18. Januar 2019

Lichtertsingen in der Kreisgruppe Backnang

Die letzten zwei Veranstaltungen der Kreisgruppe Backnang hoben sich in ihrem Programm etwas ab von dem der letzten Jahre. Eine Herzensangelegenheit war uns das Einbetten unseres ersten Theaterstückes in einen schönen Rahmen, deshalb „reanimierten“ wir den Herbstball. Am 3. November trafen sich unter dem Motto „Tracht ist Pracht“ Theaterinteressierte und Tanzfreudige in der Dorfhalle Steinbach, um gemeinsam zu feiern, zu genießen, Spaß und Freude zu teilen.
Zum Auftakt hatte die neu gegründete Theatergruppe ihr Debüt mit „Menj Griesi ried sachsesch – na und?“. Den Rahmen des Stückes bildet die Situation zweier Frauen aus einem siebenbürgischen Dorf, die sehr unterschiedlich mit der Integration in Deutschland umgehen. Während die eine ihre Herkunft und Heimat verleugnet (wunderbar überheblich gespielt von Monika Köber), ist sich die andere ihrer Wurzeln bewusst und lebt in der neuen Heimat auch die alten Traditionen (sehr berührend dargestellt von Katharina Rill). Sehr intensiv hat die Autorin Hilde Juchum auch ein Stück schwerer Vergangenheit in Form von Erzählungen über die Deportation der Siebenbürger Sachsen nach Russland eingebettet. Im Theaterstück mussten sich zu diesem Thema zwei Gymnasiasten (fantastisch gespielt von Michael Gunesch und Dominik Hihn) mit Herta Müllers Buch „Atemschaukel“ auseinandersetzen. Nicht fehlen durfte die neugierige Nachbarin (herrlich witzig verkörpert von Maria Breckner), die dem Stück die schelmische Würze verlieh. So sorgte das Bühnenspiel abwechselnd für herzhaftes Gelächter und tiefe Ergriffenheit. Viele Zuschauer zeigten sich am Ende berührt und positiv überrascht, dass das Theaterstück trotz Leichtigkeit und Humor doch sehr viel Tiefgang und Ernsthaftigkeit hatte.
Lichtertsingen in der Kreisgruppe Backnang. Foto: ...
Lichtertsingen in der Kreisgruppe Backnang. Foto: Herwart Licker
Nach dem „Hungerengel“ (ein zentraler Begriff im Theaterstück) folgten die „Schlagerbengel“, die den Tanzhunger der Anwesenden stillten. Die siebenbürgische Küche von Hermann, der Getränkestand der Kreisgruppe und nicht zuletzt die stark besuchte Cocktailbar unserer Jugend sorgten dafür, dass die Tanz- und Feierenergie nicht ausging. Und so gestaltete sich dieser Abend für alle Anwesenden zu einem Fest mit bleibender Erinnerung.

Die diesjährige Nikolausfeier hingegen war geprägt von feierlicher Stimmung, in die uns der Chor mit seinen weihnachtlichen Liedern versetzte. Neben bekannten Titeln wie „Trommlerjunge“, „Nun singet und seid froh“ wurde dieses Jahr zum ersten Mal auch ein Gospellied gesungen. Als Vorlage diente das Lied „Go tell it to the mountain“, zu dessen Melodie von uns eine deutsche Weihnachtsversion „gedichtet“ wurde. Zusammen mit den Kindern, die sich wieder eingebracht hatten, lud der Chor den Nikolaus ein einzutreten. Dieser zeigte sich hocherfreut, wieder mal Kinder mit seiner Anwesenheit und seinen Gaben beglücken zu dürfen. Davor aber beschenkten einige Kinder und eine weise Oma den Nikolaus mit Gedichten, instrumentalen Einlagen und Geschichten. Das Highlight dieser Veranstaltung bildete eine alte Tradition, die früher in Siebenbürgen in vielen Orten zu Weihnachten gelebt wurde: das Lichtertsingen!
Herzerwärmend – alter Brauch in neuem Gewand, ...
Herzerwärmend – alter Brauch in neuem Gewand, begleitet von humorvollen Erinnerungen: Lichtertsingen in der Kreisgruppe Backnang. Foto: Herwart Licker
Hermann Gunesch stellte das Lichtertsingen, wie er es als Kind und Jugendlicher in Hahnbach erlebt hat, vor. Liebevoll bastelte er den dazugehörigen Lichterbaum, studierte mit einigen Männern das passende Lied „Lobt Gott, ihr Christen“ ein und erzählte humorvolle Geschichten rund um diesen alten Brauch. Die Anwesenden ließen sich von der besonderen Stimmung, die von dem beleuchteten Lichterbaum und vom Wechselspiel der Männer- und Frauengesänge ausging, regelrecht verzaubern. Bei vielen, die diese Tradition aus ihrer früheren Heimat kannten, wurden Erinnerungen geweckt, die als Grundlage dienten für einen regen Austausch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Lichtertsingens in den einzelnen Dörfern. Grund genug für uns, mehr von der Vielfalt dieses Brauches aufleben zu lassen. So können sich unsere Gäste nächstes Jahr auf das Lichtertsingen in der Tradition eines anderen Ortes freuen, ganz im Sinne des Spruchs: „Die Pflege von Traditionen ist nicht einfach ein stures Festhalten an Altem – es ist nicht das Aufbewahren von Asche, sondern das Aufrechterhalten einer Flamme“.

Unsere Kreisgruppe nimmt die Flamme aus dem letzten Jahr mit ins neue. Am 26. Februar bei unserem traditionellen Faschingsball mit Sketch und Prämierung der schönsten Masken wird sie wieder hell brennen. Einheizen wird uns in der Dorfhalle Steinbach ab 20.00 Uhr das „Duo Riff“ und alle, die mit uns närrisch ausgelassen sein wollen, sind herzlichst willkommen.

Monika Hamlescher-Hihn und Jutta Plajer

Schlagwörter: Backnang, Advent, Lichtert, Lichtertsingen

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