Sunnhild Mai hat gerade noch mit diesem Sack Flöhe geprobt. Jetzt begrüßt sie in strahlender Frische die Tanzgruppe aus Ludwigsburg mit Anita Mai und die vielen Zuschauer auf den schattigen Bänken. Vor dem geschmückten Kronenbaum lassen sich alle Tänzer in ihren prächtigen Trachten knipsen. Dann wird es spannend. Ein junger Mann macht sich an den Aufstieg. Gesticktes Hemd, schwarze Hose, blumenbestickte Krawatte. Hinter mir tuscheln zwei Mädchen: „Der Baum glänzt so, den haben sie gestern mit Wachs poliert!“ Und da passiert es auch schon. Der glatte Hosenstoff rutscht. Statt aufwärts geht es abwärts am Stamm. Das zahlreiche Publikum klatscht schmunzelnd Trost.

Und da kommt schon der nächste Anwärter, dieser mit kurzen Ärmeln und kurzen Hosen. Diskret werden ihm der Text der Festrede und ein Mikrofon in die weiten Hosentaschen gesteckt. Gegen nackte Haut kann auch ein polierter Stamm nichts ausrichten. Schon ist der junge Held oben, da fällt ihm das Mikro aus der Hosentasche. Wer soll ihm das jetzt nachtragen? Die Helfer sehen sich ratlos um. Da steht ein Mädchen, das vorausschauend in Erwartung des Zuckerle-Regens ihre große rosa Tasche mitgebracht hat. Mit dem Mikrofon beladen, wird sie am Seil hochgezogen. Laut und deutlich, in schönen Reimen, werden jetzt alle Gäste begrüßt und willkommen geheißen. Der Applaus ist ohrenbetäubend. Dann regnet es, wie erwartet, Süßigkeiten. Die Kinder jubeln und stürzen sich auf die Köstlichkeiten.

Vor mir stehen meine drei Enkeltöchter mit ihrer Beute. Ich soll schnell alles halten, denn der Tanz beginnt. Aber ja nicht vermischen! Ich habe nur zwei Hände, also schiebe ich eine der süßen „Eroberungen“ in die Hosentasche. Und dann tanzen die Kinder, dass es eine Freude ist. Die Jungs machen als Rosette im Takt Liegestütz und die Mädchen schreiten keck, die Hände in die Hüften gestemmt, diese munter schwingend um die Jungs herum. Die Kleinste hat das mit dem Hüftschwung nicht so ganz verstanden. Dafür dreht sie bei jedem Schritt den Kopf nach links und rechts, dass die blonden Haare nur so fliegen.

Und dann tanzen die „Großen“ schwungvoll über die sonnige Wiese. Ihre Begeisterung steckt an. Die Zuschauer singen mit und vergessen die Hitze. Auch ich, bis meine drei Mädels kommen. Nur zweien kann ich die treuhänderisch überlassenen Süßigkeiten aushändigen. Die Schokolade in der Hosentasche ist zerflossen und alles klebt. So stört mich die Nachricht nicht weiter, dass der Baumstriezel ausverkauft ist. Mein Bedarf an Süßem ist gedeckt! Schmerzhafter ist schon, dass bald auch die Mici ausgehen und schließlich selbst das Holzfleisch. Nur noch ein paar Rote gibt es. Aber niemand beklagt sich. Die morgendliche Predigt von Pfarrer Günther Auner über die Freundlichkeit Gottes und der Menschen untereinander muss alle durchdrungen haben. Die Blasmusik spielt mal hinreißend, mal einfühlsam und viele tanzen im länger werdenden Schatten der hohen Bäume. Keiner schimpft, dass auch die Getränke langsam ausgehen und nicht mehr kalt sind.

Um Punkt sieben sind alle Tische aufgeräumt, die Blasmusik hat ihren letzten Kasten Wasser ausgetrunken und die Küche wird sauber geputzt. Dabei finden sich in den großen Kühlschränken noch fünf volle Getränkekisten, die vorsorglich kaltgestellt, aber vergessen wurden. Die Meinung ist einhellig: So ein schönes Fest feiern wir nächstes Jahr wieder! Die Kreisgruppe Stuttgart reagiert prompt und bucht das Waldheim sofort für das Sommerfest, Sonntag, den 9. Juli 2017. Sie, liebe Leserin und lieber Leser, sind ganz herzlich eingeladen!

Berndt Schütz