29. November 2010

Über Jahrzehnte engagiert: Erna Zerelles wurde 90

Erna Zerelles wurde am 19. November 1920 in Neustadt im Burzenland als Tochter von Hans Zerelles, Schulrektor in Neustadt, und Anna Zerelles geboren. Von 1936-1940 wurde sie am Seminar in Schäßburg zur Lehrerin ausgebildet und unterrichtete anschließend vier Jahre lang in ihrem Heimatort.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kam sie mit einem Evakuierungstreck zunächst ins Sudetenland, um dann nach Kriegsende eine Stelle an einer Schule auf der Ulmer Alb zu erhalten. 1950 wurde sie nach Stuttgart versetzt, wo sie bis zu ihrer Entlassung in den Ruhestand blieb. Soziales Engagement und gemeinschaftsfördernde Aktivitäten wurden ihr in die Wiege gelegt, denn Mutter Anna war Vorsitzende des Frauenvereins in Neustadt und auch Vater Hans engagierte sich vielseitig im sozialen Bereich. Bereits 1947 begann sie sich für die Belange ihrer Landsleute in Deutschland zu interessieren und machte sich als Regionalvertreterin im Großraum Ulm mit den Aktiven in Stuttgart Gedanken darüber, wie man ihnen am besten helfen könnte. Obwohl sie nicht dem Vorstand der inzwischen gegründeten Landesgruppe angehörte, wurde sie als Delegierte zu den Verbandstagen geschickt und hat an neun solcher Tagungen teilgenommen.

1978 wurde Erna Zerelles als Frauenreferentin in den Landesvorstand gewählt, ein Amt, das sie bis 1989 innehatte und hingebungsvoll mit Leben füllte. Gleichzeitig wurde ihr die Leitung des Frauenkreises Stuttgart übertragen. Ihre Aufgabe als Landesfrauenreferentin sah sie vornehmlich darin, die bisher geleistete Arbeit in bewährter Art weiterzuführen und guten Kontakt zur Basis zu bekommen. Oft begleitete sie den Landesvorsitzenden auf seinen Besuchen in den Kreisgruppen und lernte die Referentinnen, ihre Arbeit, ihre Erfolge, aber auch ihre Sorgen und Nöte kennen. Bei den von ihr organisierten jährlichen Arbeitstagungen tauschten die Frauenreferentinnen Erfahrungen aus und erhielten Impulse für ihre Arbeit. Ihr besonderes Anliegen war die Erhaltung und Weitergabe siebenbürgisch-sächsischer Volkskunstzweige, zu denen sie 13 verschiedene Wochenendseminare organisierte. Einer ihrer großen Erfolge war die Mobilisierung der Kreisfrauenreferentinnen, um die zahlreichen Gäste der 40-Jahr-Feier der Landesgruppe mit siebenbürgischen Spezialitäten zu verwöhnen.
Erna Zerelles bei der Verabschiedung als Leiterin ...
Erna Zerelles bei der Verabschiedung als Leiterin des Frauenkreises Stuttgart im Dezember 2009. Foto: Friedrich Wilhelm Reip
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit war die Betreuung des Stuttgarter Frauenkreises, der dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feierte und den sie bis Dezember 2009, also 32 Jahre, leitete. Über die Jahre hat sie immer wieder interessierte Frauen aus dem Großraum Stuttgart zu den monatlichen Begegnungen im Haus der Heimat eingeladen und attraktive Vorträge und Lesungen namhafter Referenten aus der alten und neuen Heimat organisiert.

Als Vorstandsmitglied im Hilfsverein Johannes Honterus hat Erna Zerelles die Bemühungen um die Gestaltung des Heimathauses auf Schloss Horneck in Gundelsheim mitgetragen. Sie ist Mitglied im Verein der Freunde und Förderer der Bibliothek und im Verein des Siebenbürgischen Museums. Eine Herzensangelegenheit war und ist für sie die Unterstützung des „kulturellen Gedächtnisses der Siebenbürger Sachsen“. Sie konnte nach Spendenaufrufen im Frauenkreis einen Betrag von 1000 Euro an die „Stiftung Siebenbürgische Bibliothek“ überweisen, der in die Stiftertafel eingetragen wurde.

Weniger bekannt ist, dass Erna Zerelles auch in der Kreisgruppe Stuttgart seit deren Gründung zu den aktivsten Vorstandsmitgliedern gehörte. Ihr haben es die Landsleute aus Stuttgart wesentlich zu verdanken, dass die Kreisgruppe in den 90er Jahren eine schwierige Phase überstand und heute zu den aktivsten der Landesgruppe gehört. Erna Zerelles wurde bei ihrem Ausscheiden aus dem Vorstand Ehrenvorstandsmitglied der Kreisgruppe.

Über die Grenzen der siebenbürgischen Gemeinschaft hinaus war es Erna Zerelles ein großes Anliegen, die siebenbürgische Frauenarbeit in die des Bundes der Vertriebenen (BdV) einzubinden und Kontakte zu hiesigen Frauenorganisationen zu knüpfen. Sie wurde erste Stellvertreterin der Landesvorsitzenden der BdV-Frauen und hat so die Interessen der Siebenbürgerinnen vertreten. Ab 1989 war sie auch Mitglied im Vorstand des Deutschen Frauenringes – Ortsring Stuttgart, der auf ihre Anregung dreimal unsere Institutionen in Gundelsheim besucht hat.

Für ihre langjährigen und vielfältigen Aktivitäten wurde Erna Zerelles vom landsmannschaftlichen Bundes-, Landes- und Kreisvorstand mit Urkunden und dem Goldenen Ehrenwappen geehrt. Doch die größte Ehrung wurde ihr 2003 bei ihrem 25-jährigen Jubiläum als Leiterin des Frauenkreises zuteil, als sie von Ministerpräsident Erwin Teufel für ihre langjährigen ehrenamtlichen Verdienste in der Landsmannschaft und anderen Gremien mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde.

An unsere Jubilarin gehen von vielen Mitgliedern des Verbandes herzliche Glückwünsche zu ihrem Wiegenfest, verbunden mit Dankesworten für ein Leben im Bemühen um Zusammenhalt und Fortbestand unserer siebenbürgischen Gemeinschaft. Von ganzem Herzen wünschen wir ihr Gesundheit und Gottes Segen für die weiteren Jahre.

Gerhild Reip

Schlagwörter: Stuttgart, Frauenarbeit, Geburtstag, Porträt

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