25. September 2024

Das Andreanum zu Gast in Düsseldorf

Eine ganz besondere Urkunde wird in diesem Jahr 800 Jahre alt. Im Jahr 1224 verlieh der ungarische König Andreas II. den Siebenbürger Sachsen den Goldenen Freibrief, der später Andreanum genannt wurde. Die Urkunde legte die Rechte und Pflichten fest, die die Siebenbürger Sachsen als Fundament ihrer Gemeinschaft über fast sieben Jahrhunderte hin bewahrten und ausbauten.
Bei der Eröffnung der Andreanum-Ausstellung in ...
Bei der Eröffnung der Andreanum-Ausstellung in Düsseldorf, von links: Rainer Lehni, Dr. Harald Roth, Thomas Şindilariu. Fotos: Heike Mai-Lehni
An dieses Jubiläum erinnern in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen, darunter die Ausstellung „Andreanum – 800 Jahre Recht und Verfassung der Siebenbürger Sachsen“. Die dreisprachige (deutsch-rumänisch-englisch) Tafelausstellung wurde vom Deutschen Kulturforum östliches Europa in Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Departement für interethnische Beziehungen der Regierung Rumäniens, dem Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen und dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland erarbeitet.

Nach Stationen beim Heimattag in Dinkelsbühl und dem Großen Sachsentreffen in Hermannstadt ist die Ausstellung jetzt im Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf zu Gast. Die Ausstellung wird hier von der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen und ihrem Kulturreferat und dem Gerhart-Hauptmann-Haus gezeigt.

Zur Eröffnung der Ausstellung fanden sich am 4. September erfreulich viele interessierte Siebenbürger Sachsen und Nicht-Siebenbürger im Eichendorff-Saal des Gerhart-Hauptmann-Hauses ein. Nach der Begrüßung durch den Hausherrn Direktor Prof. Dr. Winfried Halder sowie den Bundes- und Landesvorsitzenden Rainer Lehni folgten Grußworte des Beauftragten der nordrhein-westfälischen Landesregierung für die Belange von Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler, Heiko Hendriks, sowie des rumänischen Generalkonsuls in Bonn, Dr. Dan Moraru.

Gespräche rund um das Andreanum, von links: ...
Gespräche rund um das Andreanum, von links: Thomas Şindilariu, Dr Wilfried Halder, Winfried Göllner (stellvertretender Landesvorsitzender), Rainer Lehni, Reinhard Grätz (Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus).
Für die Einführung in die Ausstellung sorgten Thomas Şindilariu, Unterstaatsekretär im Departement für interethnische Beziehung der Regierung Rumäniens, und Dr. Harald Roth, Direktor des Kulturforums in Potsdam. Die beiden Historiker führten in einem Zwiegespräch faktenbasiert und mit einer guten Prise Humor versetzt pointiert durch acht Jahrhunderte Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Die 1224 gewährte außergewöhnliche Autonomie der Siebenbürger Sachsen mit ihren bürgerlichen Pflichten wurde mehrfach vom König oder den späteren Landesherren bestätigt. Gleichzeitig mussten sich diese Rechte den Angriffen und Begehrlichkeiten der beiden anderen siebenbürgischen Stände – des ungarischen Adels und der Szekler – und später auch dem Wiener Hof erwehren. Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich wurde im Jahr 1867 die Selbstverwaltung der Siebenbürger Sachsen als politische und administrative Vertretung aufgelöst. Die eigene Volkskirche – die evangelische Kirche in Siebenbürgen – und eine politische Vertretung, die alle Siebenbürger Sachsen umfasste, übernahmen jetzt die Vertretung der Siebenbürger Sachsen.

Durch das Andreanum wurden den Siebenbürger Sachsen die weitgehendsten Rechte einer deutschen Siedlergruppe im Osten und Südosten Europas gewährt. Es führte dazu, dass diese Gemeinschaft, die zahlenmäßig nie besonders groß war, dafür einen umso stärkeren Zusammenhalt entwickelt hat. Dieses ist auch heute noch in der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft spürbar, auch wenn unsere Landsleute mittlerweile verstreut in verschiedenen Ländern und Kontinenten leben.
Dr. Harald Roth und Thomas Şindilariu führen ...
Dr. Harald Roth und Thomas Şindilariu führen in die Andreanum-Ausstellung in Düsseldorf ein.
Durch die Fragen des interessierten Publikums entwickelte sich eine lebendige Diskussion, die zeigte, dass historische Ereignisse oder Dokumente heute noch von großem Interesse sind. Den Abend konnte man bei weiteren spannenden Gesprächen, einem kleinen siebenbürgischen Imbiss sowie einem Gläschen Wein ausklingen lassen. Den Dank für die Möglichkeit, diese Ausstellung in Düsseldorf zu zeigen, richtete Bundes- und Landesvorsitzender Rainer Lehni an den Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses, Prof. Dr. Winfried Halder und sein Team sowie an Heike Mai-Lehni, die Landeskulturreferentin der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen. Die Ausstellung kann noch bis zum 4. Oktober besichtigt werden.

RL

Schlagwörter: Andreanum, Ausstellung, Düsseldorf

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