2. März 2025

Abschied von Pfarrer i.R. Hermann Kraus - Nachrufe seitens der Kreisgruppe Karlsruhe und der HOG Großscheuern

Früh hat Hermann Kraus Verantwortung in der Kreisgruppe übernommen. Seit 1984 war er stellvertretender Vorsitzender und Kulturreferent. Er verstand sich als Bindeglied zwischen den Landsmannschaften und übernahm wichtige Ämter im Bund der Vertriebenen (BdV) Karlsruhe und bei den Johannitern. Hermann Kraus wurde am 15. August 1939 in Schäßburg geboren. Nach dem Abitur entschied er sich für das Theologiestudium und wurde Gemeindepfarrer in Mortesdorf und dann in Großscheuern, wo sich im Verlauf von 17 Jahren ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis zwischen den Pfarrersleuten und der Gemeinde entwickelte.
Gemeinsam mit Ehefrau Helgard, zwei Töchtern und einem Sohn finden sie 1982 in Karlsruhe eine neue Heimat. Hermann war beruflich und privat stets um die Pflege der Gemeinschaft bemüht, sei das nun in den 22 Jahren in der hiesigen Stadtmission, auf der Ebene des Johanniterordens, in der Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen oder im Bund der Vertriebenen. Er hat in den letzten 40 Jahren die siebenbürgischen Tugenden und das kulturelle Leben in unserer Kreisgruppe nicht nur gepflegt, sondern auch geprägt. Ob nun Gottesdienste, Weihnachtsfeiern, Vortragsreihen, früher auch als Chorleiter, überall war seine Handschrift sichtbar. Am deutlichsten aber wohl jeweils am 6. Januar, dem Epiphaniasfest. Dank Pfarrer Hermann Kraus ist dieser Gottesdienst in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Ereignis der Darstellung und Pflege der siebenbürgischen Tradition im süddeutschen Raum geworden. Gemeinsam mit der Siebenbürgischen Kantorei, dessen aktives Mitglied er jahrelang war, und den Leuchtersängern der HOG Großscheuern und Großau erlebten wir in der Stadtkirche Karlsruhe unvergessliche siebenbürgische Gottesdienste. Die anschließenden Stunden im Gemeindesaal ermöglichten den weitangereisten Besuchern, jeweils mit siebenbürgisch-sächsischer Begrüßung und guten Gesprächen in das neue Jahr zu starten.

Hermann Kraus war beliebt bei unseren Landsleuten aus dem Banat und beim BdV. In jeder Andacht zu verschiedenen Anlässen, wie z.B. Tag der Heimat oder Ökumenischer Gottesdienst zu Allerheiligen am Denkmal der Vertriebenen, erinnerte er an Siebenbürgen und baute Brücken zwischen den verschiedenen Landsmannschaften.
Pfarrer i.R. Hermann Kraus wurde von den ...
Pfarrer i.R. Hermann Kraus wurde von den Großscheuerner/innen am 6. Januar 2024 in der evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe geehrt. Foto: Heike Mai-Lehni
Für seine außergewöhnlichen Verdienste im Ehrenamt wurde Hermann Kraus von der Landesgruppe Baden-Württemberg im Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland mit dem Silbernen Ehrenwappen, später mit dem Goldenen Ehrenwappen sowie zwei Ehrenurkunden ausgezeichnet. Die letzte Ehrung fand am 6. Januar 2024 statt anlässlich der 70-Jahr-Feier der Kreisgruppe. Ein leiser Hauch von Abschied begleitete seine Dankesworte für die Auszeichnung.

In den letzten acht Jahren hatte ich die Gelegenheit, Hermann Kraus als Vordenker und guten Freund kennenzulernen. Vordenker für den Zusammenhalt der Gemeinschaft und der Kreisgruppe, indem er den Vorstand immer aktiv unterstützte und rechtzeitig neu aufbaute. Vordenker für die erfolgreiche Suche nach einem Nachfolger für den Siebenbürgischen Gottesdienst zu Epiphanias in Karlsruhe, um die Tradition weiterzuführen. Pfarrer Hermann Kraus hat den jungen Pfarrer Nick Fernolendt behutsam begleitet, so wie er auch mich längere Zeit im Vorstand der Kreisgruppe freundschaftlich unterstützt hat. Diese Freundschaft wurde dann auch privat gepflegt, Familienbesuche und Einladungen in seinen wunderbar gepflegten „Paradiesgarten“ waren immer ein Genuss.

Hermann Kraus hat das Feld gut bestellt. Dafür danken wir ihm sehr. Wir vermissen ihn sehr und werden ihn nie vergessen!

Werner Gohn-Kreuz



HOG Großscheuern trauert um Pfarrer Hermann Kraus

Am 6. Februar verstarb in Karlsruhe unser hochverehrter Pfarrer Hermann Kraus nach kurzer Krankheit im Alter von 85 Jahren. In tiefer Trauer muss die Gemeinschaft der Großscheuerner für immer Abschied nehmen von ihrem früheren berühmten Pfarrer, der die Kirchengemeinde Großscheuern von 1965 bis 1982 besonders geprägt hat. Auch in unserem neuen Zuhause war er für die Großscheuerner immer da. Die freundschaftlichen Beziehungen wurden weiter mit hohem Respekt bis zu seinem letzten Tag gepflegt. In Großscheuern hatte er 1965 mit seiner Gastpredigt die Herzen der Großscheuerner erobert.

Am 30. Mai 1965 fand dann die Präsentation statt, er wurde im Pfarrhof und Pfarrhaus samt seiner Ehefrau und Tochter feierlich empfangen. Es folgte eine 17-jährige Amtszeit, in welcher der Gemeinde einige außergewöhnliche Erfolge vergönnt waren, die dazu beitrugen, dass Großscheuern mit Pfarrer Kraus eine Blütezeit erlebte. Schon die ersten Jahre waren gekennzeichnet durch gegenseitiges großes Vertrauen. Seine außergewöhnlichen Leistungen als Pfarrer, als Mensch, als Freund, als Vorbild und Erzieher führten zu einem ganz besonderen Verhältnis zwischen ihm und der Großscheuerner Kirchengemeinde. Großscheuern ohne Pfarrer Kraus konnte und wollte sich kein Großscheuerner vorstellen. Es begann mit Pfarrer Hermann Kraus durch seine jugendliche Unbefangenheit, mit Gnade, Glück, seiner Beharrlichkeit und großen Hingabe eine neue, schöne Zeit des kirchlichen Lebens in Großscheuern. Die Gemeinde besann sich auf den Wert des Glaubens, der Gemeinschaft, der Nachbarschaften und der Kirchentracht zurück. Zusammen mit Pfarrerin Helgard Kraus strahlte er eine große positive Energie auf die Kirchengemeinde aus.
Pfarrer i.R. Hermann Kraus am 6. August 2017 bei ...
Pfarrer i.R. Hermann Kraus am 6. August 2017 bei der Wiedereinweihung des alten Altars der Großscheuerner Kirche. Foto: Regina Müller
Wie konnte es einem 26-Jährigen gelingen, so eine Begeisterung bei den Menschen für die Kirche, für die Kirchengemeinschaft, für den Kirchenbesuch und für den sozialen Frieden auszulösen? Es waren einmal die großen Erfolge als Geistlicher, als Pfarrer und Erzieher. Seine klare Aussprache und die Wortwahl, mit der er die biblischen Geschehnisse mit dem täglichen Leben in Verbindung brachte, fanden bei Alt und Jung große Aufmerksamkeit. Es waren viele wichtige Themen, die er anging und im Sinne und mit der Gemeinschaft löste. Oft war die Kirche übervoll. Trotz widriger Umstände, denen die Kirche im kommunistischen Regime ausgesetzt war, konnten in seiner Amtszeit besondere Erfolge erzielt und Veränderungen, Neuanschaffungen und Reparaturen durchgeführt werden. Von den vielen Erfolgen seien erwähnt: 1973: elektrisches Läutwerk, Instandsetzung des Friedhofs; 1974: Gedenkstätte für die im Zweiten Weltkrieg Gefallenen und Vermissten; 1981: Renovierung der Kirche, innen und außen.

Später schreibt er: „Ich denke mit Wehmut, ja fast mit Rührung an meine letzten Jahre in Großscheuern. Wehmut kann in Schwermut und Trauer umschlagen. Wehmut kann aber auch der Wegweiser zur Dankbarkeit werden – Dankbarkeit dafür, das alles gehabt zu haben, was uns von Gott in Siebenbürgen geschenkt war. Das gibt Mut zu einem neuen Anfang.“

Mit dieser Einstellung kam er 1982 nach Karlsruhe. Bald darauf besuchte er mich, Stefan Groß, in Ingolstadt, wo wir unsere Freundschaft auffrischten. Ab dem 9. Großscheuerner Treffen, das 1986 in Ingolstadt gefeiert wurde, bereicherte er diese alle drei Jahre stattfindenden Treffen mit dem Gottesdienst wie in Großscheuern. Ein Stück Heimat war uns gegönnt, unser Pfarrer war wieder unter uns. In seiner Predigt übermittelte er uns das Gefühl und die Wärme mit Empathie, als würden wir in der Großscheuerner Kirche sitzen. Als einer der wichtigsten Autoren des Heimatbuches „Großscheuern, eine siebenbürgische Gemeinde bei Hermannstadt“, das 2015 herausgegeben werden konnte, hat er das Kapitel „Die Evangelische Kirchengemeinde Großscheuern“ bearbeitet. Dazu gehören die Themen: Kirche, Kirchenrenovierung, kirchliches Leben, Struktur der Kirchengemeinde, Pfarrhaus, Pfarrer, Gottesdienst u.a. Diese hat er sehr leidenschaftlich, ausführlich, detailliert und schlüssig bearbeitet. Eine zusammenfassende Beschreibung seiner Dienstzeit hat er in dem Kapitel „Die evangelische Kirche als zentrale Institution“ vorgelegt. Eine unglaubliche Bereicherung für unser Heimatbuch, gleichzeitig ein Spiegelbild seines sehr aktiven und erfolgreichen kirchlichen Lebens in Großscheuern.

Die Beziehungen zu den Großscheuernern erlebten auch hier, in unserem neuen Zuhause, eine Blütezeit. Pfarrer Hermann Kraus nahm auch an wichtigen Treffen in Großscheuern teil, zum Beispiel 2017 bei der Wiedereinweihung des alten Altares. Er hielt den Gottesdienst bei den Weihnachtsfeiern in Rüsselsheim, und wir nahmen mit dem Lobgottsingen an den Epiphanias-Festen in Karlsruhe teil.

Es war für uns Großscheuerner eine große Ehre, an der Abschiedsfeier am 6. Januar 2024 von unserem hochverehrten Pfarrer teilzunehmen und die Gelegenheit zu bekommen, unseren Dank auszusprechen für all das, mit dem er uns über Jahrzehnte bereichert hat. Rund 100 Großscheuerner, davon viele in Tracht, mit den Leuchtern aus Rüsselsheim und Ingolstadt, waren gekommen, um bei dieser Abschiedsfeier dabei zu sein. Als Geschenk wurde ihm eine Ehrentafel überreicht. Ein Duplikat der Ehrentafel wurde am Großscheuerner Treffen am 4. August 2024 in der Großscheuerner Kirche befestigt und von Pfarrer Klaus Untch eingeweiht. Auf der Tafel steht: „Zu Ehren von Herrn Hermann Kraus, Pfarrer der Gemeinde Großscheuern 1965–1982. Damit die Wissenden sich dankbar erinnern und die Unwissenden sich wenigstens wundern! In Dankbarkeit und Verbundenheit von seiner Gemeinde Großscheuern.“

Die Trauerfeier fand am 24. Februar 2025 in der Stadtkirche Karlsruhe statt, die Traueransprache hielt Stefan Groß. Unvergesslich bleiben die unzähligen Erinnerungen an einen großen Menschen, einen Freund und berühmten Großscheuerner Pfarrer. Auch an dieser Trauerfeier nahmen viele Großscheuerner teil und brachten ihre tiefe Trauer und Betroffenheit zum Ausdruck, darunter die beiden HOG-Vorsitzenden aus Ingolstadt und Rüsselsheim. Im Namen der HOG Großscheuern

Stefan Groß, Udo Müller

Schlagwörter: Pfarrer, Kraus, Nachruf, Karlsruhe, Großscheuern

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