28. September 2013

Zum 80. Geburtstag von Hans Benning-Polder

Am 10. September dieses Jahres beging Hans Benning-Polder in Tamm seinen 80. Geburtstag, der gemeinsam mit seiner Familie für die Entstehung und das Geschick der Kreisgruppe entscheidend gewirkt hat als Gründer und erster Vorsitzender der Kreisgruppe. Da der ehrenamtliche Einsatz für die Gemeinschaft keine Selbstverständlichkeit darstellt, bietet sich diese Gelegenheit, ein Schlaglicht auf sein Leben zu werfen.
Hans Benning-Polder wurde 1933 in Großprobstdorf, in ländlicher Umgebung, in der Nähe von Mediasch geboren und verbrachte daselbst seine ersten Kindheitsjahre, bevor seine Familie nach Hermannstadt umzog. Hier besuchte er den Kindergarten und die „Dr. Martin Luther“-Grundschule, um danach auf das Knabengymnasium „Hundsrück“ in Hermannstadt zu wechseln. Die einschneidenden Veränderungen im Unterrichtswesen, welche die Schulreform Rumäniens von 1948 mit sich brachte, hatten auch eine prägende Bedeutung für den Jubilar, da er dadurch auf eine Mittelschule in Târgoviște, der ehemaligen Residenzstadt der Walachei, mit der Fachrichtung Elektrotechnik wechselte, gefolgt von der Meisterschule, dem Bakkalaureat und dem Abschluss als technischer Betriebswirt.

Hineingewachsen in die schweren Nachkriegsjahre, in denen es als Siebenbürger Sachse nicht einfach war, einen angemessenen Arbeitsplatz zu bekommen, nahm Hans Benning-Polder eine Lehrerstelle in Oberwischau an. Weit oben im Norden des Landes, im Wassertal, begegnete er der jungen Lehrerin, die er 1956 heiratete. Gemeinsam mit Anna Polder ließ er sich in Schäßburg nieder, wo ihre beiden Söhne Hans Reiner und Hugo geboren wurden.

Zunächst war er als Technischer Betriebswirt in der Flachsfabrik in Weißkirch tätig, danach als Technischer Leiter des Elektrizitätswerks Schäßburg und bis zu seiner Ausreise nach Deutschland im Jahre 1973 Technischer Lehrer an der „Allgemeinbildenden Schule Nr. 3“. In letzterer Eigenschaft gründete er mit seinen Schülern den Arbeitskreis für Elektrotechnik, um ihre Neugierde und Lust an technischen Zusammenhängen zu wecken und viele von ihnen in diese berufliche Richtung zu lenken. Die Teilnahme dieses Arbeitskreises an dem Landeswettbewerb „Minitechnikus“, bei dem sie sich mit einer selbst gebauten elektronischen Orgel beteiligten, brachte ihnen den ersten Preis und die Goldmedaille ein.

Hans Benning-Polder ...
Hans Benning-Polder
Im darauffolgenden Jahr konnte er gemeinsam mit seinem Sohn Hans Reiner nach Deutsch­land ausreisen, wohin ihm seine Ehegattin und sein Sohn Hugo 1975 folgen konnten. Bereits kurz nach seiner Ankunft in der neuen Heimat, als es in erster Linie galt, die Familie schnellstmöglich zusammenzuführen und sich eine neue Existenz aufzubauen, lernte er die Bedeutung der Landsmannschaft im Übergangswohnheim Nellingen kennen und wurde Mitglied dieser Vereinigung.

Beruflich konnte er zuerst eine Stelle als Planungsleiter bei den Neckarwerken Esslingen bekommen. Nach einer zusätzlichen Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule in Reutlingen wurde er Lehrer an der „Schule am Favoritepark“ in Ludwigsburg, wo er 1996, nach 45-jähriger beruflicher Tätigkeit in den wohlverdienten Ruhestand trat.

In dieser Stadt gründete er 1975 mit Hilfe Gleichgesinnter, von denen vor allem der Kreisgruppenvorsitzende aus Sachsenheim, Hans Wächter, zu nennen wäre, die Nachbarschaft Ludwigsburg, aus der 1977 die Kreisgruppe Ludwigsburg hervorging, deren erster Kreisgruppenvorsitzender er wurde. Den Blick nicht nur nach innen, in die unmittelbaren Angelegenheiten der eigenen Landsleute und ihres Verbandes gekehrt, war er von Beginn an bemüht, das bindende Glied zwischen der einheimischen Bevölkerung und den neuankommenden Landsleuten zu sein, um Ersteren ein besseres Verständnis für eine höhere Akzeptanz und Letzteren eine bessere Integration zu ermöglichen, wobei er als Siebenbürger Sachse stets die Nähe zur evangelischen Kirche suchte. Vielfältige kulturelle Aktivitäten, Reisen und Veranstaltungen prägten das landsmannschaftliche Vereinsleben in Ludwigsburg.

Hans Benning-Polder organisierte Begegnungsabende mit der einheimischen Bevölkerung, wo er mit Hilfe von Ausstellungen, Vorträgen, Filmen, Tänzen und Chordarbietungen Einblick in das Leben und Wirken der Siebenbürger Sachsen in ihrer einstigen Heimat bot. Gleichzeitig führten diese zu wertvollen, langjährigen freundschaftlichen Kontakten und halfen den Neuankömmlingen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Vor allem der Zusammenhalt der Jugend lag ihm als Lehrer sehr am Herzen. Diesbezüglich darf ihm, gemeinsam mit seiner Familie, eine hervorragende und über die Grenzen der Kreisgruppe hinausragende Rolle zugesprochen werden.

Als im August 2002, während des Elbhochwassers, die Partnerstadt von Tamm, Bad Schandau, von einer Hochwasserkatastrophe ungewöhnlichen Ausmaßes heimgesucht wurde, rief Hans Benning-Polder mit Hilfe der Kreisgruppe Ludwigsburg und der evangelischen Kirchengemeinde Tamm zu einer Spendenaktion auf, die nach einem gelungenen Kulturprogramm eine ansehnliche Geldsumme zusammenbrachte, mit der unsere Kreisgruppe Bad Schandau mit unterstützte.

2011 wiederholte er die Hilfsaktion, als der Kirchturm der evangelischen Stadtpfarrkirche von Bistritz abbrannte und die große Glocke in die Tiefe stürzte. Unser Landsmann aus Bistritz, Horst Göbbel, folgte der Einladung gerne, um mit einem hervorragenden Diavortrag den Anwesenden der Ludwigsburger Kreisgruppe sowie den Gästen aus Tamm und Umgebung die Katastrophe seiner Heimstadt zu schildern, und auch hier wurde fleißig gespendet.

Sein Talent, auf Menschen zuzugehen, und seine angenehm zurückhaltende, aber bestimmte Art haben ihm beruflich wie ehrenamtlich in seinen Vorhaben sicher zeitlebens geholfen. So weiß er bis heute die Menschen mit seinen Zaubervorführungen zu begeistern. An der Volkshochschule Ludwigsburg hat er zwölf Jahre als Lektor die Kunst der Magie an interessierte Zauberlehrlinge weitergegeben.

Vor allem den Kindern, die an den Adventfeiern der Kreisgruppe teilnehmen, ist er als „Nikolaus“ bestens bekannt, der alljährlich sehnsüchtig erwartet wird, dem man Gedichte, Lieder, Musikstücke vorführt und vor dem man sich nicht zu fürchten braucht.

Das Ehepaar Polder hat 2002 die Jugendtanzgruppe Ludwigsburg auf ihrer Reise durch Siebenbürgen begleitet. Dabei haben die jungen Leute, von denen viele bereits in Deutschland aufgewachsen sind, unsere alte Heimat kennen und lieben gelernt. Vor allem diente aber ihr Einsatz für die Gemeinschaft unserer Landsleute vielen als Vorbild, die sich in der Jugendorganisation unseres Verbandes eingesetzt haben.

Als gebürtiger Großprobstdorfer hat Hans Benning-Polder gemeinsam mit Dr. Helmut Kelp, Ernst Michael Herbert und Reinhold Bretz das „Heimatbuch Großprobstdorf“ verfasst.

In seiner Tätigkeit im Vorstand der Landesgruppe Baden-Württemberg war er zwischen 1989 und 1998 für die Jugendarbeit und die Spätaussiedlerbetreuung verantwortlich, zwei Schlüsselressorts unserer Verbandstätigkeit in jener Zeit, um die Eingliederung der Landsleute und den Fortbestand der Gemeinschaft in Deutschland zu sichern.

Er ist auch heute noch, trotz seines Alters, für unsere Landsleute aktiv und steht dem Vorstand der Kreisgruppe Ludwigsburg gerne mit Rat und Tat zur Seite. Für außergewöhnliche Verdienste in seiner landsmannschaftlichen Tätigkeit wurde Hans Benning-Polder bereits 1979 das „Ehrenwappen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland“ verliehen. Für seinen unermüdlichen Einsatz und seine vielseitige Tätigkeit danken wir dem Jubilar an seinem Ehrentag und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute, die beste Gesundheit und auch weiterhin viel Schaffenskraft.

Helge Krempels

Schlagwörter: Ludwigsburg, Porträt, Verbandsleben

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