14. September 2006

Balduin Herter: Hornecker Grundsteine gelegt

Geschäftsführer des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL), Leiter der Siebenbürgischen Bibliothek auf Schloss Horneck in Gundelsheim, Mitredakteur der "Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde", Leiter der Sektion Genealogie sowie Schriftleiter der Zeitschrift "Siebenbürgische Familienforschung" - diese und weitere Funktionen hat Balduin Herter in vorbildlicher Weise über Jahre und Jahrzehnte ausgeübt. Anlässlich seines 80. Geburtstages am 15. September wird im Folgenden Herters vielseitiger Einsatz für die Kultureinrichtungen in Gundelsheim, aber auch für seine Zeidner Landsleute gewürdigt.
Ob sie wohl ahnten, was eines Tages daraus werden würde, als die Gründungsväter der Gundelsheimer Kultureinrichtungen 1963 die "Siebenbürgische Bücherei" aus Rimsting auf Schloss Horneck nach Gundelsheim brachten? Balduin Herter war dabei und betreute künftig zusammen mit Paul Philippi in seiner Freizeit die Bibliothek, die rasch an Umfang gewann und Beziehungen in alle Richtungen unterhielt. Die Publikationen des 1962 gegründeten Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, dessen Geschäftsführer Herter von aller Anfang an war, boten die Grundlage für intensive Tauschbeziehungen mit wissenschaftlichen Institutionen im In- und Ausland. Schließlich galt es, die Aufgaben, die zwischen 1840 und 1941 der Landeskundeverein und seit Beginn des 19. Jahrhunderts die Brukenthalbibliothek erfüllten, wiederaufzunehmen und auf bestmöglichem Niveau fortzuführen.

Balduin Herter. Foto: H. Dootz.
Balduin Herter. Foto: H. Dootz.
1970 schließlich gelang es dem Arbeitskreis, Herter hauptamtlich in Gundelsheim anzustellen: Als Referent für Transsylvanische Forschung des Stuttgarter Instituts für Auslandsbeziehungen war er zugleich Geschäftsführer und Bibliotheksleiter auf Schloss Horneck. Dank zuverlässiger Leitung schossen die Bibliotheksbestände genauso wie die Benutzerzahlen nun in die Höhe und Herters Arbeitsstelle wurde zum Nucleus, an den sich das Museum, das Archiv, das Nordsiebenbürgisch-Sächsische Wörterbuch, der Kulturrat, zeitweilig die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung und schließlich die Heimatortsgemeinschaften angliederten. Nicht zu vergessen die zahlreichen Bücher und Zeitschriften, deren Erscheinen von hier aus koordiniert wurde, und die Tagungen, die von hier aus geplant wurden - von einem abgelegenen Schloss in die Welt hinaus. Dass Gundelsheim am Neckar in der einschlägigen Wissenschaftslandschaft einen so guten Ruf hat, hat seinen Ursprung in Herters unermüdlichem und umsichtigem Wirken während über zwei Jahrzehnten. Dass er neben diesem Hauptberuf, der sich natürlich niemals auf eine tarifliche Stundenzahl beschränkte, noch vielfältige andere Verantwortung übernahm, ist aus dem anschließenden Beitrag von Hans Königes gut ersichtlich.

Mit der Verabschiedung in den Ruhestand 1991 aber hörte Balduin Herter nicht auf, für die Gundelsheimer Einrichtungen zu wirken. Nicht nur, dass er die Sektion Genealogie des Arbeitskreises und deren Zeitschrift "Siebenbürgische Familienforschung" über viele Jahre darüber hinaus noch leitete. Als Gründungsvorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek hat er diesen ab 1992 über ein Jahrzehnt lang geleitet und zu einer Institution werden lassen, ohne die die Bibliothek und das Institut bei der derzeitigen Lage der öffentlichen Kassen heute ihre Arbeit nicht mehr bewältigen könnten. Und schließlich hat Herter 1999 bei der Gründung der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek an zentraler Stelle Pate gestanden - beide, Stiftung wie Förderverein, sind heute Mitglieder des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats und die Hoffnungsstützen für die Fortführung der für die sächsische Kultur und Geschichte so wichtigen Einrichtungen in Gundelsheim. Dafür sei ihm, verbunden mit allen guten Wünschen zum großen runden Geburtstag, von Herzen Dank gesagt!

H. R.


Er hört nie auf, für siebenbürgische Ideen zu leben und zu arbeiten

Wie kaum ein anderer hat sich Balduin Herter für die siebenbürgische Landeskunde im Allgemeinen und für die Belange seiner Zeidner Nachbarschaft im Besonderen engagiert und eine Menge Akzente gesetzt, wie ihm sein Weggefährte Pfarrer Andreas Möckel bestätigte: "Jeder Zeidner in Zeiden verdiente die volle Unterstützung; denn das Leben ging und geht in Siebenbürgen weiter ... Aber auch in Deutschland verdiente jeder Zeidner Unterstützung und Zuspruch, der neu anfangen musste. Die Zeidner Nachbarschaft, der Zeidner Gruß, die genealogischen Forschungen, die Du angeregt und angefangen hast, vor allem die Vernetzung der Heimatortsgemeinden, das alles gehört hierher."

Balduin Herter kam am 15. September 1926 in Zeiden zur Welt. Im Januar 1945 wurde er von der Schulbank des Honterus-Gymnasiums weg nach Russland deportiert und 1947 nach Frankfurt an der Oder entlassen. Er übersiedelte 1948 nach Württemberg, wo er eine Gärtnerlehre absolvierte, übte jedoch den Beruf aus gesundheitlichen Gründen nie aus. So begann er 1951 im Archiv des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart zu arbeiten. Von 1958 bis 1970 war er im Verlagswesen tätig. Im gleichen Jahr wurde er der erste Geschäftsführer des AKSL und übernahm in Gundelsheim, wie oben ausgeführt, weitere Funktionen. Dass der Zeidner diese Tätigkeiten übernahm, war, wie es Professor Walter König, ein Weggefährte im AKSL, einmal formulierte, ein Glücksfall. 1953 gründete er die Zeidner Nachbarschaft, die als erste Heimatortsgemeinschaft der Siebenbürger gilt. Im gleichen Jahr fand auch das erste überregionale Treffen der Zeidner statt, ein Jahr später startete er mit dem ersten Heimatblatt, dem "Zeidner Gruß". Er übte die Funktion des Nachbarvaters bis 1980 aus und ist auch heute noch als Altnachbarvater ein wichtiger Impulsgeber für die Zeidner. Er gründete vor einigen Jahren den "Zeidner Ortsgeschichtlichen Gesprächskreis" (ZOG), der die Gemeindemitglieder für heimatkundliche Themen begeistern soll. Allein in diesem Jahr sind dadurch vier neue Bücher erschienen.

Von 1958 bis 1981 war er Vorstandsmitglied des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und deren Beauftragter für Baden-Württemberg. Als 1969 der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturrat eingerichtet wurde, übernahm er dessen Geschäftsführung. Zehn Jahre später fungierte er einige Jahre zusätzlich als Vorstandsmitglied der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung. Anfang der 80er Jahre erhielt auch die Arbeit der Heimatortsgemeinschaften (HOGs) durch Herters Ideen und Initiativgeist frischen Wind. So trafen sich 1980 in Stuttgart die Vertreter der Burzenländer Heimatortsgemeinschaften zu einem ersten Gedankenaustausch, der seither ständig fortgeführt wird, aus der Erkenntnis heraus, dass die HOGs ein wichtiges Bindeglied zwischen Landsmannschaft und deren Mitgliedern geworden sind. Auch nach dem Eintritt in den Ruhestand war und ist "Baldi" Herter auf einigen seiner Gebiete sehr aktiv geblieben. So beschäftigt er sich weiterhin mit dem Thema Familienforschung, neuerdings ganz besonders mit siebenbürgischen Wappen.

In Anerkennung seiner Verdienste wurde ihm 1988 das Bundesverdienstkreuz am Bande und, gerade in diesem Sommer, die "Goldenen Nadel" des HOG-Verbandes verliehen. Möglich wurde sein Engagement auch durch die Unterstützung seiner Familie, vor allem seiner Gattin Elfriede, geborene Dück, die ebenfalls aus Zeiden stammt. "Möge das ansteckende Engagement des Jubilars uns noch lange erhalten bleiben", hat ihm Professor König vor zehn Jahren gewünscht. Dem ist nur hinzuzufügen: "Nur da Gasand".

Hans Königes

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 14 vom 15. September 2006, Seite 9)

Schlagwörter: Kultur, AKSL, Gundelsheim, Zeiden, Genealogie

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