20. Februar 2010

Organist, Chorleiter und Musikpädagoge: Hans Eckart Schlandt zum 70. Geburtstag

Der Siebenbürgisch-Sächsische Hauskalender 2010 ist dem siebenbürgischen Musikleben gewidmet. Zahlreiche Beiträge ehren verstorbene und lebende Musiker, andere erinnern an verschiedene Singgemeinschaften und instrumentale Ensembles. Doch wo ist die Rede von den heute noch in Siebenbürgen lebenden Musikern, die das lebendige kulturelle Leben in Hermannstadt, Kronstadt oder Klausenburg wesentlich mitgestalten, z. B. Hans Peter Türk, Ursula und Kurt Philippi oder Hans Eckart Schlandt? Letzterer soll hier gewürdigt werden. Am 20. Februar jährt sich sein Geburtstag zum 70. Mal.
Der langjährige Organist an der Schwarzen Kirche in Kronstadt und Dirigent des Bach-Chores kann auf viele Jahre intensiver und vielseitiger Tätigkeit zurückblicken.

Welche Facette seiner künstlerischen Persönlichkeit sollte man besonders hervorheben? Das ist schwer zu sagen. Sowohl das Organistenamt als auch die Leitung des Bach-Chores sind seit 1965 eng mit seinem Namen verbunden und bleiben es, obwohl inzwischen sein Sohn Steffen seit dem Jahr 2004 das Dirigat übernommen hat und auch als Organist an der Schwarzen Kirche angestellt wurde.

Der Kronstädter Organist, Chorleiter und ...
Der Kronstädter Organist, Chorleiter und Musikpädagoge Hans Eckart Schlandt wird 70 am 20. Februar 2010.
Vor zwei Jahren feierte der Bach-Chor seinen 75-jährigen Geburtstag, 39 Jahre davon verbrachte er unter der Stabführung Hans Eckart Schlandts, Zeit genug für ihn, den Klangkörper eindeutig zu prägen. In dieser Zeit führte er das Programm weiter, das sich der Bach-Chor seit seiner Gründung zum Ziel gesetzt hatte, nämlich „die Pflege der Kirchenmusik, insbesondere Johann Sebastian Bachs“, wie es in den Statuten heißt. Allerdings ließ er es nicht dabei bewenden, sondern studierte auch viele neue Werke mit den Sängern ein, z. B. Händels „Messias“, Haydns „Schöpfung“ oder die „Sieben Worte Jesu am Kreuz“ sowie zahlreiche Motetten von Schütz, Mendelssohn und Brahms. Ein weiterer Schwerpunkt galt der Pflege des Werkes siebenbürgisch-deutscher Komponisten mit Stücken von Rudolf Lassel, Paul Richter oder Johann Lukas Hedwig.

Als Schlandt den Bach-Chor 1965 übernahm, waren einige schwierige Momente des Chores schon überwunden, andere sollten noch kommen. Der Zweite Weltkrieg, die Russlanddeportation und die politischen Prozesse Ende der 50er Jahre hatten sich auf die Zusammensetzung des Chores und das Zustandekommen der Proben ausgewirkt. Hinzu kam, dass es den Philharmonikern untersagt war, von 1949 – 1956 und 1958 – 1965 an kirchenmusikalischen Veranstaltungen teilzunehmen, so dass dem Chor kein Orchester zur Verfügung stand. Ab 1965 konnte Schlandt dann als Nachfolger seines Vaters Walter Schlandt den Bach-Chor zu neuen Höhepunkten führen. Selbstverständlich hatte auch er mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Zu kommunistischen Zeiten musste der Chor seine Tätigkeit mehr oder weniger anonym entfalten und nach der Wende blieben die Sänger weg – auch hier hinterließ die Auswanderung tiefe Spuren. 1990 blieben noch drei Sopranistinnen, sechs Stimmen im Alt, zwei Tenöre und drei Bässe. Neue Mitglieder mussten her und der Chor öffnete sich andersnationalen und -konfessionellen Singwilligen. Außerdem wurde 1993 innerhalb des großen Chores ein Jugendchor gegründet, um die jungen Menschen an das wertvolle musikalische Erbe heranzuführen; ungefähr zur selben Zeit übernahm Eckart Schlandt auch die Leitung eines Schülerchors der Honterusschule. Große Oratorien wurden in den kommenden Jahren verstärkt mit anderen Chören zusammen aufgeführt, z. B. die Johannes- und die Matthäus-Passion oder das Weihnachtsoratorium Bachs mit dem Hermannstädter Bach-Chor oder „Der Allmacht Wunder“ des Heldsdorfers Johann Lukas Hedwig 2002 unter Mitwirkung des Kronstädter Astra-Chors.

Schon in der frühen Kindheit erhielt Schlandt Klavierunterricht, zuerst bei seinem Vater Walter, einem bedeutenden Konzertpianisten, Musikerzieher und Chorleiter. Später kam die Violine, mit Olga Güttler als Lehrerin, hinzu. Ab dem 14. Lebensjahr begann er, das Orgelspiel bei dem verehrten Lehrer Victor Bickerich zu erlernen. Dieser sollte Schlandts Lebensweg nachhaltig beeinflussen, denn 1957 entschloss er sich, ein Orgelstudium bei Helmut Plattner am Bukarester Konservatorium aufzunehmen. 1962, nach Abschluss des Studiums, kehrte er nach Kronstadt zurück, wo er zuerst als Klavierlehrer an der Musikschule angestellt wurde. Ab 1965 wirkte er dann als Organist an der Schwarzen Kirche.

Was ist über den Orgelkünstler Eckart Schlandt zu sagen? Wertvolle Orgeln stehen ihm in der Schwarzen Kirche zur Verfügung, natürlich vor allem die große romantische Buchholz-Orgel. Ihre Möglichkeiten hat er vollends ausgeschöpft, sei es im Gottesdienst, in Konzerten oder bei Platten- und CD-Einspielungen. Allsommerlich finden in der Kirche dreimal pro Woche Orgelkonzerte statt, die Eckart Schlandt zu einem Anziehungspunkt für die Einheimischen sowie für in- und ausländische Touristen gestaltet hat. Sein Repertoire umfasst alle Stile und alle Epochen; natürlich liegt ein Schwerpunkt auf Bachs Werk, aber auch den jeweiligen Jubilaren lässt Schlandt eine besondere Aufmerksamkeit zukommen. Konzerttourneen führten ihn ins In- und Ausland, nachdem es ihm in kommunistischer Zeit lange verboten gewesen war, z. B. in Deutschland aufzutreten.

Auch als Pädagoge ist Eckart Schlandt in Erscheinung getreten. Von 1993 bis 2004 wurde er an der Kronstädter Musikhochschule wiederholt mit Lehraufträgen für die Fächer Orgel und Kammermusik betraut, außerdem wirkte er zwischen 1992 und 1999 bei den dortigen internationalen Meisterkursen mit.

Der Musiker wurden mit zahlreichen Preise gewürdigt, wie dem Johann-Wenzel-Stamitz-Preis (Mannheim 2000), der an Persönlichkeiten verliehen wird, die mit dem deutschen Musikleben im östlichen Europa in Verbindung stehen, oder dem Preis des Rumänischen Musikkritikerverbandes. Schlandts berufliches und gesellschaftliches Engagement wurde mit dem Apollonia-Hirscher-Preis (Kronstadt 2002) und der Honterusmedaille gewürdigt.

Obwohl schon seit einigen Jahren im Rentenalter, denkt Eckart Schlandt nicht daran, sich zurückzuziehen. In vielen vokalsinfonischen Konzerten unter der Leitung seines Sohnes Steffen Schlandt spielt er noch die Orgel, aber auch Solostücke im Rahmen der Sommerkonzerte in Kronstadt oder Tartlau. Zudem schreibt er gern kleine Arrangements und Kanons sowie Lieder zur Jahreslosung oder bestimmten Motti. Der Musikfreund kann also noch voller Freude den zahlreichen Gelegenheiten entgegenblicken, wo er in Kronstadt oder anderswo Eckart Schlandt erleben darf.

Thealinde Reich

Schlagwörter: Musik, Kronstadt, Pädagoge, Dirigent

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