10. November 2008

Parlamentswahlen in Rumänien: Forumskandidat Ovidiu Ganț im Gespräch

Am 30. November finden in Rumänien die Parlamentswahlen statt. Das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) konzentriert sich auf einen einzigen Kandidaten für die Abgeordnetenkammer, den Abgeordneten Ovidiu Ganț (diese Zeitung berichtete). Das Forum nutzt die den nationalen Minderheiten vorbehaltene Klausel des Wahlgesetzes. In einem Gespräch mit Ruxandra Stănescu, Korrespondentin der Siebenbürgischen Zeitung in Hermannstadt, äußert sich Ovidiu Ganț über die Motive und Ziele seiner Kandidatur.
Sie wurden am 13. September als Forumsvertreter für das rumänische Parlament nominiert. Was bedeutet das für Sie?

Erstens eine große Ehre, weil es auf Vorschlag des Landesvorsitzenden Klaus Johannis erfolgte, und mit einer Gegenstimme – also fast einstimmig – von der Vertreterversammlung genehmigt wurde. Zudem eine Würdigung, eine Anerkennung meiner bisherigen Tätigkeit und die Ermutigung, in den nächsten vier Jahren in gleicher Weise weiterzumachen.

Ovidiu Ganț. Foto: Petra Reiner ...
Ovidiu Ganț. Foto: Petra Reiner
Für Sie beginnt jetzt die Wahlkampagne. Wie sehen die nächsten Wochen aus, da Sie jetzt nicht nur für Hermannstadt kandidieren?

Ich war schon zu Besuch in Oltenien und in der Walachei, diese Woche bin in der Dobrudscha, in der Moldau und im Buchenland, und in den letzten drei Wochen konzentriere ich mich auf das Banat, Siebenbürgen und Nordsiebenbürgen. Ich werde so viele Foren wie möglich besuchen, um mit den Leuten zu sprechen, nicht nur um Wahlwerbung zu betreiben, sondern auch um die Situation vor Ort kennenzulernen und eine Bestandsaufnahme der Probleme zu machen.

Was nehmen Sie Sich für das nächste Mandat vor? Was waren Ihre Stärken im vergangenen Mandat?

Mit Sicherheit habe ich Erfahrung gesammelt, auf Regierungsebene, auf Landesebene. Ich würde mich einerseits für die Interessen der Gemeinschaft im Sinne von Bildung in deutscher Sprache, das Sozialwesen, die Altersvorsorge engagieren, also all die Projekte unserer Gemeinschaft, aber auch die Projekte der Kommunalverwaltungen, in denen das Forum vertreten ist, unterstützen und mich daran beteiligen. Ich denke die Situation in Brüssel und Bukarest zu kennen und kann solche Projekte unterstützen. Da gibt es natürlich das Paradebeispiel Hermannstadt und den Kreis Hermannstadt, aber auch in Sathmar oder im Banat müssten mehrere Projekte, zum Teil mit EU-Finanzierungen, zustande kommen. Drittens kann ich meine internationale Erfahrung zugunsten der Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland oder Rumänien und Österreich nutzen, einerseits in den bilateralen Beziehungen, andererseits in den multilateralen, auf europäischer Ebene, in der Hoffnung, dass ich auch in der nächsten Legislaturperiode Mitglied des Europaausschusses sein sollte.

Warum kandidieren Sie nochmals? Das ist ein schwerer Job.

Gut, ich kandidiere eigentlich zum dritten Mal; als Abgeordneter ist es mir das erste Mal nicht gelungen. Dann wurde ich zum Unterstaatssekretär ernannt. Erst in der nächsten Legislaturperiode wurde ich als Abgeordneter gewählt. Ich denke, es ist sehr schlecht für eine Gemeinschaft, für eine Partei, die Abgeordneten nach einer Legislaturperiode auszuwechseln, zumal sie gerade ihre Netzwerke, ihre Beziehungen aufgebaut haben. Diese sofort aufzugeben und neue aufzubauen, wäre kontraproduktiv. Tatsächlich ist es nicht einfach, vor allem, wenn man viel unterwegs ist und versucht, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen. Natürlich ist es sehr bequem, wenn man sich zurücklehnt und nichts macht. Das Einzige, was ich als negativen Aspekt eines Mandates betrachte, ist die Tatsache, dass ich sehr wenig zu Hause bei meiner Familie, bei meiner Ehefrau und meinen Kindern bin. Ansonsten gefällt mir der Job. Ich bin der Meinung, dass ich ihn gut gemacht habe, und da ich auch das Vertrauen des Forums gewinnen konnte, denke ich, dass ich es einmal mehr versuchen sollte.

Sie haben sich für das Rumänische, nicht das Europäische Parlament entschieden. Werden Sie vielleicht auch bei den Europa-Wahlen dabei sein?

Nein. Das Deutsche Forum hat beschlossen, sich bei den kommenden Europa-Wahlen nicht zu beteiligen. Die nächsten sind im Juni 2009 – wenn ich im Falle eines Wahlerfolges bereits dieses Mandat angenommen haben sollte, wäre es ein Wortbruch der Wählerschaft gegenüber, wenn ich dann anderswo kandidieren würde. Andererseits müsste ich auf der Liste einer anderen Partei kandidieren. So wie die Parteienlandschaft heutzutage in Rumänien aussieht, ist das ausgeschlossen.

Die Wahlprozedur hat sich geändert. Es wird jetzt eine Personen- und keine Listenwahl mehr sein. Was müssen die Wähler im In- und Ausland wissen?

In der Tat, alle rumänischen Staatsbürger können ihre Stimme für mich als einzigen Kandidaten des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien abgeben, in allen Wahlkollegien Rumäniens, also landesweit. Die Neuigkeit ist, dass ich auch im Ausland gewählt werden kann, also auch in Deutschland oder Österreich, bei den Botschaften, in Honorar- und Generalkonsulaten, wo solche Wahllokale eingerichtet werden. Allerdings können nur die rumänischen Staatsbürger wählen, die Aufenthaltsrecht in diesen Ländern haben. Diejenigen, die Touristenpässe besitzen und sich gerade im Ausland aufhalten, können nicht bei diesen Wahlen teilnehmen.

Danke für das Gespräch und viel Erfolg!

Schlagwörter: Politik, Parlamentswahlen, Forum, Gant

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Neueste Kommentare

  • 11.11.2008, 10:09 Uhr von Christian Schoger: Sie haben Recht, pedimed. Herr Ganţ hat selbstverständlich "Vorschlag" gemeint. Daher wurde ... [weiter]
  • 10.11.2008, 21:34 Uhr von pedimed: Vorschrift??? glaube eher Vorschlag!!! Vorgang vermutlich ein Schreib/Druck Fehler?! nfU [Beitrag ... [weiter]
  • 10.11.2008, 20:54 Uhr von Xerxes: Meiner Meinung nach ein kompetener Mann. Viel Erfolg. [weiter]

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