1. Dezember 2003

Dr. Karl Scheerer

Als Bergschüler fühlt sich Dr. Karl Scheerer seiner ehemaligen Bildungsstätte nach wie vor verpflichtet. Mit großer Leidenschaft engagiert sich der 1943 in Botsch geborene Historiker für die Renaissance der Bergschule, pendelt immer wieder zwischen seinem Wohnort Bad Königshofen und Schäßburg, mal in seiner Funktion als Vorsitzender des örtlichen Bergschulvereins, mal als Beauftragter der gemeinnützigen Hermann-Niermann-Stiftung e.V. Düsseldorf. Seinen Sachverstand setzt Scheerer sowohl bei den aufwändigen Restaurierungsarbeiten, als auch in der Lehrerfortbildung ein. Wann endlich wird die Bergschule wieder in neuem Glanz erstrahlen? Glücklicherweise wird dann das inzwischen verworfene Dracula-Projekt keine düsteren Schatten auf Schäßburg werfen. Themawechsel: Wie war das mit Prinz Charles bei seinem Siebenbürgenbesuch? Robert Sonnleitner hat nachgefragt und wollte auch wissen, als wie realistisch Scheerer die für das Jahr 2007 geplante Aufnahme Rumäniens in die EU erachtet.
Dr. Karl Scheerer, sind Sie ein Nordsiebenbürger Sachse?

Nein, ich teile das Schicksal vieler sächsischer Pfarrersöhne, die eigentlich nicht genau wissen, welches ihr Heimatort ist. Mein Vater, ein gebürtiger Großauer, war zur Zeit meiner Geburt Pfarrer in Botsch, wo ich dann auch geboren wurde. Meine Mutter ist halbe Nadescherin und halbe Schäßburgerin. In Botsch habe ich nur ein gutes Jahr gelebt, weil meine Mutter sich mit den Kindern dem allgemeinen Flüchtlingsstrom der Nordsiebenbürger angeschlossen hatte. Mein Vater war mittlerweile an der Front.

Vielen jüngeren Lesern ist womöglich nicht bekannt, dass einige unserer nordsiebenbürgischen Landsleute in den Wirren des Zweiten Weltkriegs aus ihren Dörfern vertrieben wurden. Wie kam's zur Flucht Ihrer Familie aus Botsch?

Nordsiebenbürgen, also auch der Bistritzer Bezirk und das Reener Ländchen, gehörte infolge des zweiten Wiener Schiedsspruch seit 1940 zu Ungarn. Bei der Flucht der Nordsiebenbürger Sachsen, also im ungarischen Teil Siebenbürgens, der sich einige wenige südsiebenbürgische Gemeinden, also aus dem rumänischen Teil Siebenbürgens, angeschlossen hatten, handelte es sich nicht um eine Vertreibung aus den Dörfern, sondern es war eine organisierte Evakuierung durch die deutschen Militärbehörden unter Führung des sächsischen Waffen-SS-Generals Phleps in Zusammenarbeit mit der nordsiebenbürgischen Volksgruppenführung und dem nordsiebenbürgischen Generaldekanat. Meine Familie wurde in Sachsen von den russischen Truppen überrollt, kehrte danach nach Siebenbürgen zurück und ließ sich bei meinen Großeltern mütterlicherseits in Nadesch nieder.

Zu welcher siebenbürgischen Ortschaft haben Sie die engste Beziehung?

Zur Gemeinde Nadesch, mittlerweile jedoch zu Schäßburg.

Wann und unter welchen Umständen sind Sie nach Deutschland ausgewandert?

Im Oktober 1957 bin ich mit meiner Mutter und meinen beiden älteren Geschwistern im Rahmen der Familienzusammenführung nach Mainz gezogen, wo mein Vater Gemeindepfarrer war.

Sie haben im In- und Ausland studiert, und in Osteuropäischer Geschichte promoviert.

Nach meiner Universitätszeit war ich ein paar Jahre Dozent und später Centrums-Leiter bei der Carl-Duisberg-Centren GmbH in Würzburg, Dortmund und Essen. Seit 1975 war ich 27 Jahre lang Leiter der Bildungsstätte Sambachshof in Bad Königshofen.

Seit März 2003 sind Sie Vorsitzender des örtlichen Bergschulvereins. Welche Ziele haben Sie sich für dieses Amt gesetzt?

Der örtliche Bergschulverein hat seit seinem Bestehen mit Hilfe des Muttervereins in Deutschland, dem Allgemeinen Deutschen Schulverein, der HOG Schäßburg und privater Sponsoren verschiedene lobenswerte Hilfestellungen für das Haltrich-Lyzeum geleistet.

Können Sie Beispiele anführen?

Nehmen wir den flankierenden Deutschunterricht, die Schulausstattung oder die anteiligen Renovierungsarbeiten. Diese Arbeit gilt es selbstverständlich fortzuführen. Darüber hinaus ist es mein Anliegen, auch im pädagogischen Bereich und im Schulmanagement mit meinen einschlägigen Erfahrungen behilflich zu sein. Zu diesem Zweck habe ich bereits im Juli 2003 mit großem organisatorischem und finanziellen Engagement ein Seminar für das Lehrerkollegium zur Schulentwicklung und zum Schulmanagement in Deutschland durchgeführt. Da mir naturgemäß vor allem die deutsche Abteilung am Herzen liegt, habe ich auch für Schüler der 12. Klasse eine jährliche Begegnungsveranstaltung mit bundesdeutschen Schülern in Deutschland in die Wege geleitet. Ein weiteres schwieriges Projekt wird der Wiederaufbau der Schulbücherei sein, für die im Rahmen der Gesamtrenovierung nagelneue Räume mit komplett neuer und moderner Ausstattung geschaffen worden sind.

Sie haben sich mal folgendermaßen geäußert: "Die Zeit an der Bergschule blieb für immer in meinem Gedächtnis haften und die Erinnerung an sie hat mich mein ganzes Leben lang begleitet". Inwieweit fußt Ihr soziales, ehrenamtliches Engagement heute auf der im Elternhaus in Siebenbürgen bzw. in den Schulen Siebenbürgens genossenen Erziehung?

Soziales Engagement ist meines Erachtens nicht nur auf das Milieu, in dem man aufgewachsen ist, zurückzuführen, sondert basiert auf vielfältigen Faktoren. Allerdings hat mein Vater, der sozial außerordentlich engagiert war, großen Einfluss auf mich gehabt. Noch stärker hat mich meine Frau Annemarie, eine gebürtige Niederbayerin, motiviert, die in besonderer und umsichtiger Weise helfend aktiv ist. Sie hat auch den Ausschlag gegeben, dass ich mir diese Aufgabe in Schäßburg gestellt habe. Sie ist mir bei den Renovierungsarbeiten eine große Stütze.

Sie sind ehrenamtlicher Beauftragter der gemeinnützigen Hermann-Niermann-Stiftung e.V Düsseldorf. Was genau tun Sie dort?

Mit dem Vorsitzenden der Stiftung, Uwe Stiemke, verbindet mich eine langjährige persönliche Freundschaft. Wir haben gemeinsam schon eine Fülle von Projekten realisiert. Die vielen Fortbildungslehrgänge für Lehrkräfte aus Rumänien, die ich an meiner alten Dienststelle durchgeführt habe, waren nur mit seiner finanziellen Unterstützung möglich. Auf meine Bitte hin, die Mittel für das Haltrich-Lyzeum auch zur Verfügung zu stellen, entschloss er sich nach anfänglichem Zögern unter der Bedingung dazu, dass ich die Arbeiten überwache und abwickele. Mittlerweile hat er sich nach zwei Besuchen in Siebenbürgen auf meine Empfehlung hin entschlossen, auch weitere Projekte zu fördern.

Als da wären...?

Mit erheblichem Kostenaufwand werden eine Reihe von deutschsprachigen Schulbüchern gefördert. Darüber hinaus wurde ein Gebäude auf dem Gelände des landeskirchlichen Seminars mit Mitteln der Stiftung für das deutschsprachige Institut für Gesellschaftswissenschaften bezugsfertig gemacht. Für den Kirchenbezirk Schäßburg wird ein Nothilfeprogramm für die Kirchenburgen aufgelegt, das im nächsten Jahr starten wird. Meine Aufgabe ist es nun, das Projekt "Joseph Haltrich" vollverantwortlich zu Ende zu führen, die weiteren Projekte beratend zu begleiten und noch anstehende Anträge zu begutachten bzw. selbst Fördervorschläge zu machen.

Wer war eigentlich Hermann Niermann?

Hermann Niermann war ein erfolgreicher Unternehmer, der sich sein Leben lang für die Belange der deutschen Minderheit im Ausland eingesetzt hat und noch zu seinen Lebzeiten einen Großteil seines Vermögens in eine Stiftung umgewandelt hat. Die Stiftung fördert jedoch nicht nur die deutsche Minderheit und die Weiterverbreitung der deutschen Sprache im Ausland, sondern sie fühlt sich der Förderung europäischer Minderheiten im Allgemeinen verpflichtet.

Wieso engagiert sich die Stiftung ausgerechnet bei der Restaurierung der Bergschule in Schäßburg?

Dass sich die Stiftung bei der Restaurierung der Bergschule und der anderen Gebäude des Joseph Haltrich Lyzeums engagiert, ist dem Zufall zu verdanken, dass mich mit dem Vorsitzenden der Stiftung ein vertrauensvolles Verhältnis verbindet und mir diese Schule aufgrund meiner Biographie besonders am Herzen liegt.

Ist die Gesamtinvestitionssumme der Niermann Stiftung bis zur Beendigung der Maßnahmen heute schon abzusehen?

Die Renovierung aller Schulgebäude des Joseph Haltrich Lyzeums wird voraussichtlich zwischen 900.000 und 1.000.000 Euro kosten. Bis vor kurzem war auch die Instandsetzung des dazugehörigen Internats mit einem Kostenaufwand in Höhe von ca. einer halben Million Euro geplant. Unverständliche Manöver der Stadtverwaltung und der Schulleitung haben jedoch dazu geführt, dass dieses Vorhaben bis auf weiteres ausgesetzt worden ist. Die anderen bisher getätigten größeren und kleineren Investitionen der Stiftung in Siebenbürgen belaufen sich auf ca. 600.000 Euro. Weitere erhebliche Investitionen in Siebenbürgen sind bereits in Aussicht gestellt. Über den Umfang wird noch verhandelt.

Sie sprechen von der Instandsetzung des gesamten Schulkomplexes des Joseph Haltrich Lyzeums. Was ist unter dem "gesamten Schulkomplex" zu verstehen?

Zum Joseph Haltrich Lyzeum gehören die Bergschule und das Nebengebäude, der so genannte Zeichensaal, wo die Lyzealabteilung untergebracht ist, ein Schulgebäude in der Schanzgasse für die Gymnasialabteilung und drei miteinander verschränkte Gebäude auf dem Gelände des Alberthauses neben dem Stundturm für die Grundschüler. Gegenüber der Grundschule befindet sich das Internat, zu dem auch ein aus ungeklärter Ursache ausgebranntes Gebäude im hinteren Teil des Geländes ("Adlerhorst") gehört, dessen spätere Verwendung zur Zeit heftig umstritten ist.

Sollte die Renovierung der Bergschule nicht längst abgeschlossen sein?

Es ist richtig, dass die Bergschule bereits voriges Jahr fertiggestellt worden ist. Im laufenden Jahr wurden der "Zeichensaal" und die Grundschule beendet. Das Gymnasium wird im nächsten Jahr folgen. Ob das Internat im Jahre 2005 den Abschluss bilden wird, ist noch fraglich.

Mit welchen Problemen haben Sie zu kämpfen?

Schwierigkeiten sind zwar dazu da, um überwunden zu werden; in Rumänien muss man allerdings sehr gute Nerven haben, um nicht zu resignieren. Nicht nur, dass haushohe bürokratische Hürden zu überwinden sind, man muss sich auch daran gewöhnen, dass Zusagen, selbst des Nutznießers, nicht oder nur halb, in jedem Fall aber mit Verzögerungen eingehalten werden. Obwohl wir relativ verlässliche Unternehmer gefunden haben, müssen die Arbeiten permanent kontrolliert werden, damit kein Pfusch gemacht wird oder die Verträge nicht gebrochen werden. Das Grundübel ist, dass Verabredungen sehr häufig umgangen werden. Ich hatte es mir ursprünglich wesentlich einfacher vorgestellt.

Sie haben vor, im Zeichensaal, dem wohl ältesten Gebäude am Schäßburger Schulberg, ein Schulmuseum einzurichten?

Die Idee geht eigentlich auf den Schäßburger Künstler Wilhelm Fabini zurück. Herr Fabini war mir bei der ästhetischen Ausgestaltung der Gebäude ein wertvoller Ratgeber, er hat die Arbeiten sehr engagiert begleitet. Im Parterre des Zeichensaals haben wir nun im Zuge der Arbeiten einen sehr schönen Gewölberaum freigelegt und bisher unbekannte Originalfresken und Inschriften entdeckt, die wir mit einem hohen Kostenaufwand konservieren ließen. Dieser Raum würde sich bestens für ein Museum eignen, zumal wir über genügend Exponate verfügen. Leider wird dieses Vorhaben durch die Schulleitung blockiert.

Weshalb?

Sie ist nicht bereit, in der übergewichtigen rumänischen Abteilung einen Klassenzug abzubauen und beansprucht das Gewölbe daher weiterhin für Unterrichtszwecke. Wir hoffen jedoch, dass wir uns eines Tages durchsetzen werden.

Sind noch andere Stiftungen und Institutionen an den Restaurierungen aktiv beteiligt?

An der Renovierung der Bergschule waren neben der Hermann Niermann Stiftung auch die Firma Parat (anteilige Fassadenrenovierung) und der Südtiroler Schulverein Meran (anteilige Instandsetzung der sanitären Anlagen) beteiligt. Das Türmchen und die Rednerkanzel in der Aula wurden mit Hilfe des Bergschulvereins und der HOG Schäßburg instand gesetzt. Die übrigen Gebäude werden ausschließlich mit Mitteln der Hermann Niermann Stiftung renoviert. Für die Ausstattung der Schulbücherei hat der Lions Club Bad Königshofen auf mein Betreiben hin 11.000 Euro gespendet.

Als Prinz Charles Siebenbürgen besucht hat, waren Sie einer seiner fachkundigen Begleiter.

Meine Rolle beim Besuch von Prinz Charles in Siebenbürgen ist in der Presse stark übertrieben worden. Ich habe ihn lediglich auf Bitte des Stadtpfarrers von Schäßburg, der an dem betreffenden Tag verhindert war, auf seinem Weg nach Deutsch-Weißkirch durch Klosdorf und die dortige Kirche geführt. Die ganze Angelegenheit hat nicht länger als eine Stunde gedauert.

Inwiefern beteiligt er sich am Erhalt des siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes?

Über sein Engagement kann ich nicht mehr sagen als in der Presse gestanden hat. Danach begleitet er als Schirmherr des Eminescu-Trusts mit großem Interesse dessen vielfältige und verdienstvolle Aktivitäten zur Erhaltung siebenbürgisch-sächsischen Kulturguts.

Sie setzen sich für einen, ich zitiere, "dringend nötigen Neuanfang in der Pädagogik und im Betriebsklima" der Schule ein. "Es muss wieder etwas Besonderes werden, Bergschüler oder Lehrer an der Bergschule zu sein". Wie meinen Sie das?

Die Bergschule war, wie jeder Sachse weiß, über Jahrhunderte die renommierteste Schule in Siebenbürgen und viele bedeutende Persönlichkeiten haben hier gelernt und gelehrt. Noch in den 50er Jahren, als ich dort zur Schule ging, war diese Aura nicht ganz verblasst und wir waren in der Tat stolz darauf, "Bergschüler" zu sein. Leider ist davon nicht mehr viel übrig geblieben, was auch die jahrzehntelange Vernachlässigung, ja Verwahrlosung nicht zuletzt der einstmals berühmten Schulbücherei belegt. Heute ist die Bergschule in vielerlei Hinsicht weit hinter die anderen sächsischen Traditionsschulen zurückgefallen. Von einer, modern gesprochen, corporate identity kann nicht die Rede sein. Mit der kompletten Renovierung und Modernisierung der Gebäude ist uns eine einmalige Chance gegeben, auch das im Argen liegende Unterrichtsniveau zu heben und so an den ehemaligen Ruf der Schule anzuknüpfen.

Seit Beginn der 90er Jahre führen Sie Lehrgänge für Lehrkräfte an den deutschsprachigen Schulen in Rumänien durch. Was halten Sie von der Lehrerfortbildungsanstalt in Mediasch?

Ich habe fast mein ganzes Berufsleben hindurch auch in der Lehrerfortbildung gearbeitet. Dadurch bin ich sehr frühzeitig mit der deutschsprachigen Lehrerfortbildung in Rumänien vertraut geworden. Das Schullerhaus in Mediasch ist mir bestens bekannt und ich schätze die Arbeit dort sehr hoch. Es wird professionelle Arbeit geleistet und ich kann den Leiter, Herrn Bottesch, und die Mitarbeiter nur beglückwünschen.

Mittlerweile sind die Pläne für einen Dracula-Park in Schäßburg wieder eingestampft. Wie haben Sie seinerzeit auf diese "Bedrohung" reagiert?

Gott sei Dank ist der Spuk vorbei. Wie viele andere habe ich auf das Projekt entrüstet reagiert und war sehr besorgt. Als ich jedoch nach Schäßburg kam, war die Angelegenheit dank eines überzeugenden Widerstands vieler engagierter Persönlichkeiten eigentlich schon erledigt.

Sie setzten sich auch mit der Aufnahme Rumäniens in die EU auseinander. Wie beurteilen Sie Rumäniens Bemühungen, Anschluss zu finden? Ist 2007 ein realistisches Zeitfenster?

Diese Frage ist so einfach nicht zu beantworten. Der kürzlich erschienene neue Fortschrittsbericht der EU hat uns leider auch nicht mehr Klarheit verschafft. Trotz bescheinigter Fortschritte gibt es noch erhebliche Defizite. So wie es jetzt aussieht, wird Rumänien wohl wie vorgesehen die vorgeschriebenen über 30 Kapitel bis 2007 abgearbeitet haben und dann in die Verhandlungen eintreten. Welchen Erfolg die Verhandlungen dann haben werden, ist fraglich. Es hängt davon ab, wie erfolgreich die Umsetzung der Kapitel und die Implementierung des europäischen Rechts und dessen Durchführungsbestimmungen sein werden und welche Strukturreformen erfolgreich abgeschlossen sein werden. Auch wird es davon abhängen, welche Konzessionen hinsichtlich der Aufnahmebedingungen bis dahin die Europäische Union machen wird.

Wie lässt sich Ihrer Meinung nach der Strukturwandel in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik vorantreiben?

Zunächst müssten dringend sämtliche bürokratischen Hürden für ausländische Investoren abgebaut werden, denn ohne zusätzliches ausländisches Kapital wird die Modernisierung nicht gelingen. Zurzeit werden viele Investoren entmutigt und orientieren sich nicht selten weiter nach Osten. Ein weiteres Problem ist die immer noch grassierende Korruption, die energischer bekämpft werden müsste. Schließlich müsste das gesamte Verwaltungspersonal in großem Stile geschult werden, um mehr Effizienz zu gewährleisten.

Rumänien ist ein Land der Gegensätze. Welche historischen, ethnischen oder geopolitischen Umstände behindern eine Aufnahme in die EU, welche Unterstützung von außen ist hilfreich?

Geopolitisch ist Rumänien recht günstig gelegen und diese Lage verschafft dem Land eher Vorteile. Seine Einbindung in die europäischen und transatlantischen Strukturen ist daher von hohem Interesse. Auch die ethnische Zusammensetzung ist eher von Vorteil, da in einem zusammenwachsenden Europa die Mehrsprachigkeit, nicht zuletzt die hohe Wertschätzung der deutschen Sprache (trotz der Massenauswanderung der deutschen Bevölkerung) sich günstig auswirken wird. Nationalistische Tendenzen in Teilen der Mehrheitsbevölkerung stehen diesem Umstand jedoch leider entgegen. Sozialen und gesellschaftlichen Sprengstoff stellt zudem die nicht gelöste Romafrage dar. Hier bedarf es einer dringenden, finanziell großzügigen Abhilfe, allerdings mit viel Phantasie und Fingerspitzengefühl.

Wir danken für das Gespräch.

Schlagwörter: Interview, Kultur

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