4. Dezember 2013

Kreisgruppe Rosenheim feiert 40-jähriges Bestehen

Schon beim Eintritt ins Foyer des Kultur- und Kongresszentrums wurden die über 250 erschienenen Gäste von Frauen und Männern der Kreisgruppe in siebenbürgisch-sächsischer Tracht freundlich empfangen. Jeder Gast erhielt eine mehrfarbige Festschrift, in welcher die Entstehung der Kreisgruppe und deren Tätigkeiten dokumentiert sind. Außerdem beinhaltet die Festschrift historische Daten über Siebenbürgen sowie eine farbige Landkarte über die Heimat der Siebenbürger Sachsen seit 1150. Des Weiteren erhielten die Gäste ein Ansteckband mit dem Wappen unseres Verbandes und dem Aufdruck „40 Jahre Kreisgruppe Rosenheim, 9. November 2013“ sowie eine Kostprobe edler Pralinenkreationen. Die Jubiläumsfeier zum 40-jährigen Bestehen der Kreisgruppe fand am 9. November im Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim statt.
Die Veranstaltung wurde mit dem Singen der Bayernhymne unter der Begleitung der „Original Siebenbürger Blaskapelle München“, dirigiert von Werner Schullerus, eröffnet. Der Kreisgruppenvorsitzende Volkmar Kraus konnte viele Gäste des Landkreises und der Stadt Rosenheim begrüßen, darunter Gabriele Bauer, Oberbürgermeisterin der Stadt Rosenheim, Josef Neiderhell, Landrat des Landkreises Rosenheim, die hohe Geistlichkeit, Herta Daniel, Vorsitzende des Landesverbandes Bayern und Stellvertretende Bundesvorsitzende, Andreas Roth, Landesjugendleiter der SJD-Bayern, Hanna Wirth, Dekanin des evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirkes Rosenheim, Alexander Bock, Kreisvorsitzender des Bundes der Vertriebenen, Vertreter der Baltendeutschen, Sudetendeutschen, Schlesier sowie anderer Kreisgruppen, Bürgermeister des Landkreises als auch Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Anschließend verlas er Grüße und Glückwünsche weiterer Persönlichkeiten aus dem politischen und kirchlichen Bereich.

Werner Kraus führte durch das Programm, wobei er mit vielen humoristischen Einlagen die Stimmung auflockerte. In einem kurzen Rückblick beschrieb er die Entstehungsgeschichte der Rosenheimer Kreisgruppe unter ihrem Vorsitzenden Michael Schuster, der die Notwendigkeit erkannte, die einzelnen, verstreut lebenden siebenbürgisch-sächsischen Familien in einem Verein zusammenzufassen, bei der Eingliederung zu helfen und das Brauchtum zu pflegen und zu fördern. Nach einer Absprache mit dem Landesverband Bayern wurde am 2. November 1973 die Kreisgruppe Rosenheim ins Leben gerufen. Michael Schuster als Vorsitzender und Rudolf Nuss als Kassenwart konnten gleich nach der Gründung bereits einer größeren Anzahl von Mitgliedern bei Behördengängen, Wohnungssuche, Übersetzungen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Weiterbildung behilflich sein. In den folgenden Jahren stieg unter den Vorsitzenden Werner Kraus, Karl Fronius und Dietmar Zermen der Zuzug der Siebenbürger Sachsen sehr stark an und es mussten die Weichen neu gestellt werden. Neben den bisherigen Aufgaben wurde ein Ersatz für die verlorene Heimat geschaffen. Dies gelang durch die Gründung eines eigenen Chors, der auch auf ein 25-jähriges Bestehen zurückblickt, einer eigenen Tanzgruppe, einer Kindergruppe, eines Damenkränzchens, eines Bastelkurses und einer Jugendgruppe. Kulturelle Veranstaltungen, Vorträge, Auftritte der Tanzgruppe und des Chors in der Öffentlichkeit, die Teilnahme an Trachtenumzügen, an Festen, Heimattagen, Tanzveranstaltungen und Ausstellungen sorgten für die Bekanntmachung unseres Kulturgutes und für die Erleichterung der Eingliederung. Auch ein Referat für die berufliche Eingliederung wurde geschaffen, das sich mit Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen der neu Angekommenen befasste. Mit dem Arbeitsamt, der Handwerkskammer, den kirchlichen Institutionen und dem Bund der Vertriebenen wurden Lehrpläne entwickelt und Schulungen für Arbeiter, Techniker und Ingenieure abgehalten, die sehr erfolgreich waren. Um die große Welt den Mitgliedern näher zu bringen, organisierte der Vorstand preisgünstige Reisen im In- und Ausland, an denen auch Mitglieder anderer Kreisgruppen und deren Freunde teilnahmen. Werner Kraus sprach ausdrücklich seinen Dank aus für die freundliche Aufnahme der Siebenbürger Sachsen im Landkreis und in der Stadt Rosenheim nach dem Zweiten Weltkrieg und den folgenden Jahren und wünschte auch weiterhin eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit allen Behörden und Vereinen. Er äußerte auch den Wunsch, Straßennamen in Rosenheim und den Landkreisgemeinden zu vergeben, die an Siebenbürgen erinnern.
Jubiläumsfeier der Kreisgruppe Rosenheim: ...
Jubiläumsfeier der Kreisgruppe Rosenheim: Auftritt des vor 25 Jahren gegründeten Chores der Kreisgruppe. Am Rednerpult steht Werner Kraus. Foto: Helmut Korodi
Landrat Josef Neiderhell, der auch die Schirmherrschaft der Festveranstaltung übernahm, gratulierte auch im Namen der Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer den Mitgliedern der Kreisgruppe zur erfolgreichen Eingliederung. Er erinnerte an zwei Klassenkollegen, die in Rosenheim in den 1950er Jahren Hilfe suchten, weil sie in der alten Heimat nicht bleiben durften. Auch nach dem Fall des Eisernen Vorhanges, als viele Menschen nach Bayern ­kamen, galt die Devise: „Sie sind bei uns ­angekommen, gestalten wir gemeinsam die Zukunft.“

Andreas Roth, Landesjugendleiter der SJD-Bayern, forderte eine Verbesserung der Jugendtätigkeit, um die Kinder und Jugendlichen schon im frühen Alter in die Gemeinschaft einzuführen. Unser siebenbürgisch-sächsisches Kulturgut auch weiterhin zu pflegen und bekannt zu machen, sei eine wichtige Aufgabe für unsere Nachkommen. Auch sei es wichtig, die sächsische Mundart zu pflegen und die Jugendlichen über Siebenbürgen zu informieren.

Hanna Wirth, Dekanin des evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirkes Rosenheim, würdigte den Zusammenhalt der Siebenbürger Sachsen, ihre Eigenheit, alte Traditionen zu bewahren und zu erhalten. Sie meinte auch, die Siebenbürger Sachsen hätten als Deutsche in Bayern sehr schnell eine neue Heimat gefunden. Mit Gottes Segen und dem Wunsch für einen glücklichen Aufbruch in die Zukunft beendete sie ihre beeindruckende Ansprache.

Klaus Waber, Vorsitzender des Hilfsvereins „Stephan Ludwig Roth“, Trägerverein des Siebenbürgerheims in Rimsting, dankte in seiner Ansprache für die ehrenamtliche Unterstützung der Kreisgruppe, lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Verein und dem Heim und wünschte auch weiterhin viel Erfolg.

Die Vorsitzende des Landesverbandes Bayern und Stellvertretende Bundesvorsitzende Herta Daniel überbrachte die Glückwünsche des Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius, der leider an der Feier nicht teilnehmen konnte, und würdigte die Tätigkeiten der Kreisgruppe und die gut gelungene Integration. Besonders begrüßte sie auch die politischen Entscheidungen und die guten Rahmenbedingungen, die für die Aufnahme der Aussiedler geschaffen wurden. In ihrer Festansprache umriss sie kurz die Entstehungsgeschichte des Landesverbandes und seine Aufgaben und erwähnte, dass es der Kreisgruppe Rosenheim gelungen sei, durch öffentliche Auftritte von Tanzgruppe und Chor sowie viele Veranstaltungen eine Bürgernähe zu schaffen und ein neues Heimatgefühl zu entwickeln. Sie würdigte besonders den Chor, der sich aus einer kleinen Singgruppe zu einer bedeutenden Chorgemeinschaft entwickelt hat und nun auf eine erfolgreiche 25-jährige Tätigkeit zurückblicken kann. Frau Daniel überreichte Volkmar Kraus eine Urkunde zum 40-jährigen Bestehen der Kreisgruppe. Auch Hedwig Zermen, Kulturreferentin und Chorleiterin, bekam eine Urkunde zum 25-jährigen Bestehen des Chores.

Volkmar Kraus überreichte den Festrednern Büchergeschenke und bedankte sich für die großzügigen Spenden, welche der Kreisgruppe erst die Durchführung dieser Veranstaltung ermöglicht hatten. Anschließend würdigte Volkmar Kraus die langjährige ehrenamtliche Tätigkeit des Ehepaares Schuster. Hildegard Schuster erhielt eine Ehrenurkunde der Kreisgruppe für ihre 30-jährige Tätigkeit als Kassierin und Verantwortliche für die Mitgliederverwaltung sowie für ihr engagiertes Mitwirken im Referat für die berufliche Beratung und Betreuung unserer Landsleute. Ebenso erhielt Erwin Schuster für seine 25-jährige Tätigkeit im Bereich der beruflichen Integration unserer Landsleute, für Übersetzungen, die Organisation von Reisen sowie für seine Berichterstattungen eine Ehrenurkunde der Kreisgruppe.

Den ersten Teil des Nachmittages beendete die Erwachsenentanzgruppe aus Traunreut unter der Leitung von Richard Schneider mit einem Tanz. In einer kurzen Pause konnte man sich mit Getränken und siebenbürgischen Köstlichkeiten stärken und die sehr umfangreiche Ausstellung anschauen. Diese setzte sich aus mehreren Teilbereichen zusammen: In „Die Schulen der Siebenbürger Sachsen“ wurde unter anderem auf die allgemeine Schulpflicht hingewiesen, die Schulordnung von Honterus, Persönlichkeiten und Schulzeugnisse; in „40 Jahre Kreisgruppe Rosenheim“ sah man Bilder aus dem Sammlerarchiv von Andreas Frank über Veranstaltung und Tätigkeiten der Kreisgruppe; außerdem wurde siebenbürgisches Kulturgut mit Töpferwaren, volkstümlichen Stickereien, Trachtenpuppen und Büchern präsentiert. Neben den Eingängen zum Saal lief auf Videotafeln eine von Helmut Korodi erstelle Powerpoint-Präsentation mit Bildern von Werner Philippi, welche siebenbürgische Landschaften und Ansichten zeigte.

Nach der Pause wurde das Programm mit einem weiteren Auftritt der Tanzgruppe fortgeführt. Danach wurde das 25-jährige Bestehen des Chores gefeiert. Volkmar Kraus erinnerte an die Anfänge und überreichte anschließend jedem einzelnen Chormitglied eine Ehrenurkunde zum Jubiläum, in welcher auch ausdrücklich die aktive zeitliche Gesangstätigkeit des jeweiligen Sängers bzw. der jeweiligen Sängerin hervorgehoben wurde. Der Chor umrahmte das Ganze mit mehreren Liedern aus seinem umfangreichen Repertoire. Im weiteren Verlauf des Programms folgten noch einige Tänze der Tanzgruppe und etliche Vortragsstücke der hervorragenden Blaskapelle. Durch die verschiedenen Einlagen der Musikkapelle und des Chores, der auch mehrere Lieder in siebenbürgisch-sächsischer Mundart sang, wurde das Programm unterhaltsam gestaltet. Ein Augenschmaus war der Auftritt der Traunreuter ­Erwachsenentanzgruppe, die mit sieben Tanzpaaren mehrere siebenbürgisch-sächsische Tänze aufführte. Zum Abschluss der Feier bedankte sich Werner Kraus bei den Organisatoren, den unzähligen Helferinnen und Helfern, den Kuchenbäckerinnen und bei den Gästen für den gelungenen Nachmittag. Ein besonderer Dank galt allen Sponsoren, die bei der Mitgestaltung der Feier geholfen haben, ebenso den Spendern für die Förderung der Tätigkeiten der Kreisgruppe. Er sprach die Hoffnung aus, dass vor allem das Liedgut weiter gepflegt und wieder eine Tanzgruppe gegründet werde. Als Leitspruch sollte auch in Zukunft gelten: „Werde in der Fremde heimisch, doch werde nicht der Heimat fremd.“ Mit der deutschen Nationalhymne und „Siebenbürgen, Land des Segens“ schloss diese gut gelungene Veranstaltung, die uns noch viele Jahre in Erinnerung bleiben wird.

Erwin Schuster

Schlagwörter: Rosenheim, Kreisgruppe, Jubiläum

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