6. Mai 2010

Neuer Unterstaatsekretär im Department für interethnische Beziehungen: Helge Fleischer

Der Hermannstädter Helge Dirk Fleischer, Mitglied des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, ist seit dem 5. Februar 2010 Unterstaatssekretär im Department für interethnische Beziehungen in Bukarest. Dafür lässt der 32-Jährige sein Amt als Stadtrat in Hermannstadt ruhen. Nach seinen politischen Zielen, den ersten Erfahrungen im Amt sowie seiner bisherigen politischen Karriere befragte ihn Ruxandra S t ă n e s c u.
Herr Fleischer, was bedeutet Ihnen dieses politische Amt in Bukarest?
Das Amt des Unterstaatssekretärs im Department für interethnische Beziehungen bietet die Möglichkeit, auf die Gestaltung der Minderheitenpolitik in Rumänien Einfluss zu nehmen. Konkret geht es zum Beispiel um das Genehmigen der finanziellen Unterstützung jener Projektanträge, die dem Bewahren der kulturellen Traditionen dienen. Als Unterstaatssekretär, des­sen politische Unterstützung auf der deutschen Minderheit gründet und der deren einziger Vertreter auf dieser Ebene in der Regierung ist, gehört es zu meinen Aufgaben, in enger Absprache mit dem Landesvorstand des Deutschen Forums, dem Vorsitzenden Klaus Johannis und dem Abgeordneten Ovidiu Ganț, eine lösungsorientierte Vermittlerfunktion zwischen der deutschen Minderheit mit ihren Problemen und der Regierung wahrzunehmen. Schließlich setze ich mich für die Pflege und den Ausbau der bilateralen Beziehungen zwischen Rumänien und dem deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und Luxemburg) im europäischen Rahmen ein. In diesem Kontext ist auch die sehr gute Beziehung zur Föderation der Siebenbürger Sachsen sowie zu den Verbänden der Banater und Sathmarer Schwaben sehr wichtig.

Haben Sie sich bereits in Ihr neues Amt in Bukarest eingearbeitet?
Dank der Unterstützung des Forumsvorsitzenden Klaus Johannis und des Parlamentariers Ovidiu Ganț habe ich mich in mein neues Amt eingearbeitet. Ein sehr gutes Gespräch hatte ich auch mit Dr. Zeno-Karl Pinter, meinem Vorgänger in diesem Amt. Ihre Ratschläge sind mir wichtig. Zu meinen ersten Schritten als Unterstaatssekretär gehörten Antrittsbesuche bei Bischof D. Dr. Christoph Klein, dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Andreas von Mettenheim, und dem Botschafter der Republik Österreich, Martin Eichtinger, und natürlich Generalkonsul Thomas Gerlach. Einer Einladung der Europäischen Kommission für junge Politiker folgend, habe ich eine Reise nach Brüssel unternommen und unter anderem auch mit der Vorsitzenden des Kultur- und Bildungsausschusses des Europäischen Parlaments ein Gespräch geführt. Die Ausschussvorsitzende Doris Pack hatte Hermannstadt als Europäische Kulturhauptstadt 2007 in sehr guter Erinnerung. Ich habe sie eingeladen und sie hat zugesagt, Rumänien noch in diesem Jahr zu besuchen, um sich in Hermannstadt und Klausenburg einen Überblick über das rumänische Unterrichts­system und den Unterricht in den Sprachen der Minderheiten zu verschaffen. Antrittsbesuche machte ich desgleichen bei der Fraktion der Minderheiten im Parlament und bei verschiedenen Fachministerien wie dem Innen- und Verwaltungsministerium, dem Außenministerium oder dem Kulturministerium. Gespräche geführt habe ich auch mit Vertretern der deutsch-rumänischen IHK und dem DWS sowie allen deutschen politischen Stiftungen, die in Bukarest ein Büro haben.

Welches sind die wichtigsten Anliegen, die Sie in Bukarest verfolgen werden?
Der wichtigste Aspekt ist, die Interessen der deutschen Minderheit wahrzunehmen, sie in der Regierung zu repräsentieren im Kontext der gegenwärtigen Minderheitenpolitik Rumäniens. Desgleichen setze ich mich für eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit aller ein, die für die Minderheitenpolitik im weitesten Sinne wichtig sind. Mein Bemühen gilt auch dem Wahren der Brückenfunktion der deutschen Minderheit in der Beziehung Rumäniens mit dem deutschprachigen Raum in Europa.

Unterstaatssekretär Helge Fleischer. ...
Unterstaatssekretär Helge Fleischer.
Warum haben Sie sich eigentlich für eine politische Karriere entschieden?
Die Politik hat mich schon seit meiner Kindheit interessiert, weil ich sehr früh miterlebt habe, wie groß der Einfluss der Politik auf das Alltagsleben der Menschen ist. Ich war noch in der Allgemeinschule, als ich miterlebt habe, wie die Wende von 1989 dazu führte, dass plötzlich viele meiner Schulkollegen von einem Tag auf den anderen nicht mehr da waren. Die Grenzen waren plötzlich offen und sie ausgewandert. In der damaligen Zeit habe ich die ersten Schritte der Stabilisierung der Lage der deutschen Minderheit in Rumänien und den deutsch-rumänischen Dialog auf unterschiedlichen Ebenen mitverfolgen können. Auf Rumänienreisen führten viele hochrangige Besucher Gespräche zu dieser Problematik in Hermannstadt mit den Vetretern der deutschen Minderheit. Oft standen auch die Brukenthalschule und das Gespräch mit Schülern auf dem Programm. Als Bruken­thalschüler und Mitarbeiter der Schülerzeitung hatte ich da oft Gelegenheit, mit dabei zu sein. Das Philosophiestudium in Klausenburg und ein Stipendium, das mir vom Deutschen Forum vermittelt worden war und mich nach Würzburg führte, boten wiederum Gelegenheit, mich nicht nur theorethisch mit der politischen Philosophie zu beschäftigen, sondern auch politische Persönlichkeiten kennen zu lernen und bei ihrer Arbeit zu erleben. Einer meiner Professoren in Klausenburg war Rektor Andrei Marga, der dann auch Bildungminister von Rumänien wurde.

Sie sind schließlich Berufspolitiker geworden.
Mein natürliches Interesse an der Politik konnte ich als Mitarbeiter der Fakultät für Politikwissenschaft und Europastudien der Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt und vorher als zeitweiliger Programmmanager beim Interethnischen Jugendbildungszentrum in Schäßburg einbringen. So richtig in die Politik gekommen bin ich dann als persönlicher Berater des Chefunterhändlers für den EU-Beitritt Rumäniens und später des Europaministers Vasile Pușcaș sowie als Kabinettschef des DFDR-Abgeordneten und Mitglieds des Europäischen Parlaments, Ovidiu Ganț. Der Vorschlag und die fast einstimmige Unterstützung des Landesvorstands des DFDR für die Nominierung zum Unterstaatssekretär im Departement für Interethnische Beziehungen, als Repräsentant der deutschen Minderheit in der Regierung, führte schließlich dazu, dass ich den Schritt vom Berater zum Politiker getan habe.

Was sind Ihre Zukunftsziele?
Mein Ziel ist es, meine Arbeit als Unterstaatssekretär im Kontext der rumänischen Minderhei­tenpolitik bestmöglich zu tun und der deutschen Minderheit damit zu dienen. Eine größere internationale, europäische Wahrnehmung des in Rumänien gelebten Erfolgsmodells der interethnischen Beziehungen ist zum Vorteil aller Beteiligten. Ich bin dem Deutschen Forum dankbar, dass es mich betraut hat, diese Tätigkeit für die deutsche Minderheit wahrnehmen zu dürfen.

Schlagwörter: Interview, Rumänien und Siebenbürgen, Minderheiten, Politik

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