3. August 2019

Kronenfest in Herzogenaurach

Bei herrlichem Sonnenschein feierte die Volkstanzgruppe Herzogenaurach am 30. Juni ihr 20. Kronenfest. Trotz der rekordverdächtigen Temperaturen waren viele Besucher und Trachtenträger gekommen. Auch die Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg, die ein ununterbrochener Begleiter des Kronenfestes in Herzogenaurach ist, war wieder dabei.
Das Fest begann traditionell mit einem Gottesdienst auf dem Festplatz um 12.00 Uhr. Er wurde von Andrea Schäfer, Pfarrerin der evangelischen Kirche Herzogenaurach, gehalten, musikalisch begleitet von einem Posaunenchor aus Mitgliedern der Siebenbürgischen Kinder-, Jugend- und Erwachsenentanzgruppe Herzogenaurach, unterstützt von zwei Musikern der „Loisachthaler“ und umrahmt von Trachtenträgern der Tanzgruppe Herzogenaurach.

Das Nachmittagsprogramm wurde mit einem Aufmarsch der Trachtenträger eröffnet. Mitwirkende waren die Siebenbürgischen Kindertanzgruppen Nürnberg und Herzogenaurach, die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Herzogenaurach, die Volkstanzgruppe Kirchfembach-Puschendorf in fränkischer Tracht, die Tanzgruppe der Banater Schwaben Kreisgruppe Ingolstadt und Vertreter der Schlesischen Spinnstube Herzogenaurach. Gerhard Berner, Vorsitzender der Siebenbürgischen Volkstanzgruppe Herzogenaurach, begrüßte die Ehrengäste und die vielen Besucher. In seiner Ansprache hob er die Wichtigkeit dieses Festes hervor, das als letztes Fest vor der schweren Feldarbeit gefeiert wurde, ein Fest des Dankes und der Freude. Schon bei den letzten Kronenfesten wies er auf die Unterschiede in den Arten der Kronen und des Feierns in Siebenbürgen hin – im Mittelpunkt war aber immer der Baum, die Krone, die Jugend und die Kinder. Diesmal erläuterte er, wie das Fest in Kleinschenk gefeiert wurde. Aufgrund eines Eintrags im Presbyterialprotokoll von 1895, wonach „der Johannistag ein Arbeitstag ist und der Tanz entfällt“, wurde das Kronenfest auf den Peter- und Pauls-Tag verlegt, der ein kirchlicher, mit einem Gottesdienst gefeierter Tag blieb. Nach dem Krieg wurde es 1969 zum ersten Mal wieder gefeiert und zwar an dem Sonntag, der dem Peter- und Pauls-Tag am nächsten war. Die beiden Eichenmasten mit den ihnen aufgesetzten Kronen blieben das ganze Jahr über auf dem Platz zwischen Kirchenburg und Schule stehen. Die Kronen wurden aus Immergrün und Feldblumen gebunden.
Gottesdienst beim 20. Kronenfest in ...
Gottesdienst beim 20. Kronenfest in Herzogenaurach. Foto: Georg Hutter
Das Fest begann mit einem Gottesdienst in der Kirche. Danach marschierte man, angeführt von den Adjuvanten, auf den Festplatz und es folgte der Tanz des Altknechts unter der Krone, zunächst mit der Altmaid und dann mit der Jungmaid. In seiner Kronenrede überbrachte der Bursche auf der hohen Krone gute Wünsche für die Obrigkeit und alle wichtigen Personen des Ortes und ließ sie hochleben mit Sätzen, die mit „Vivat!“ begannen und auch endeten. Der Junge auf der kleinen Krone wiederholte das „Vivat!“, worauf die Adjuvanten jedes Mal dreimal die gleiche Tonfolge spielten.

Es folgten die Grußworte der Ehrengäste. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich freute sich, dass das Fest jedes Mal so viel Anklang finde, und sprach ihren Dank aus für die Ausrichtung des Festes, das keine Selbstverständlichkeit sei. Sie wünschte den Siebenbürger Sachsen, dass sie immer so viel Nachwuchs haben mögen, wie es im Augenblick aussehe, um diesen Brauch auch weiter zu pflegen. Walter Nussel, Landtagsabgeordneter der CSU, sagte, er sei stolz, jedes Jahr dabei sein zu dürfen. Er bekomme zwar zeitig die Einladung, aber zwei Tage vorher, wenn sein Sohn den Baum zum Festgelände bringe, wisse er genau, dass er am Sonntagnachmittag im Weihersbach sein müsse, und er hoffe, dass das noch lange Jahre anhält, denn das sei gelebte Integration – der Baum wurde von Walter Nussel gesponsert und wird auch jedes Jahr bei ihm gelagert. Nussel schlug dem Bürgermeister der Stadt vor, den Platz unter der Krone mit wasserdurchlässigem Pflaster zu befestigen, um besser tanzen zu können. Dr. German Hacker, Erster Bürgermeister der Stadt, gratulierte zum Fest, das längst zum Kulturgut dieser Stadt geworden sei. Die Siebenbürger dieser Stadt seien nicht nur hier aufgenommen worden, sie seien auch längst zu Herzogenaurachern gemacht worden. Die Kronenrede, die Berner erläutert hatte, münzte er auf Herzogenaurach um, übernahm all die guten Wünsche, auf dass sie auch für diese Stadt zutreffen mögen, die mit 100 verschiedenen Nationen immer gut gefahren sei und es auch in der Zukunft tun werde, und endete mit einem „Vivat!“. Roswitha Kepp, Stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, überbrachte im Namen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen beste Grüße. Die ehrenamtlichen Aktivitäten, die in Herzogenaurach stattfinden, würden vom Verband sehr geschätzt. Der Name Herzogenaurach werde nicht nur mit Adidas in Verbindung gebracht, sondern auch mit den Urzeln, der Teilnahme an der Europeade und ganz besonders mit dem Kronenfest. Die Brauchtumspflege dieses Kronenfestes sei über den Landkreis hinaus, ja über das Land Bayern hinaus bekannt, unterstrich Kepp. Sie sei sich sicher, dass das Erlebnis der Kinder und Jugendlichen, das Binden der Kronen am Vortag, ihre Tanzdarbietungen am Festtag, nicht nur ein einmaliges Event für sie ist, sondern sie verbindet, prägt und in Erinnerung bleibt. Sie bedankte sich beim Veranstalter für den ehrenamtlichen Einsatz zur Pflege der siebenbürgischen Kultur und Gemeinschaft, vor allem aber, dass sie dieses Gemeinschaftsverständnis an die Jugendlichen und Kinder weitergeben. Annette Folkendt, die Vorsitzende des Kreisverbandes Nürnberg, freute sich, bei diesem schönen Fest wieder dabei zu sein, das sie seit 20 Jahren besuche – zunächst als Tanzleiterin der Nürnberger Kindertanzgruppe und jetzt als Vorsitzende des Kreisverbandes. Sie dankte den Gästen für ihr Kommen, den Organisatoren, die dieses Fest jedes Jahr so toll organisierten, und den Kindern und Trachtenträgern für ihren Einsatz und die Tanzdarbietungen.

Der Höhepunkt des Kronenfestes war wie in jedem Jahr das Erklimmen des Kronenbaumes, diesmal durch den Altknecht Martin Faff. Während er in der Krone kurz verschnaufte, sang man gemeinsam und in Begleitung der Blaskapelle das Lied „Af deser Ierd“. Nach dem Grußwort, dem Dank und den Wünschen aus der Krone sprach auch Jungknecht Tom Finke vor der Kinderkrone seinen Dank aus im Namen der Kinder für den Erhalt dieses Brauches. Anschließend regnete es Süßigkeiten aus der Krone für die wartenden Kinder. Danach sang man gemeinsam und in Begleitung der Blaskapelle die Nationalhymne und das Siebenbürgenlied.

Mit einem Walzer eröffneten Martin und Tom zusammen mit Altmaid Stephanie Thieß und Isabell Sofie Krempels den Tanz. Abgerundet wurde das Fest mit Tanzdarbietungen der einzelnen Tanzgruppen auf dem Podium im Weihersbach. Sie erfreuten die Besucher mit einem ansprechenden kulturellen Programm, wofür sie auch viel Applaus erhielten. Danach konnten alle Anwesenden bis in die Abendstunden das Tanzbein schwingen. Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Es gab siebenbürgische Spezialitäten vom Grill, zur Kaffeezeit wurden Baumstriezel und Hanklich angeboten. Herzlichen Dank allen Helfern der Nachbarschaft Herzogenaurach, die uns wie jedes Jahr so tatkräftig unterstützt haben und somit zum guten Gelingen des Festes beigetragen haben.

Brigitte Berner

Schlagwörter: Nürnberg, Herzogenaurach, Kronenfest

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