Dr. Christian Phleps, langjähriger Vorsitzender des Hilfsvereins Johannes Honterus e.V., ist am 12. August 2008 im Alter von 74 Jahren in Tübingen gestorben. Als umsichtiger und weitsichtiger „Schlossherr“ in Gundelsheim am Neckar hat er einen bedeutenden Beitrag für das Gemeinschafts- und Geistesleben in Deutschland geleistet. Über drei Jahrzehnte lang war er im Einsatz für das Alten- und Pflegeheim auf Schloss Horneck. Davon war er seit 1981 Vorsitzender des Hilfsvereins – so lange wie keiner seiner Vorgänger. Dabei haben auch die dort ansässigen Kultureinrichtungen seine effektive Unterstützung und Förderung erfahren.
Dr. Christian Phleps wurde am 2. Juni 1934 in Hermannstadt geboren. Im Herbst 1944 flüchtete er als Zehnjähriger mit seinen Eltern und Geschwistern über Österreich nach Nürtingen, wo er das Gymnasium besuchte. Nach zweijährigem Studium generale am Leibniz-Colleg in Tübingen begann er das Studium der Zahnmedizin in Tübingen und beendete es an der Freien Universität in Berlin mit dem Staatsexamen und der anschließenden Promotion. Nach fünfjähriger Assistenzzeit und intensiver Fortbildung an der Zahn -und Kieferklinik der Universität Freiburg wirkte er jahrzehntelang als selbständiger Zahnarzt in Nürtingen. Seine Familie war in das Gemeindeleben sehr gut integriert, Dr. Phleps war im örtlichen Rotary-Club aktiv.
Dr. Christian PhlepsSeine siebenbürgisch-sächsische Prägung erhielt er im Elternhaus, durch die Jugendarbeit im Hilfskomitee und in der Landesgruppe Berlin der Landsmannschaft sowie durch Begegnungen im Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde. Christian Phleps engagierte sich sehr früh in der Jugendarbeit, für die er unter dem Pseudonym „Gottlieb“ eine Monatszeitschrift herausgab und viele Jugendlager leitete.
Sein Vorbild beim Engagement im Hilfsverein „Johannis Honterus“ e.V. war sein Vater Dr. Erich Phleps, der von 1969 bis 1975 erster Vorsitzender war. In den Jahren 1978 bis 1981 war Dr. Christian Phleps zunächst 2. Vorsitzender (erster Vorsitzender war damals Richard Langer) und wirkte dann als erster Vorsitzender von 1981 bis zu seinem Tode im August 2008. Er regte seinen Sohn Alexander an, gleichfalls im Vorstand des Vereines aktiv zu werden.
Alfred Mrass, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg und Stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen, übermittelte bei der Trauerfeier am 16. August in Nürtingen der Ehefrau Ingrid Phleps und den vier Kindern die herzliche Anteilnahme im Namen des landsmannschaftlichen Verbandes. „Die Einstellung von Christian Phleps dem landsmannschaftlichen Verband gegenüber war äußerst positiv und entgegenkommend. Er war über sehr viele Jahre lang als Vorsitzender des Hilfsvereines Johannes Honterus auch Mitglied in unserem Landesvorstand und hat diese Aufgabe pflichtbewusst und gerne wahrgenommen. Dank der Persönlichkeit und des Einfühlungsvermögens von Dr. Phleps ist die Zusammenarbeit zwischen Hilfsverein und Landsmannschaft zu einem schönen gegenseitigen Geben und Nehmen geworden. Die Kreisgruppen und der Landesvorstand konnten die Räume von Schloss Horneck für Tagungen kostenlos nutzen. Im Gegenzug hat der landsmannschaftliche Verband das Alten- und Pflegeheim auf Schloss Horneck in seine Arbeit einbezogen und unterstützt. So wurden Spendenaufrufe für den Ausbau des Heimes in den Kreisgruppen gestartet, die Chöre der Kreisgruppen geben immer wieder Konzerte für die Heimbewohner, die Kreisgruppe Heilbronn ist bei Aktionen oft mit Hilfskräften im Einsatz. Der Name Phleps wird vor allem durch den langjährigen Einsatz von Dr. Christian Phleps für ewig mit der Geschichte von Schloss Horneck verbunden bleiben“, sagte Mrass zum Abschluss seiner Trauerrede.
Pfarrer Lothar Schullerus, Vorstandsmitglied des Honterusvereins, betonte bei der Trauerfeier in Nürtingen, dass der Honterusverein mit ihm seinen „vorbildlichen Sachwalter“ verloren habe. „Wir danken ihm, für seine so hingebungsvolle Opferbereitschaft, mit der er das eigene Wohlergehen immer wieder hinter den Einsatz für das Wohlergehen anderer zurückstellte. Die Fürsorge und Verantwortung für das Leben und Wohlergehen so vieler alter und hilfsbedürftig gewordener Menschen führte mit den Jahren aus den rein persönlichen und artgewachsenen Verbindungen des von ihm geleiteten Vereins zu Verknüpfungen mit anderen volksverbundenen Einrichtungen. Diese hatten in Schloss Horneck Unterkunft gefunden. So ergaben sich gute Beziehungen auf Grund und infolge siebenbürgisch-sächsischer Identität, der sich auch Dr. Christian Phleps selbst tief verbunden fühlte.“
Diese Identität zu bewahren, sei Phleps’ dringendes Anliegen „auch in Augenblicken der Gefährdung durch ideologische und andere Bestrebungen“ gewesen. Dr. Phleps habe in seiner ruhigen, friedfertigen Art zusammen mit seinen Mitarbeitern bis zu seinem Tode solche Gefährdungen abwehren können, sagte Pfarrer Schullerus: „Er führte keine großen Worte, wohl aber kluge und versöhnende Verhandlungen, ohne einen Strich von dem, was er für notwendig hielt, sich abhandeln zu lassen.“
Hatto Scheiner, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, überbrachte im Namen des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates und des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde Worte des Dankes und der Anerkennung „für die hervorragende, konstruktive und menschlich so ansprechende Zusammenarbeit“. Er betonte in seiner Trauerrede, „dass alle Mitglieder des Kulturrates in Dr. Christian Phleps eine der herausragenden Persönlichkeiten der Siebenbürger Sachsen in Deutschland sehen, deren Wirken für die Gemeinschaft sie auch in Zukunft zu würdigen wissen“.
Heimathaus – Kulturzentrum
Der Hilfsverein Johannes Honterus habe für Schloss Horneck zu Recht den Namen „Heimathaus Siebenbürgen“ ausgewählt. „Denn tatsächlich ist Schloss Horneck in Gundelsheim nicht nur Heimat für einsame und pflegebedürftige Menschen, sondern auch für viele kulturelle und wissenschaftliche Institutionen, deren Hauptaugenmerk auf der Geschichte Siebenbürgens als Ganzes, und speziell auf der Geschichte der Siebenbürger Sachsen und deren Traditionen liegt. Dr. Christian Phleps, als langjähriger Vorsitzender des Vereins, hat mit seiner ganzen Kraft erfolgreich darauf hingewirkt, diesem Anspruch des Hauses gerecht zu werden.“
Besondere Unterstützung durch das Heimathaus erhalten Siebenbürgisches Museum und Siebenbürgische Bibliothek, denen die Räumlichkeiten mietfrei zur Verfügung gestellt werden. Als langjähriges Mitglied des Vorstands des Trägervereins des Siebenbürgischen Museums stand Dr. Christian Phleps mit Verständnis und Einfühlungsvermögen, in guten wie in schwierigen Zeiten, dem Museum zur Seite. Aber auch alle übrigen Institutionen erhalten Hilfe und dürfen beispielsweise die Räumlichkeiten auf Schloss Horneck für Veranstaltungen nutzen.
„Ohne das Engagement des Hilfsvereins Johannes Honterus, seines Vorstandes und besonders dessen bisherigen Vorsitzenden Dr. Christian Phleps würde Gundelsheim wahrschein- lich nicht so eindrücklich als Kulturzentrum der Siebenbürger Sachsen wahrgenommen werden“, sagte Scheiner.
Auf dem Vorstand des Hilfsvereines und seinem ersten Vorsitzenden hat eine hohe, auch finanzielle, Verantwortung gelastet. Dr. Phleps hat einen gemeinnützigen und mildtätigen Verein geleitet, dessen ideelle Aufgabe die Hilfe und Fürsorge für siebenbürgische Landsleute ist. Die Betreuung und Pflege der alten und kranken Siebenbürger im Alten- und Pflegeheim als wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb des Vereines verursachen Umsätze von mehreren Millionen € im Jahr. Zudem müssen permanente Renovierungs- und Erweiterungsbaumaßnahmen organisatorisch, rechtlich und finanziell bewältigt werden.
Diese Probleme hat Dr. Phleps mit viel Initiative, Verhandlungsgeschick und Weitsicht bestens gelöst. Er berief sich dabei immer wieder auf das Fundament, das seine Vorgänger beim Aufbau des Heimathauses Siebenbürgen in den sechziger Jahren geschaffen hatten. Neben Oskar Kraemer, Richard Langer, Julius und Erwin Wonner war auch sein Vater Dr. Erich Phleps beteiligt. Den Wirtschaftsbetrieb Altenheim habe vor allem Richard Langer als Geschäftsführer durch kaufmännisch geschickte Strategien und konsequente Betriebsorganisation aufgebaut, sagte Phleps in einem Interview mit der Siebenbürgischen Zeitung.
Eine seiner bedeutendsten und weitsichtigsten Initiativen war der Bau eines neuen Pflegeheimes, das im Jahr 2000 fertig gestellt wurde. In drei Bauabschnitten wurden dabei auch die restlichen Gebäude umgebaut, rund sieben Millionen Euro wurden in die Zukunft investiert. Nicht zuletzt seien die zwei Räume erwähnt, die der Hilfsverein dem Siebenbürgische Museum im Jahr 2004 zur Verfügung stellte und die nach einer Umbauphase 2007 für Sonderausstellungen genutzt werden.
In der Amtszeit von Dr. Phleps wurde zudem der Festsaal zum repräsentativen Schmuckstück von Schloss Horneck renoviert, die über 100-jährige Dampfheizung wurde durch modernste Warmwasser-Ölzentralheizung erneuert und andere Baumaßnahmen wurden durchgeführt. Dr. Phleps war es ein besonderes Anliegen, Schloss Horneck so auszugestalten, dass sich die Landsleute in heimatlicher Atmosphäre wohlfühlen und in den Genuss vielseitiger Kulturangebote kommen. Mit viel Geduld und Kunstverständnis suchte er Bilder siebenbürgischer Maler aus, die heute in den Gemeinschaftsräumen und in den Gängen des Schlosses ausgestellt sind.
Eine hohe Aufmerksamkeit hat Dr. Christian Phleps dem zweiten in der Satzung verankerten Vereinshauptzweck des Johannes Honterus-Vereines, der Pflege siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes, geschenkt. Siebenbürgische Bibliothek und Siebenbürgisches Museum residieren praktisch mietfrei auf Schloss Horneck, sie haben durch den Hilfsverein und seinen Vorsitzenden alle erdenkliche Unterstützung erhalten. Deshalb kann behauptet werden, dass das siebenbürgisch-sächsische Kulturzentrum auf Schloss Horneck seine räumliche Existenz und seinen materiellen Fortbestand zum großen Teil auch dem Hilfsverein und seinem Vorsitzenden Dr. Phleps verdankt. Dr. Phleps hat stets regen Anteil an dem Schicksal des Museums und der Bibliothek genommen. Die in den endneunziger Jahren gewählte neue Museumskonzeption hat ihn beschäftigt und er hat sich aktiv gegen die von der rot-grünen Bundesregierung geplante Verlagerung des Museums nach Ulm gestemmt.
Christian Phleps war durch seine feine, warmherzige und bescheidene Art ein vorbildlicher Mensch. Bei den Heimbewohnern war er beliebt und geachtet. Sein Tod bedeutet für die gesamte sächsische Gemeinschaft einen großen Verlust. Es bleibt der Trost, dass Christian Phleps sein Gundelsheimer Haus gut bestellt hat. Es bleibt die Hoffnung, dass seine Haltung und Einstellung gegenüber den sozialen und kulturellen Belangen der Siebenbürger Sachsen auf die Nachfolgegeneration übergeht.
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