27. Januar 2017

Ein Stück Siebenbürgen in Neckarsulm

Am 22. Januar fand in der Martin-Luther-Kirche Neckarsulm ein besonderer Tag statt: Aus Siebenbürgen stammende Gemeindeglieder erzählten im Gottesdienst von ihrer alten Heimat und brachten den Neckarsulmer Protestanten siebenbürgische Kultur nahe. Die beiden Pfarrer Dieter Steiner aus Neckarsulm und Jürgen Stauffert aus Erlenbach, die zu diesem Begegnungstag eingeladen hatten, freuten sich über knapp 200 Besucher.
Im letzten Sommer besuchten die beiden Pfarrer auf einer Studienreise durch Siebenbürgen zahlreiche Kirchengemeinden. Aus dieser Erfahrung heraus entwickelte sich der Wunsch, den Protestanten in Neckarsulm bei einem Begegnungstag davon zu erzählen, was es bedeutet, evangelisch in Siebenbürgen zu sein. Im Gottesdienst berichte Pfarrer Jürgen Stauffert von seinen Erlebnissen und Begegnungen bei der Fahrt durch Siebenbürgen. Pfarrer Dieter Steiner erinnerte daran, dass es offene Grenzen in Europa waren, die es ermöglichten, dass aus Neckarsulm stammende Christen gemeinsam mit aus Siebenbürgen stammenden Christen heute diesen Gottesdienst feiern können. Den Altar schmückten zwei wunderschöne rot-weiße Nelkensträuße in großen sächsischen Krügen.

Martin Rill, ein ausgewiesener Kenner der Siebenbürger Geschichte, gab im Gottesdienst einen historischen Überblick über die 800-jährige Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Johannes Kravatzky zeigte wunderschön verzierte Krüge und stellte gemeinsam mit der Siebenbürger Tanzgruppe verschiedene Siebenbürger Trachten vor. Irmgard Wagner erinnerte an ihre Konfirmation vor 60 Jahren. Ihr Mann Georg Wagner erzählte von alten Bräuchen und besonderen Gottesdiensten. Wolfgang Köber erklärte der Gemeinde, was ein „Landler“ ist. Gerlinde Schuller blickte dankbar auf die Anfänge in Deutschland zurück. Durch die tatkräftige Unterstützung der Kirchengemeinde und vieler Neckarsulmer fanden sie und ihr Mann schnell Kontakt zur Gemeinde, eine Wohnung und Arbeit. Jürgen Dörr, vielen bekannt als der Sänger „Jürgen aus Siebenbürgen“, zeigte ein Bild der teilweise eingestürzten Kirche aus seinem Heimatdorf, das er mit 6 Jahren verließ. Als Vertreter der jüngeren Siebenbürger Sachsen betonte er, dass ihm seine Wurzeln wichtig sind. Als Kind war ihm jedoch nie klar, was er nun ist: Deutscher oder Siebenbürger? Pfarrer Dieter Steiner nannte ihn spontan einen „deutschen Europäer mit Siebenbürger Wurzeln“.
Gottesdienst zum Schwerpunkt Siebenbürgen in der ...
Gottesdienst zum Schwerpunkt Siebenbürgen in der Martin-Luther-Kirche in Neckarsulm, von links: Pfarrer Dieter Steiner, Johannes Kravatzky und Pfarrer Jürgen Stauffert. Foto: Barbara Ziegler
Nach dem Gottesdienst überreichte Johannes Kravatzky im Namen aller Siebenbürger aus Neckarsulm und Erlenbach Herrn Pfarrer Steiner und der Martin-Luther-Kirchengemeinde einen siebenbürgisch-sächsischen Teller aus der Werkstatt Etter aus Heilbronn. Anschließend wurden die Besucher mit Baumstriezel, Hanklich, Crèmeschnitten und vielen anderen siebenbürgischen Leckereien verwöhnt. Martin Rill verfasste die Texte für die über 20 Aufsteller, die über die Siebenbürger Geschichte und viele Kirchenburgen informierten. Eine kleine Ausstellung, die Johannes Kravatzky organisierte, brachte den Besuchern die Siebenbürger Kultur und das Verbandsleben der Siebenbürger in Deutschland nahe.

Der Sänger Jürgen aus Siebenbürgen und der Gitarrist Daniel Salmen sorgten mit ihren Liedern für eine fröhliche Stimmung im Gemeindesaal. Am Ende des Begegnungstages sangen Siebenbürgen und Schwaben gemeinsam das Siebenbürgenlied.

Stellvertretend für viele glückliche Besucher sagte Gerlinde Schuller: „Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Es war ein feierlicher Gottesdienst und ein schönes Fest.“ Der Erlös des Gottesdienstes ging an ein sozial-diakonisches Projekt der evangelischen Gemeinde in Fogarasch.

Quelle: Martin-Luther-Kirchengemeinde Neckarsulm

Schlagwörter: Heilbronn, Gottesdienst

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