11. Oktober 2004

Richard Wagner

Richard Wagner wurde bei den Kommunalwahlen am 26. September auf der Liste der CDU mit knapp 48 Prozent in die Bezirksvertretung 10 in Düsseldorf wieder gewählt. Im Stadtteilparlament der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt erzielen die Christdemokraten damit 9 von 19 Sitzen und arbeiten in ihrer praktisch ausgerichteten Poltik eng mit Bündnis 90/Die Grünen zusammen. Der aus Kronstadt stammende Richard Wagner fungierte als Zweiter auf der CDU-Liste und wird damit zum zweiten Mal Sprecher der CDU-Fraktion.

"Dieser Gesellschaft, in der wir als Aussiedler so gut aufgenommen wurden, können wir ein gutes Stück zurückgeben, wenn wir uns in der Gesellschaft engagieren. Das kann man in der Kommunalpolitik viel besser als anderswo", begründet Richard Wagner sein Engagement. Als Vorsitzender der Kreisgruppe Düsseldorf der siebenbürgischen Landsmannschaft sieht er viele Berührungspunkte zur Politik. Ohne ein gewisses Maß an Idealismus könnte man keines der Ämter ausführen, auch in der Kommunalpolitik nicht. Allgemein habe das ehrenamtliche Engagement in Deutschland abgenommen. Das betreffe nicht nur die siebenbürgische Landsmannschaft, sondern auch die Kommunalpolitik. Teamarbeit sei überall gefragt.

Geboren wurde Richard Wagner am 15. März 1958 in Kronstadt und das Abitur machte er an der dortigen Honterusschule 1977. Im Dezember 1978 reiste er nach Düsseldorf aus, wo er Anglistik und Romanistik an der Heinrich-Heine-Universität studierte. Schon als Student arbeitete er für die Rheinische Post, die größte Zeitung vor Ort. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er mit Lokalnachrichten, in der Beilagenredaktion und Bildschirmtextzeitung, dem Vorläufer der heutigen Internetzeitungen. Berufliches Vorbild für den jungen Kronstädter war sein Vater Alfred Wagner, der als Redakteur bei der Volkszeitung und nachmaligen Karpatenrundschau in Kronstadt gearbeitet hatte und auch in Düsseldorf als Journalist tätig war. Alfred Wagner wirkte jahrelang auch als Vorsitzender der Kreisgruppe Düsseldorf. So erlebte der Sohn aus der Familie heraus, was landsmannschaftliche Arbeit bedeutet. Richard Wagner wuchs in diese Rolle hinein. Er machte zunächst in der Tanzgruppe und Theatergruppe aktiv mit, und als sein Vater im Mai 1998 die Leitung in jüngere Hände geben wollte, wurde er zum Kreisgruppenvorsitzenden gewählt. Im letzten Jahr wurde er zudem Stellvertretender Vorsitzenden der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen. Die Erfahrungen der Kreisgruppe könne er gut in den Landesvorstand einbringen, beide Ämter machten ihm viel Freude.

In der Landsmannschaft setzt Richard Wagner auf Modernisierung der Strukturen und elektronische Verwaltung. Althergebrachte Sitten und Bräuche stoßen seiner Ansicht nach vor allem in Großstädten an ihre Grenzen: „Hier haben wir das Problem, dass unsere Landsleute sehr gut integriert sind und den Bezug zur Landsmannschaft teilweise verloren haben.“ Junge Mitglieder zu gewinnen, sei daher „unsere Hauptfront, wo wir kämpfen“.

Beruflich ist der 46-Jährige als freier Journalist tätig. In einem Netzwerk übernimmt er den Part der Öffentlichkeitsarbeit und der digitalen Archivierung. Als Journalist wollte er neutral bleiben und hielt sich von Mitgliedschaften in irgendwelcher Partei fern. In seinem Stadtteil Hellerhof hatten die Bürger jedoch ein Problem mit der damaligen Politik, die das Viertel „massiv zubauen“ wollte. Deshalb schlossen sich die Bürger zu einer Initiative zusammen, und Wagner erkannte damals, „dass man nur dann etwas bewegen kann, wenn man im Boot sitzt“. So stieg er in die Kommunalpolitik ein und wurde 1996 CDU-Mitglied. Zwei Jahre später wurde er in den Ortsvorstand gewählt, 1999 kandidierte er in der neuen Mannschaft für die Bezirksvertretung 10 in Düsseldorf und gewann damals die Mehrheit in der ehemals roten Hochburg. Der Bezirk umfasst zwei Stadtteile mit insgesamt 25 000 Einwohnern: Hellerhof, ein Viertel mit vielen Eigentumswohnungen und Familienhäusern, sowie Garath, ein „Satelittenstadtteil“, das in den sechziger Jahren aus Wohnungsnot aufgezogen wurde.

In den letzten fünf Jahren konnte Richard Wagner mit seiner Partei bereits viel bewegen, wie er erzählt. „25 Millionen Investitionen haben wir hereingeholt, das heißt es bewegt sich viel an Modernisierung, gerade in Garath mit all seinen sozialen Problemen“. Im Stadtviertel leben viele Deutsche aus Russland, um die sich mittlerweile vier soziale Einrichtungen kümmern. Über den Bund der Vertriebenen wurde ein Projekt zur Bündelung der Maßnahmen gestartet. Wagner bringt den Neubürgern aus Osteuropa viel Verständnis entgegen, hat er doch selbst das Aussiedlerschicksal mitgemacht. Allerdings seien die heutigen Problemen weitaus größer als jene, die die Siebenbürger Sachsen seinerzeit hatten.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende versteht seine Arbeit an der Schnittstelle zwischen Bürgern und Rathaus, aber auch zwischen Bürgern und Verwaltung. Vieles läuft über das persönliche Engagement, und die Wähler kennen ihn persönlich. Über die Politik lernte er auch den Lazarus-Orden kennen, der sich weltweit um Waisenkinder kümmert und ein Waisenhaus auch in Miercurea Ciuc in Siebenbürgen betreibt. Die Stiftung sei klein und effizient. Deshalb unterstütze er sie gerne, sagt Wagner.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Porträt, Kommunalpolitiker

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