19. Juli 2021

Augsburg bewegt sich, und wir bewegen uns mit!

Mit dem Schlagwort #augsburgbewegt „fasst die Stadt Augsburg alle Maßnahmen zusammen, die dazu beitragen sollen, Bürgerinnen und Bürger genauso wie Akteurinnen und Akteure […] wieder zu begeistern und in Bewegung zu bringen“ (augsburg.de). Dies hat das Referat für Kulturerbe, Welterbe und Sport im Rahmen eines Fünf-Stufen-Plans zur Reaktivierung nach Corona vorgestellt. Eine Ausschreibung zur Teilnahme am „Gaswerksommer“ als Teil des Programms zum „Stadtsommer 2021“ ließ die Vorfreude, endlich wieder aktiv werden zu können, steigen. Einblicke in ein erstes Gespräch unter den Gruppenleitern:
Tanz der Siebenbürgischen Kindertanzgruppe ...
Tanz der Siebenbürgischen Kindertanzgruppe Augsburg. Foto: Sandra Bruss
Andrea Kielburg: Habt ihr die Ausschreibung gesehen? Es werden Kulturgruppen für einen Auftritt beim Gaswerksommer gesucht. Wie wäre es mit einem gemeinsamen Auftritt der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben aus Augsburg?
Frank Orend: Ein Auftritt? So richtig live?
Andrea Kielburg: Ja!
Udo Schneider: Mit Zuschauern?
Ramona Sobotta: Ja!
Udo Schneider: Das klingt großartig! Aber meinst du wirklich, dass das klappt? Die aktuellen Corona-Regeln sehen ja nicht so gut aus …
Andrea Kielburg: Ich weiß es nicht, aber lass es uns einfach versuchen!
Frank Orend: Das sollten wir machen. Lass uns in die Planung gehen.

Das war Anfang April 2021. Er folgten viele Planungsstunden, Proben via Skype oder in Mini-Gruppen im Garten, Absprachen zwischen den Tanzgruppen und immer wieder Änderungen der Corona-Vorschriften. Brauchen alle einen PCR-Test? Gelten die Beschränkungen zur Personenzahl auch auf der Bühne? Dürfen die Masken abgesetzt werden? Haben wir Geimpfte oder Genesene? Wie schaffen wir es, dass die Tanzgruppen sich abwechseln und dabei den Abstand einhalten? Und viele andere Fragen rund um den Ablauf und die gültigen Regeln. Daneben galt es, die Trachten wieder aus den Kellern und Dachböden rauszukramen, zu prüfen, ob sie trotz etwaiger Corona-Kilos noch passen, die Tanzschuhe herzurichten und weitere Handgriffe zu erledigen, um für den Auftritt vorbereitet zu sein.
Darbietung der Siebenbürgischen Tanzgruppe ...
Darbietung der Siebenbürgischen Tanzgruppe Augsburg. Foto: Sandra Bruss
Dann stand der große Tag am 6. Juni bevor. Doch schon am Morgen wurde klar, dass Petrus es nicht gut mit uns meint: strömender Regen und Gewitterwarnung. So macht das weder uns, unseren Trachten noch den Zuschauern Spaß. Zum Glück waren die Organisatoren der Veranstaltung sehr flexibel und boten uns einen Ersatztermin an. Und so standen wir eine Woche später, am 13. Juni, bei strahlendem Sonnenschein nach einer Pause von eineinhalb Jahren wieder in Tracht auf einer Bühne. Was wir dort zeigen durften, war ein Programm aus mehreren Volkstänzen neben Trachtenpräsentationen und Informationen über die beiden Volksgruppen, die trotz großer Gemeinsamkeiten auch sehr interessante Unterschiede vorweisen können.

Die Zuschauer, die es sich im Biergarten auf der Aktivwiese vor der Bühne gemütlich gemacht hatten, wurden über die Tanzgruppen und ihr Wirken informiert, aber auch über die Beschaffenheit und Herstellung der Trachten, weitere Bestandteile wie Hüte oder Mäntel sowie die Anlässe, zu denen damals wie heute Tracht getragen wird. Natürlich gab es die Trachten auch in Aktion zu sehen. Den Beginn machte die Siebenbürgische Kindertanzgruppe Augsburg, die die Tänze „Papillon“ und „Schlamperer“ zeigte. Die erste Tracht, die vorgestellt wurde, war die Banater Mädchentracht, die vor allem mit den vier gestärkten Unterröcken und dem Tuch, das im Rücken beginnt und flügelartige Ausläufer hat, sehr aufwändig ist. Wie vielfältig und unterschiedlich die Trachten sein können, war schon bei dem kleinen Teil der Jugendtanzgruppe der Banater Schwaben Augsburg, der jetzt auf der Bühne stand, sichtbar. Gezeigt wurde die „Donauschwäbische Tanzfolge“, bei der die Paare Corona-konform nebeneinander statt im Kreis standen.
Darbietung der Tanzgruppe der Banater Schwaben ...
Darbietung der Tanzgruppe der Banater Schwaben Augsburg. Foto: Andrea Kielburg
Direkt im Anschluss war die siebenbürgische Frauentracht an der Reihe, die zwar nicht so großvolumig ist wie die der Banater Schwaben, aber dennoch mit ihren Besonderheiten versehen ist. Hervorzuheben sind vor allem die Schürze, die mit dem Namen und dem Jahr der Konfirmation des Mädchens bestickt wurde, und der Spangengürtel, der meist sehr prunkvoll gestaltet ist. Die Siebenbürgische Tanzgruppe Augsburg zeigte nun die „Reklich Med“ sowie den „Hetlinger Bandriter“. Natürlich kamen auch die Männertrachten der beiden Gruppen nicht zu kurz. Während bei der Banater Männertracht, die in Schwarz und Weiß gehalten ist, eher der Hut bunte Elemente aufweist, ist die siebenbürgische Männertracht vor allem durch die Krawatte und den Gürtel etwas farbenfroher. Nach der „Uschi-Polka“ und dem „Kathieländler“ der Banater Schwaben legten die Siebenbürger Sachsen mit dem „Zillertaler Hochzeitsmarsch“ den letzten Tanz dieses Abends auf die Bühne.

Nachdem bei den Tänzen und Präsentationen das Augenmerk auf den Unterschieden zwischen den Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben lag, folgte zum Schluss ein Lied, mit dem beide Tanzgruppen viel verbinden und das auf keiner Veranstaltung fehlen darf: „Wahre Freundschaft“. Gemeinsam standen wir, leider nicht im großen Kreis, sondern jeder mit Abstand, auf der Bühne und sangen das Lied, das bei vielen für Gänsehaut sorgte.

Nach dem Auftritt waren wir uns alle einig:
Andrea Kielburg: Schön war‘s!
Sandra Bruss: Find ich auch!
Ramona Sobotta: Anfangs hatte ich große Bedenken und habe bis zum Schluss nicht gedacht, dass das Festival stattfindet. Aber es war das Beste, was wir als Neustart nach Corona machen konnten.
Andrea Kielburg: Ich würde sagen, Comeback gelungen!
Udo Schneider: Auf jeden Fall! Und bis zum nächsten gemeinsamen Auftritt ist es sicher auch nicht mehr weit!

Diese Stimmung spiegelte sich auch in allen aktiven Teilnehmern und den Zuschauern wider. Es war uns eine Freude, nach so langer Zeit wieder vor Publikum auftreten zu können. Wir bedanken uns bei allen Zuschauern für den Besuch und bei allen Helfern für die tatkräftige Unterstützung im Hintergrund. Den Organisatoren des „Gaswerksommers“ gilt ein großes Lob für die gelungene Umsetzung unter diesen Rahmenbedingungen. Wir freuen uns auf weitere Möglichkeiten, in Bewegung zu bleiben. #augsburgbewegt

Andrea Kielburg, Tanzgruppe der Banater Schwaben Augsburg
Udo Schneider, Siebenbürgische Tanzgruppe Augsburg

Schlagwörter: Augsburg, Tanzgruppen, Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Auftritt, Bericht, Brauchtumspflege

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