4. November 2009

Zeitlos schön: Interview mit Karin Gündisch

„Es gibt noch kleine Wunder: feines Papier, ein Lesebändchen, ein wunderschöner Einband“ – so äußert sich die Autorin Karin Gündisch über die Neuauflage ihres Buches „Geschichten über Astrid“, die jüngst im Schiller Verlag erschienen ist. Wer das Buch in der ersten Auflage von 1984 kennt, wird schon auf den ersten Blick den Unterschied bemerken: Astrid ist moderner geworden, zumindest äußerlich, aber die Geschichten über sie und ihre Kindheit in Siebenbürgen sind auch nach 25 Jahren noch zeitlos schön. Im Gespräch mit Doris Roth berichtet Karin Gündisch über die Entstehung der „alten“ und der „neuen“ Astrid und über laufende Projekte.
Wie ist „Geschichten über Astrid“, Ihr erstes in Deutschland veröffentlichtes Buch, entstanden?

Es war ein langwieriger Schreibprozess, weil ich damals sehr wenig Zeit für mich hatte. Meine Kinder waren klein und brauchten mich. Ich arbeitete als Lehrerin, gab Privatstunden, schrieb für die Presse und arbeitete auch viel für die deutsche Sendung im Fernsehen. Außerdem führte ich ein Tagebuch, das viel Zeit in Anspruch nahm. Manche Astrid-Texte habe ich einfachheitshalber direkt ins Tagebuch geschrieben.
Ich schrieb meistens in der Nacht, wenn meine Lieben längst schliefen. Das Buch ist in Schüben entstanden, zwischen denen immer wieder größere Pausen lagen. Als es nach fast drei Jahren endlich fertig war, gab es keine Möglichkeit, das Buch in Rumänien zu veröffentlichen, denn ich hatte vor, mit meiner Familie auszuwandern.

„Geschichten über Astrid“ ist bereits 1984 erschienen. Warum gibt es jetzt eine Neuauflage?

Es gab im Verlag Beltz & Gelberg mehrere Auflagen, die inzwischen ausverkauft sind. Viele der Texte leben aber in den deutschen Schulbüchern weiter. Später gab es zwei Auflagen im ADZ Verlag in Bukarest. Ich habe damals dem Verlag die Lizenz geschenkt, damit das Buch für jedes Kind erschwinglich war. Studenten der Universität Hermannstadt haben das Buch dann ins Rumänische übersetzt. Aber auch diese Auflagen waren bald ausverkauft.
Man kann mit diesem Buch sehr gut in der Schule arbeiten. Außerdem lesen es auch Erwachsene (vor allem jene aus Siebenbürgen) gern. Das Thema Kindheit ist ja zeitlos. Also kann man das Buch eigentlich immer wieder neu auflegen.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Schiller Verlag in Hermannstadt und mit Anselm Roth, der die Gestaltung des Buches übernommen hat?

Ich bin mit der Familie Henning von der Post in Michelsberg gut befreundet. Michel Henning meinte, dass die „Geschichten über Astrid“ nach Siebenbürgen gehörten. Dagegen war wirklich nichts einzuwenden. Er kannte Anselm Roth und muss ihm wohl von dem Buch erzählt haben. Anselm kam mich besuchen und zwei Stunden später war alles geklärt. Er wollte über eine passende Illustration nachdenken und hat dann die schönen Fotos von meiner Kindheitsgegend gemacht. Die Zusammenarbeit mit meinen Verlegern Anselm Roth und Jens Kielhorn verlief sehr angenehm und noch nie habe ich erlebt, dass ein Buch so schnell hergestellt wurde.

Wie viel Astrid steckt in Ihnen?

Gute Frage. Gewöhnlich werde ich gefragt, wie viel von mir in Astrid steckt. Jetzt muss ich also umgekehrt denken. Ich glaube, dass ich mir etwas von Astrids Neugier auf die Welt und auch etwas von ihrer Aufmüpfigkeit und ihrem Gerechtigkeitssinn bewahrt habe. Die Lust am Lesen und die Liebe zum Theater teile ich mit ihr, aber das Daumenlutschen habe ich mir abgewöhnt.

Auch wenn Sie nicht gern über „ungelegte Eier“ reden: Welche Projekte planen Sie für die nächste Zeit? Was ist z. B. aus dem Buch „Der tapfere Felix“ geworden, von dem Sie im vergangenen Jahr (Siebenbürgische Zeitung Online vom 10. April 2008) erzählt haben?

Da hat sich bis jetzt leider gar nichts getan. Der Vertrag ist längst unterschrieben, aber der Verlag hat es nicht eilig. Ich habe nachgesehen, was ich da eigentlich unterschrieben habe: Der Verlag hat vier Jahre Zeit, um das Buch zu verlegen. Ich muss mich also in Geduld fassen und daran glauben, dass das Buch eines Tages doch noch erscheint.
Ich übertrage meine handgeschriebenen Tagebücher von 1982-1984 (also bis zu meiner Auswanderung) in den Computer und bin wie immer im Herbst zu Lesungen in Schulen unterwegs.

Vielen Dank für das Gespräch.

Karin Gündisch, „Geschichten über Astrid“, Schiller Verlag, Hermannstadt – Bonn, 2009, 80 Seiten, 9,70 €, ISBN 978-3-941271-22-7. Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder über das Shop-Portal auf www.siebenbuerger.de bestellt werden.
Geschichten über Astrid
Karin Gündisch
Geschichten über Astrid

Schiller Verlag
Gebundene Ausgabe
80 Seiten
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Schlagwörter: Kultur, Neuerscheinung, Kinderbuch, Karin Gündisch

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