18. Dezember 2024

Landesverband Bayern: Auf den Spuren anderer Kulturen

Was uns Siebenbürger Sachsen ausmacht? Spontan fällt mir ein: Wir pflegen die Gemeinschaft und tiefe Freundschaften, unsere Sitten und Bräuche und unsere Trachten sind unverkennbar, dazu sind wir offen Neues kennenzulernen. „Spanien ist anders“, hieß es deswegen Ende September für die reisefreudige Gruppe, die eine fremde Kultur kennenlernen oder vielleicht sogar Gemeinsamkeiten entdecken wollte.
Die Reisegruppe mit Werner und Renate Kloos ...
Die Reisegruppe mit Werner und Renate Kloos (links) auf dem „Balkon von Europa“. Foto: privat
Wir, Mitglieder aus verschiedenen Kreisgruppen, starteten an der Sonnenküste Andalusiens und fuhren durch eine atemberaubende Landschaft nach Ronda. Majestätisch liegt die Stadt auf einem Felsplateau. Eine spektakuläre Brücke über die gewaltige Tajo-Schlucht verbindet die zweigeteilte Stadt. Die älteste Stierarena Spaniens befindet sich in der Stadtmitte.

Bei unserem Spaziergang durch die Innenstadt kamen wir am Hotel „Reina Victoria“ vorbei. Rainer Maria Rilke hatte sich im Dezember 1912 hier einquartiert. Über Ronda schrieb er: „Es ist unbeschreiblich, um das Ganze herum ein geräumiges Tal, beschäftigt mit seinen Feldflächen, Steineichen und Ölbäumen, und drüben entsteigt ihm wieder, wie ausgeruht, das reine Gebirg“. Bereits ein Jahr später verließ Rilke Ronda: „Hier wäre nun freilich auch der Ort, recht spanisch zu leben und zu wohnen, wäre nicht die Jahreszeit ...“. Mit Minibussen ging es auch für uns weiter nach Gibraltar. Das britische Überseegebiet befindet sich an der Südspitze der iberischen Halbinsel. Auf dem gigantischen Kreidefelsen lebt Europas einzige wilde Affenkolonie und in seinem Inneren verbergen sich unzählige Tunnels und Höhlen. Wir besuchten die faszinierende Saint Michael Tropfsteinhöhle mit jahrhundertealten Höhlenmalereien, in deren Umgebung die Berberaffen, die von britischen Soldaten im 18. Jahrhundert angesiedelt wurden, sich bereitwillig mit einigen Mutigen unter uns fotografieren ließen.

Parallel zum Atlantik verläuft die Straße nach Jerez de la Frontera. 700 Jahre herrschten hier die Mauren, die auch die Pferde herbrachten. Wir konnten einen Blick in die Ställe der für das Dressurreiten weltbekannten Königlich-Andalusischen Reitschule werfen und bei dem Training zusehen. Beim Besuch einer riesigen Sherry-Weinkellerei probierten wir exklusiven Sherry, nachdem wir die großen Hallen mit den Weinfässern durchschritten hatten. Das älteste Weinfass, das hier zu finden ist, stammt übrigens aus Heidelberg.

Vorbei an endlosen Sonnenblumenfeldern erreichten wir Cádiz. Architektur des 17. Jahrhunderts bewunderten wir in den schmalen Gassen. Durchs flache Land, entlang von Baumwollfeldern, fuhren wir nach Sevilla. Wir erkundeten die Stadt sowohl zu Fuß als auch vom Wasser aus. Überwältigend war die halbkreisförmig gebaute Plaza de España, Mittelpunkt der Iberoamerikanischen Ausstellung von 1929.

Die Moschee-Kathedrale von Cordoba wird uns sicher lange in Erinnerung bleiben. Hier spiegeln sich ägyptische, griechisch-römische und westgotische Baustile wider, auf einer Grundfläche von knapp 25000 qm. Abends genossen wir in einer unschlagbaren Atmosphäre eine Flamenco-Show: Tanz und Gesang zu Gitarrenklängen, vorgetragen mit einer intensiven, emotionalen Leidenschaft.

Kilometer für Kilometer veränderte sich die Landschaft Richtung Granada, und in der Ferne begrüßten uns die riesigen Berge der Sierra Nevada. Über dem Stadtzentrum Granadas, auf dem Albayzin-Hügel, thront die geschichtsträchtige Alhambra, seit 1984 Weltkulturerbe. Architektur aus mehreren Jahrhunderten gilt es hier zu bestaunen. Wir waren beeindruckt von den vielen Nasridenpalästen, errichtet im maurischen Stil der islamischen Kunst und umgeben von wunderschön angelegten Gärten.

Ganz im Süden liegt Nerja mit dem berühmten Balkon von Europa, von dem man einen atemberaubenden Blick über die Steilküste hat. Errichtet wurde der Balkon auf den Ruinen einer alten Festung, die 1812 zerstört wurde. Viele Gemeinsamkeiten zu uns Siebenbürgern stellten wir auf dieser abenteuerlichen Reise fest: Gemeinschaft wird auch in Andalusien großgeschrieben. Die Abende verbrachten wir in geselliger Runde zusammen, tauschten uns aus und unterhielten uns. Auch auf dieser Reise war es für einige „das erste Mal“. Sie haben sich sehr wohl gefühlt und möchten gern weiterhin mitreisen. Kommt gern dazu!

Herzlichen Dank an Renate und Werner Kloos, die immer ein offenes Ohr für uns haben. Vielen Dank an Marianne Peter vom gleichnamigen Reisebüro für die tolle Planung und für das Taschengeld! Wir sind tief beeindruckt von dieser jahrhundertealten Kultur nach Hause gekommen und mit der Erkenntnis: Spanien ist anders!

Ingeborg Binder

Schlagwörter: Landesverband, Bayern, Reise, Spanien, Werner Kloos

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