8. Juni 2010

Gottesdienst in Pfullingen zog viele Besucher an

Am 2. Mai fand in der evangelischen Magdalenenkirche in Pfullingen ein Gottesdienst mit siebenbürgischer Liturgie statt, gehalten von Pfarrer i.R. Alfred Binder (Durles). Dazu hatte die Kreisgruppe Reutlingen – Metzingen – Tübingen eingeladen. Schon eine halbe Stunde vor Beginn gab es Schwierigkeiten vor der Kirche einen Parklatz zu finden. Viele Besucher aus den umliegenden Ortschaften waren schon da und die Kirche füllte sich bis auf den letzten Platz.
Als dann die Glocken läuteten, verstummte das Gemurmel und ich wage zu glauben, dass wie ich einige an den Kirchgang in der alten Heimat dachten. Ich erinnerte mich an Neppendorf und wie die Menschen Sonntag für Sonntag in ihrer schönen Tracht und mit dem Gesangbuch in der Hand zur Kirche gingen. Die jahrhundertealten Kirchen mit dem hohen Gewölbe, der schöne Altar und nicht zuletzt die Kanzel flößten den Menschen die notwendige ehrfurchtsvolle Stimmung ein. Hier hatte jeder seinen Platz, es ging nach Geschlecht, Alter, Familienstand, in Neppendorf und Großau sogar nach Zugehörigkeit zu den Volksgruppen der Sachsen und der Landler. Ich vermute, dass viele von uns diese Art des Gottesdienstes vermissen.
Der Chor der Kreisgruppe Reutlingen – Metzingen – ...
Der Chor der Kreisgruppe Reutlingen – Metzingen – Tübingen gestaltete den siebenbürgischen Gottesdienst in Pfullingen mit.
Pfarrerin Esther Rapp-Aschermann begrüßte die Anwesenden. Sichtlich erfreut über die große Anzahl der Besucher, übergab sie an Pfarrer i. R. Alfred Binder, der die Gemeinde begrüßte. Nach dem Orgelvorspiel sang der Metzinger Chor (Leitung: Ilse Abraham) das Lied „Geh aus mein Herz“. Es folgte die Predigt, aufgebaut auf einen Bibeltext, den Pfarrer Binder geschickt und einfühlsam der heutigen Zeit anpasste. Er erinnerte daran, dass uns schon die Bibel ermahnt die Alltagskleider im übertragenen Sinne von Hektik, Habgier, Zorn, Hass und Lieblosigkeit abzulegen und neue Kleider von Sanftmut, Erbarmen, Demut und Geduld anzuziehen. Er sprach von einem alten, sehr wertvollen Altar in einer Gemeinde in Siebenbürgen, der vom Holzwurm befallen ist und Gefahr läuft von innen aufgefressen, also zerstört zu werden. Damit unsere Gemeinschaft nicht zerfällt, glaube ich, wäre es gut, wenn öfter Gottesdienste nach siebenbürgischer Liturgie abgehalten würden. Der Chor sang zum Abschluss das Lied „Herr segne mich“.

Für den gelungenen Gottesdienst möchte ich mich im Namen aller Besucher bei Pfarrerin ­Esther Rapp-Aschermann bedanken. Sie hat es uns ermöglicht in ihrer Kirche einen siebenbürgischen Gottesdienst erleben zu dürfen. Unser Dank gilt auch Herrn Pfarrer Binder, der uns gekonnt die Bibelworte nach alter Tradition nahe gebracht hat. Ohne Anni Folbert hätten wir diesen Gottesdienst nicht erleben können. War sie es doch, die die Verbindung zu Pfarrerin Rapp-Aschermann in die Wege geleitet hat. Dafür herzlichen Dank.

Ich weiß, dass „Otto“ aus der Jubiläumsausgabe der Siebenbürgischen Zeitung vom 20. Mai 2010, Seite 8, über diesen Artikel Folgendes sagen würde: „Wir dürfen die Traditionen aber nicht so pflegen, dass uns gewissermaßen Moderduft umweht.“ Ich lasse „Misch“ aus derselben Ausgabe für mich antworten: „Unsere Tradition dieser Art allein vermochte unsere Einheit jahrhundertelang ohne staatliche Zwangsmittel zu wahren“.

Mit den Worten von Lehrer Josef Beer möchte ich meinen Beitrag beenden. Damit – hoffe ich – kann sowohl „Otto“ als auch „Misch“ leben: „Ein Kleinod, gleich dem ,goldnen Vließ‘,/ ist dennoch uns geblieben:/ Erinn’rung ist das Paradies,/ draus werden wir nicht vertrieben./ Wer trinkt aus diesem Zauberborn,/ spürt Kraft auch für den Weg nach VORN.“

Eva Hoffmann

Schlagwörter: Chor, Gottesdienst, Baden-Württemberg

Bewerten:

3 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.