Weihnachtsfeier die Päckchen. In Eibach wurden Pakete für Siebenbürgen zusammengestellt, ihre Frauengruppe stieg auf über 250 Mitglieder an. Ihr leider viel zu früh verstorbener Mann fuhr mit einigen Helfern und teilte die Pakete in Siebenbürgen aus. Das brachte uns auch viele Mitglieder für die Landsmannschaft, denn jeder, der Pakete beantragte, musste Mitglied der Landsmannschaft sein, berichtet Annemarie Puscher.

Zahlreiche Reisen ins In- und Ausland organisierte sie mit der Frauengruppe. Viele Politiker aller Parteien nahmen an den zahlreichen Feiern teil. Alle siebenbürgischen Altenheime besuchte und besucht sie immer noch, in vielen Pflegeheimen ist sie ehrenamtlich tätig. 1996 kandidierte sie für den Nürnberger Stadtrat und setzte sich viel für unsere Siebenbürger ein. "In den ersten Jahren hatten wir keine Unterstützung, die in diesen Jahren übersiedelten Menschen brauchten Hilfe. Sie waren krank an Leib und Seele. Sie trauten sich nicht zu den Ämtern zu gehen. Jahrelang füllte ich die vielen Antragsbögen aus. Das brachte mich auf die Idee der Integration, an alle Türen anzupochen und Hilfe für unsere Landsleute zu holen. Leider wurde ich mit meinen Ideen auch falsch verstanden und nicht immer ernst genommen", erläutert sie. Viele Höhen und Tiefen musste Annemarie Puscher überstehen. Sie hat nie aufgegeben, weil sie wusste, was unsere Landsleute brauchten. Etwa ein Haus der Heimat, ein Anliegen, das sie allen kompetenten Persönlichkeiten ans Herz legte: den Nürnberger Oberbürgermeistern Dr. Andreas Urschlechter oder Dr. Peter Schönlein, ebenso Dr. Günther Beckstein und zahleichen Stadträten. Für ihren Einsatz erhielt sie nach eigenem Bekenntnis auch oft "Rügen und Unverständlichkeit", aber aufgegeben hat sie nie.

Ehrungen gab es natürlich auch: von der Landsmannschaft das silberne und das goldene Ehrenwappen, 1994 von Ministerpräsident Edmund Stoiber das "Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste von im Ehrenamt tätigen Frauen und Männern", in dessen Verleihungsurkunde zu lesen ist: "In Würdigung langjähriger hervorragender Verdienste", von Bonn erhielt sie das Ehrenwappen und vom bayerischen Innenminister Dr. Günther Beckstein einen Zinnteller mit dem Nürnberger Wappen sowie das silberne Ehrenzeichen. Vom BdV, wo sie auch seit 1979 im Vorstand war, erhielt sie das Ehrenzeichen für 20-jährigen Einsatz. Vom Oberbürgermeister Dr. Peter Schönlein wurde sie 1996 mit ihrer Gruppe von über 270 Siebenbürgern ins Rathaus eingeladen.

Auf ihre Tätigkeit in unserer neuen Heimat ist sie stolz und möchte, mit Gottes Hilfe, solange sie kann, "für andere da sein und ihnen Freude bereiten". Wir wünschen Annemarie Puscher auch für die Zukunft viel Zufriedenheit, Schaffenskraft, Gesundheit und Ausdauer bei der Wahrnehmung gemeinnütziger Aufgaben.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Porträt

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