13. Januar 2009

Nachruf auf Dr. Hans Krauss: Familienzusammenführung mit initiiert

Zum Ausklang des Jahres 2008 ist nach Dr. Wilhelm Bruckner und Wilhelm Schiel mit Ministerialrat Dr. Hans Krauss ein weiteres Mitglied der Führungsriege der Siebenbürger Sachsen aus der Gründungsphase unserer Landsmannschaft für immer von uns gegangen. Er starb, 94-jährig, am 17. Dezember 2008 unerwartet im Siebenbürgerheim Rimsting, das ihm seit seinem Schlaganfall im Jahre 2003 sorgsame und wirksame Betreuung geboten hat.
Der Lebenslauf des am 20. Juli 1914 in Treppen bei Bistritz geborenen und in Klausenburg promovierten Juristen und sein unserer Landsmannschaft gewidmetes Wirken sind in unserer Zeitung 1994 aus Anlass seines 80. Geburtstages und im Jahre 2004 zu seinem 90. Geburtstag ausführlich dargestellt worden. Für seine Lebensleistung ist Dr. Hans Krauss, den Heinrich Zillich zu Recht als einen „Mann von Ehre, Charakter und Sachlichkeit“ bezeichnet hat, mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt mit der Dr.-Carl-Wolff-Medaille unserer Landsmannschaft im Jahr 1999.

Dr. Hans Krauss (1914-2008) gehört zu den frühen ...
Dr. Hans Krauss (1914-2008) gehört zu den frühen Initiatoren der Familienzusammenführung.
Anlässlich der Pensionierung 1979 dankte der bayerische Ministerpräsident Dr. Franz-Josef Strauß ihm für seinen Dienst in der Bayerischen Staatsregierung, und die „Deutsche Nansen-Geselischaft“ wählte ihn wegen seiner Verdienste um die Flüchtlingsforschung zum korrespondierenden Mitglied.

Der Lebenslauf des am 20. Juli 1914 in Treppen bei Bistritz geborenen Nordsiebenbürgers führt nach dem Gymnasialbesuch in Klausenburg, dem Studium der Rechtswissenschaften, der Promotion und dem Berufspraktikum als Rechtsanwalt ebendort geradlinig in das Kriegsgeschehen jener Zeit. Er fand seine Fortsetzung in dem beruflichen Einsatz von 1942 bis 1944 a1s Schriftleiter bei der „Deutschen Zeitung“ in Budapest und dann, nach der Flucht aus der eingekesselten Stadt, in dem Existenzkampf des inzwischen verheirateten Juristen in der Nachkriegzeit in Österreich und ab 1948 in Bayern. Es entsteht daraus das Bild über das Leben, das Lebensumfeld und die Entwicklung eines vom siebenbürgischen Bauernstand abstammenden und in die Zeit nach dem ersten Weltkrieg in Rumänien hineingeborenen jungen sächsischen Akademikers sowie von dessen Prägungen durch die deutsche Volkstumsarbeit in seiner Heimatstadt und deren Kultur- und Sprachenvielfalt. Die Eltern Krauss waren hier beide im deutschen Bürgertum aktiv, die Mutter im Evangelischen Frauenverein, der Vater im „Klausenburger deutschen Verein“. Sie vermittelten ihren drei Kindern von Anfang an den Sinn für Pflichtbewusstsein, sächsischen Gemeinschaftssinn und aktive Einsatzbereitschaft. So waren neben Hans auch Bruder Misch und Schwester Sophie in der sächsischen Gemeinschaft aktiv und sind dies, wie auch er, bis ins hohe Alter geblieben.

Nach der Anstellung im Landratsamt Nördlingen (1948) fielen beruflich Dr. Krauss überwiegend Aufgaben auf dem Gebiet des Flüchtlingswesens zu. Er wurde Flüchtlingsamtsleiter im Landkreis Lichtenfels und 1953 auf Vorschlag des Bundesvorstandes der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen (Dr. Zillich, Dr. Tittes, Dr. Löw, Dr. Bruckner) in die Heimatauskunftsstelle für Rumänien berufen. Die Berufskarriere endete nach 31 Jahren mit dem Rang eines Ministerialrates im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung. Der den sachlichen, auch den konträren Argumenten gegenüber stets offene, ruhige und tolerante Experte genoss in allen Kreisen seines Wirkens in hohem Maße Anerkennung, Zuneigung und Wertschätzung.

Für die Siebenbürger Sachsen in Deutschland waren der Gemeinschaftssinn, die fachliche Qualifikation, die Hilfe- und Einsatzbereitschaft des als Rechtsreferent der Landsmannschaft 25 Jahre lang ehrenamtlich tätigen Fachmannes überaus bedeutsam. Er hat über Jahrzehnte auf die Lastenausgleichsgesetzgebung eingewirkt und – als Höhepunkt seines Wirkens, wie er selber sagte – die Familienzusammenführung durch eine Initiative auf internationaler Ebene (Audienz beim sowjetischen Außenminister Molotow 1953 bei der Ostasienkonferenz in Genf) eingeleitet.

Der Ehe mit der Berlinerin Ingeborg geb. Buchholz entsprossen drei Söhne. Die Familie hatte in Tirol einen Zweitwohnsitz und widmete sich hier intensiv dem naturverbundenen Sport und einer kleinen, erlesenen Pferdezucht. In München besuchte Hans bis zu seinem Unfall (Schlaganfall) regelmäßig Konzerte und pflegte die Verbindung zu seinen vielen Freunden mit der ihm eigenen Herzlichkeit und Wärme. Die Ehegattin ist im Jahr 2008 einige Monate vor Hans gestorben, das Pflegeheim Rimsting war sein „Zuhause“. Dort fand vor Weihnachten unter Teilnahme der Heiminsassen und der Familie die Aussegnung statt, die Urne des Verstorbenen wird im Januar im Friedhof zu Rimsting eingebettet.

Der Kreis der um Dr. Hans Krauss Trauernden geht über den familiären Rahmen von drei Kindern und sechs erwachsenen Enkeln hinaus. Er umfasst die noch lebenden Jugendfreunde und Studienkollegen aus Klausenburg, die Insassen des Pflegeheimes in Rimsting und die älteren Verantwortungsträger unserer Landsmannschaft, die sich alle mit dem teuren Verstorbenen in Achtung und Dankbarkeit verbunden fühlen.

Dr. Fritz Frank

Schlagwörter: Verbandsleben, Nachruf, Nordsiebenbürgen

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Neueste Kommentare

  • 13.01.2009, 08:48 Uhr von bankban: Hans Krauss' Gedenken in allen Ehren, hätte ich zwei Anmerkungen. Im Text steht: "er starb 94 ... [weiter]

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