10. September 2017

"Die Gesellschaft mitgestalten!“ - Tag der offenen Tür im Haus der Heimat Nürnberg

Ein Vertreibungsschicksal könne zum Verstummen der Betroffenen, zum Rückzug aus der Gesellschaft führen, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich in ihrem Grußwort beim „Fest unter der Eiche“ am 22. Juli. Vor zehn Jahren wurde sie Mitglied im HdH, weil „dieses Haus Menschen, die die Heimat verloren haben, Orientierung gibt und dabei vermittelt, offen zu sein für diese offene Gesellschaft!“ Ihr Kollege aus dem Bundestag, Michael Frieser, CSU, ging in seinem Grußwort einen Schritt weiter: „An die Wurzeln denken und trotzdem die Gesellschaft mitgestalten, dafür steht dieses Haus der Heimat!“
Horst Göbbel, der Vorsitzende des HdH e.V. Nürnberg, erteilte bei der Eröffnung des Festes der befürchteten Politikverdrossenheit eine klare Absage und rief alle Gäste auf, ihr Wahlrecht zu nutzen: „Komplexität und Globalität sind nicht unregierbar. Die Politik muss sich nur redlich der zahlreichen schnelllebigen hochkomplexen Prozesse der Globalisierung und Digitalisierung annehmen.“

Geschäftsleiterin Doris Hutter begrüßte die knapp 70 Ehrengäste namentlich und benutzte dabei Wortschöpfungen von Martin Luther wie z. B. „Herzenslust“, die sie bei den anwesenden Vertretern befreundeter Institutionen vermutet, die dem HdH die Ehre gegeben haben, obwohl sie nicht gewählt werden. Als sie die ehrenamtlichen Vertreter der Mitgliedsvereine, die zum Fest erschienen waren, begrüßte, erwähnte sie Luthers „Langmut“, anspielend auf die Ausdauer, die man in der Vereinsarbeit haben muss.

Der Bezirkstagspräsident von Mittelfranken Richard Bartsch, Schirmherr des Festes, betonte, dass das Nürnberger HdH für die Menschen aus dem ganzen Bezirk gedacht sei, „um hier auch eine häusliche Heimat zu finden. Der geplante Erweiterungsbau zeigt uns, dass der Bedarf da ist!“ Der CSU-Landtagsabgeordnete Karl Freller formulierte es so: „Wir brauchen mehr Platz, weil wir mehr Leute sind!“ Bartsch wünscht sich, „dass es nicht nur ein Ort der Begegnung sei, sondern auch ein Lernort, in dem auch Friedenspolitik, Ausgleich und Geschichte gelehrt wird!“ Und SPD-Stadtrat Dr. Ulrich Blaschke, auch in Vertretung des Oberbürgermeisters Dr. Ulrich Maly, schätzt an der Arbeit des HdH, „dass Sie mit uns Stadtgesellschaft gestalten, dass Sie nicht nur für Ihre Landsleute da sind, sondern dass Sie hier verankert sind und nicht irgendwo im Gestern.“
Tag der offenen Tür im Haus der Heimat Nürnberg: ...
Tag der offenen Tür im Haus der Heimat Nürnberg: Richard Bartsch (links), Bezirkstagspräsident von Mittelfranken und Schirmherr des Festes unter der Eiche, mit dem Vorsitzenden des HdH e.V. Horst Göbbel. Foto: Inge Alzner
Richtig verankert sind inzwischen auch die kulturellen Leckerbissen, die das HdH quer durch alle Generationen bieten kann: Die Kindertrachtengruppe der Banater Schwaben bot Volkstänze, bei denen Kinder mit Erwachsenen zusammen tanzten. Die russlanddeutsche Tanzgruppe „White Shadows“ brachte mit Rock ’n‘ Roll und HipHop viel Schwung ins Programm, ein Tanzmariechen von der Karnevalsgesellschaft Noris Banatoris beeindruckte durch Akrobatik, und die erst kürzlich gegründete Singgruppe der Sprachschüler des HdH sang, entsprechend gekleidet, Operettenmelodien von Johann Strauß.
Die Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg spielte ...
Die Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg spielte beim Fest unter der Eiche zum Tanz auf. Foto: Inge Alzner
Umrahmt von den bewährten Klängen der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg (Leitung Michael Bielz), die es jedes Mal schafft, Gäste zum Tanzen zu bewegen, und charmant moderiert von Annekatrin Streifert, Mitglied der Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen Nürnberg, die auf dem Gelände ihre Ausstellung „40 Jahre Tanzgruppe“ präsentierte, bot das Fest außerdem auch kulinarisch verankerte Leckerbissen der Metzgerei Mooser und von Tünde Thiess am Langosch-Stand.

Den vielen Ehrenamtlichen, die selbst gebackene Kuchen gespendet hatten, den treuen verlässlichen Helfern im Einsatz beim Getränkeausschank, ebenso beim Bücherflohmarkt, der Kinder-Kreativ-Ecke bis hin zum Auf- und Abbau der Zelte, Kasse, Küchendienst und Bedienung sagen die Organisatoren wieder herzlichen Dank. Stellvertretend für sie alle seien erwähnt: der Sprecher des organisierenden Arbeitskreises Johann Schuster und seitens der HdH-Angestellten Annette Folkendt und Hausmeister Eugen Vetter. Zusammen mit den zahlreichen Gästen, die angesichts mehrerer zeitgleicher Feste in der Stadt dankenswerterweise dem HdH die Ehre gegeben und zum guten Gelingen eines fröhlichen Sommertages beigetragen haben, wurde beim gemeinsamen Feiern eine große Gemeinschaft gefestigt, die den Geist des Hauses der Heimat prägt, durch das ganze Jahr trägt und viel Freude spendet.

Doris Hutter

Schlagwörter: Haus der Heimat, Nürnberg, Tag der offenen Tür, Horst Göbbel

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