4. Oktober 2004

Hagen Jobi

Er wurde bereits im Vorfeld der nordrhein-westfälischen Kommunalwahl am 26. September 2004 als Favorit gehandelt und am Wahlabend bestätigten sich schnell alle Prognosen. Der CDU-Kandidat Hagen Jobi setzte sich bereits im ersten Wahlgang mit 52,8 % der Stimmen gegen drei weitere Mitbewerber bei der Landratswahl im Oberbergischen Kreis durch. Er wird damit Nachfolger des Wipperfürthers Hans Leo Kausemann an der Kreisspitze und wechselt so vom Landtag Nordrhein-Westfalens, dem er seit dem 2. Juni 2000 angehört und dort Ende der Legislaturperiode 2005 ausscheiden wird. Der ganze Werdegang ist Grund genug, einmal den Menschen und natürlich den Siebenbürger Sachsen Hagen Jobi unseren Lesern vorzustellen.

Geboren wurde Hagen Julius Jobi - so sein vollständiger Name - aber nicht in Siebenbürgen, sondern in Berkau, Sachsen-Anhalt. Durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges gerieten seine Eltern nach Deutschland. Schon im Alter von einem halben Jahr zogen sie mit dem kleinen Hagen Jobi nach Hannover. Nachdem seine Mutter, eine Hebamme aus Schäßburg, Anfang der 1950er-Jahre verstarb, lernte sein Vater Julius Jobi beim Heimattreffen in Dinkelsbühl an Pfingsten 1954 eine gebürtige Meschnerin kennen. Die ersten vier Klassen seiner Schulzeit verbrachte Hagen Jobi noch in Niedersachsen, um dann nach einem weiteren Umzug die Volksschule in Frankfurt zu besuchen. Kurz nach Abschluss der Mittleren Reife im März 1963 in der Städtischen Handelsschule zogen sein Vater und seine Stiefmutter in die neue große Siedlung der Siebenbürger Sachsen nach Drabenderhöhe in die Nähe von Wiehl und Gummersbach. Noch in Frankfurt verweilend, lernte Hagen Jobi den Beruf des Groß- und Außenhandelskaufmanns und wurde Angestellter in einem Verkaufsbüro der Bayer AG in der Mainmetropole. Nach seinem 18-monatigen Grundwehrdienst als Fernmelder bei der Bundeswehr in Cochem blieb er Bayer AG treu, diesmal aber im Leverkusener Stammwerk, wo er bis 1970 wieder angestellt wurde. Nun nutze er die Gelegenheit, innerhalb von drei Jahren auf der Fachhochschule Köln zum Betriebswirt - heute heißt es Diplomkaufmann (FH) - zu graduieren. Nach weiteren sechs Jahren Anstellung bei der Bayer AG erfolgte der Schritt in die Selbstständigkeit. Er wurde im Jahr 1979 Geschäftsführer einer Firma für Unternehmens- und Finanzberatung, Vermögensverwaltung und Versicherungsvermittlung in Wiehl.

Kräftig unterstützt in Amt und Beruf wird Hagen Jobi dabei von seiner Ehefrau Anna-Maria-Clara, die aus Trier stammt. Nach ihrer Hochzeit am 23. Juni 1963 kamen mit den beiden Jungs Markus und Heiko sowie Birgit drei Kinder zu Welt.

Hagen Jobi erinnert sich an seine kulturellen Wurzeln: „Mein Elternhaus war von landsmannschaftlicher Tradition geprägt. Die Ausübung von Chorgesang, Tracht und Tanz waren familiär bedingt obligatorisch. Ich glaube aber, ich war der schlechteste Tänzer der Gruppe.“

Trotzdem hatte Hagen Jobi dieses „kulturelle Manko“ nicht geschadet, weder privat, beruflich noch in seinem politischen Werdegang. „Ich wollte die Welt retten“, begründet Hagen Jobi seinen Eintritt in die CDU mit einem Augenzwinkern, und seit diesem Zeitpunkt geschah es, dass er regelmäßig um die Übernahme von Ämtern gebeten wird. Durch den tragischen Tod eines Ratsmitglieds, dessen persönlicher Vertreter er war, gelangte er 1982 in den Rat der Stadt Wiehl: Schon zwei Jahre später wurde er Mitglied im Kreistag des Oberbergischen Kreis. 1989 übernahm er das Amt eines stellvertretenden Bürgermeisters in Wiehl, um 1999 erster stellvertretender Landrat zu werden. Am 2. Juni 2000 erfolgte dann der erste politische Höhepunkt seiner Karriere, der Einzug in den Landtag des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Auf die Frage, warum er denn jetzt wieder auf die Kreisebene wechselt, antwortet Hagen Jobi in einem Interview mit einer regional ansässigen Zeitung: „Ich möchte gestalten. Schon als Landtagsabgeordneter ist mein Hauptaufgabenfeld die Kommunalpolitik und die Verbindung und Abhängigkeit von Landes- und Kommunalpolitik.“

Dass Hagen Jobi als „Landsmann“ der Siebenbürger Sachsen in seinem Ämtern in Anspruch genommen wurde, versteht sich fast von selbst, so sieht er sich nach eigener Aussage dann auch eher als Vermittler. Die Verbindungen nach Siebenbürgen sind jedoch rar geworden. „Es ist keiner mehr da, meine Cousins sind in der Zwischenzeit auch alle in Deutschland.“ Doch das bedeutet nicht, dass er in seinem Engagement für die Siebenbürger Sachsen nachlässt. So schmerzt es ihn sehr, das Zuschüsse seitens des Landes für alle mögliche Projekte und Initiativen zurückgefahren werden. Hagen Jobi: „Ich nehme das empört zur Kenntnis. Nordrhein-Westfalen ist schließlich das Patenland für alle Siebenbürger Sachsen und als Pate muss man sich um seine Patenkinder kümmern.“

Auch in seiner zukünftige Position als Landrat will er sich für die Sache der Siebenbürger einsetzen. Den Prozess der Integration hält er im Oberbergischen Kreis für weitgehend abgeschlossen, aber: „Der familiäre Zusammenhalt und die Erhaltung des sozialen Gefüges sind die zu bewältigenden Aufgaben und darin sehe ich die Perspektive nach vorne.“

Übrigens: Hagen Jobi ist auch Beauftragter der CDU für die Heimatvertriebenden und die Spätaussiedler und stellvertretender Landesvorsitzender des BdV in NRW und als Landrat hat er sich eine Aktion auf jeden Fall vorgenommen. „Ich möchte mit allen interessierten Bürgermeistern des Oberbergischen Kreises nach Siebenbürgen fahren, damit sie Land und Leute kennen lernen.“

Norbert Bangert

Link: www.hagen-jobi.de

Schlagwörter: Porträt, Politik

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.