22. April 2006

Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg e.V. feiert 30-jähriges Jubiläum

„Mut, Optimismus, Tatkraft, Engagement – das sind feste Bestandteile der Siebenbürger Sachsen, das sind Grundpositionen der Blaskapelle Nürnberg in der neuen Heimat Deutschland geworden.“ So charakterisierte in seinem mit viel Applaus bedachten Grußwort Dr. Markus Söder, bayerischer Landtagsabgeordneter, Generalsekretär der CSU, Mitglied der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen und Schirmherr des 30-jährigen Jubiläums der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg e.V., die wohl erfolgreichste Kulturgruppe der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen und fügte im restlos belegten Saal wegweisend hinzu: „Der 30. Geburtstag ist etwas Besonderes: Die wilden Jahre dieser wundervollen Kapelle sind vorüber, nun ist die Jubilarin endgültig erwachsen. Sie spielt für uns die Melodie des Optimismus.“

Markus Söder überbrachte Grüße des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber an die Musiker. Eine ihrer großen Aufgaben, Gemeinschaft zu erhalten und zu stärken – und all das ehrenamtlich! –, würde diese Kapelle in besonderem Maße umsetzen. Ohne sie gäbe es ein Stück Lebensfreude weniger, es sei für ihn eine „besondere Freude und Ehre an diesem großen Tag Schirmherr zu sein“.

Dass dieser Tag ein wirklich großer Tag wurde, darüber gab es keine Zweifel, denn die Nürnberger Blaskapelle ist nicht irgendeine gute Musikergemeinschaft, sie ist seit Jahren eine echte Institution. Die Vereinsleitung hatte sich bestens vorbereitet: organisatorisch und musikalisch. Richard Taub, Vereinsvorsitzender seit 1989, begrüßte die Ehrengäste mit Dr. Markus Söder an der Spitze, ebenso die anwesenden Gründungsmitglieder, unter ihnen ganz besonders den ersten Kapellmeister Martin Miess, der zehn Jahre lang erfolgreich ein musikalisches Blasmusikensemble ersten Ranges aufbaute, die zahlreichen Vertreter der örtlichen Kreisgruppe und deren vielfältigen Untergliederungen (Nachbarschaften, Chöre, Tanzgruppen) sowie ein über die Jahre hinweg sehr treues Publikum, das an diesem Tag eine privilegierte Sonderrolle spielte: Es hatte im Vergleich zu weiteren hunderten Interessenten, die gerne dabei gewesen wären, jedoch wegen völliger Auslastung des Saales nicht dabei sein konnten, die Gelegenheit, einer großartigen Jubiläumsfeier mit einem Konzert hoher Güte und Ausstrahlung beizuwohnen. Durch diese hochrangige Veranstaltung, durch ein wahres Labyrinth der Blasmusik führte witzig und erheiternd, die Feierlaune durch zahlreiche gekonnte und gelungene Einschübe zusätzlich steigernd Johann Folea-Stamp, der zugleich das dem Fest adäquate Bühnenbild erstellt hatte.

Festlich beim 30-jährigen Jubiläum der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg: unsere begabten Musiker. Foto: Inge Alzner
Festlich beim 30-jährigen Jubiläum der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg: unsere begabten Musiker. Foto: Inge Alzner

Bruno Roth, langjähriger Klarinettist der Blaskapelle, schenkte dieser zum großen Jubiläum einen vielschichtigen Rückblick in Versform, der dem Publikum von Johann Folea-Stamp gekonnt präsentiert wurde:

„Im Jahre 76 kamen
in Nürnberg Landsleute zusammen,
machten aus Turnern und Adjuvanten
die Siebenbürger Musikanten.

„Trachtenkapelle“, das war der Name
den man sich stickte auf die Fahne,
mit Stolz die Tracht hervorgeholt
ein Heiligtum – so treu wie Gold.

Es wurde fleißig dann geprobt
dass die Musik bald ward gelobt.
Auftritte wurden mehr und mehr
man freute sich darüber sehr.

Auf Bällen, Festen und Konzerten
beim Trachtenumzug und auf Märkten,
sowie im Zelt der Feuerwehr,
das Musizieren fiel nicht schwer.

Beim Dinkelsbühler Heimattag
im Marschritt man das Beste gab,
in Nürnberg auf der Insel Schütt
und auch beim Herbstumzug in Fürth.

Auf Siebenbürger Kirchentagen,
auf Heimattreffen, keine Frage,
die Blaskapelle war dabei
mit Walzer, Marsch und Allerlei.

Sogar die Meistersingerhalle
ward unsern Bläsern nicht zur Falle.
Ministerpräsident und Gäste
zum Defiliermarsch schritten feste.

Ein Höhepünktchen ganz und gar
die Siebenbürgenreise war.
In Billed, Mediasch, Hermannstadt,
viel Freunde man gewonnen hat.

Die „Jungs“ können auch zünftig feiern
wo immer in der Welt sie leiern,
so manches Fläschchen, Stamperl, Gläschen
sorgt ab und zu für rote Näschen!

Bei so viel fröhlichen Geschichten,
gibt es auch Ernstes zu berichten.
So ward, das muss man hier auch sagen,
manch Kamerad zu Grab getragen.

Mit den Jahren, die vergehen
neue Gesichter sind zu sehen,
auch blieb der Nam’ nicht auf der Stelle,
aus „Trachten“ – wurde „Blaskapelle“.

Man könnte noch, wer will’s verwehren,
den einen oder andern ehren.
Doch wollen wir’s gewissermaßen
heute bei der „Musik“ belassen.

In diesem Sinne lasst uns nun
zum Anlass heut’ das Beste tun.
„Die Gläser hoch“ – das ist doch klar,
„PROST – auf die nächsten 30 Jahr“!

Die uns begeisternde Jubiläumsfeier lebte zuallererst von der exzellenten anspruchsvollen und hervorragend dargebotenen Festmusik. Allein 14 Kompositionen unterschiedlicher Art standen auf dem Programm: Beginnend mit einem eigens zu diesem großen Tag von Hans Welther komponierten Jubiläums-Marsch (fein getextet von seinem Stellvertreter Michael Bielz) und dem die Seele stark beanspruchenden „Ich hat einen Kameraden“ und dem Gesang-Doppelquartett „Heiliges Land“ bei der Totenehrung über die von Hans Welther bearbeitete Feodora-Ouvertüre von Peter Tschaikowsky, den Walzer Goldene Hochzeit (Karl Vacek), die Polka Goldene Musik (Jaroslav Skabrada) oder die Schwarzwälder Kuckucks-Polka (Franz Watz) bis hin zum Solostück für zwei Klarinetten (Michael Bielz, Franz Dugonitsch) mit dem berauschenden Titel Hüttenzauber (von W. Schneider-Argenbühl) und Ernst Moschs Am-Kreuzersteg-Polka wurde dem Publikum ein Leckerbissen nach dem anderen geboten, und dieses Publikum sparte nicht mit wohlverdientem Applaus.

In den gesprochenen Grußworten wurde auf die Bedeutung dieser Kapelle für ihre einzelnen Mitglieder, für unsere Gemeinschaft hingewiesen und entsprechende Ehrungen vorgenommen. Zunächst ehrte die Vereinsführung all ihre aktiven Mitglieder mit einer Urkunde und einer goldenen Anstecknadel.

Inge Alzner, Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen unserer Landsmannschaft, lobte in ihrer gewinnenden Art das breite gemeinschaftsfördernde Wirken der Blaskapelle und sagte einleuchtend, diese sei „aus dem kulturellen Leben unserer Gemeinschaft nicht mehr wegzudenken. Die Blaskapelle hat während der letzten 30 Jahre vielen Menschen kulturell und gemeinschaftsmäßig Heimat geboten, auch tausenden von Zuschauern an verschiedensten Orten in Deutschland und darüber hinaus haben sie angenehme Stunden der Zufriedenheit bereitet.“ Somit sei es nicht verwunderlich, dass sie sich großer Beliebtheit erfreue und zahlreiche Freunde und Anhänger habe. Alzner dankte auch im Namen des Landes- und Kreisvorstandes allen Musikern, namentlich dem 1. Vorsitzenden Richard Taub, dem 2. Vorsitzenden Michael Bielz und dem Dirigenten Hans Welther, dem treuen Publikum und ganz besonders den Ehegattinnen, Freundinnen, Kindern, Familien der Mitglieder der Blaskapelle für ihr Verständnis, für ihr Durchhaltevermögen, für ihre Geduld. Inge Alzner überreichte feierlich an diesem besonderen Tag besonderen Akteure besondere Auszeichnungen: der „Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg e.V.“ eine Jubiläumsurkunde für deren „beispielhafte siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaftsarbeit, für deren ehrenwerten Fleiß, für ihre Hingabe, ihre beispielhafte Geselligkeit, ihren Ernst, wenn es um die Sache geht, für ihren ansteckenden Humor“. Mit dem „Goldenen Ehrenwappen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen“ zeichnete Inge Alzner Richard Taub und Hans Welther aus. Richard Taub, Gründungsmitglied der Blaskapelle im Jahre 1976 und Vereinsvorsitzender seit 1989, hat sich in besonderem Maße sowohl als Musiker ausgezeichnet als auch als Initiator, Förderer und hartnäckig an gesunden Lebensprinzipien festhaltender Landsmann, mit großem Sinn für aktive Umsetzung des Gemeinschaftsgedankens in bester siebenbürgisch-sächsischer Tradition verdient gemacht. Ihm gebührt besonderer Dank für eine bleibende große Spitzenleistung. Beispielhaft und hervorragend als Mensch und Kamerad, von größten Erfolgen getragen, hat Richard Taub klug und kreativ drei Jahrzehnte lang traditionelles Volksliedgut und aktuelle musikalische Erscheinungen zusammengeführt, über den engen Kreis der Kapelle aktiv das Gemeinschaftsleben gefördert, sich bewundernswert für seine Mitmenschen eingesetzt. Als Glücksfall für die Nürnberger Kapelle, gebührt ihm großer Dank und Anerkennung. Ähnlich verhält es sich mit Hans Welther, der seit seinem Eintritt 1984 und der Übernahme der musikalischen Leitung der Blaskapelle Nürnberg 1986 als eindrucksvolle Persönlichkeit besonders imponierend, in Sachen Musik sehr kreativ, auffallend anspruchsvoll und ständig auf hohes Interpretationsniveau bedacht, mit durchschlagendem Erfolg gewirkt und Tausenden von Menschen beste Musik und Gemeinschaftserlebnis aus einem Guss vermittelt hat. Hans Welther war auch als ausgezeichneter Arrangeur und verlässlicher Kamerad und Landsmann ein absoluter Glücksfall für die Nürnberger Kapelle, wofür ihm großer Dank und Ehre gebührt.

Ein besonderes Jubiläumsgeschenk brachte die Tanzgruppe Nürnberg mit: Sie tanzte vorbildlich und erinnerte daran, anfangs auch Mitglied des Vereins gewesen zu sein. Ehrende Dankesworte richtete schließlich Werner Henning als BdV-Kreisvorsitzender Nürnberg an die Jubilare. Zunächst bedachte er mit Dank die Musiker, den Dirigenten und die Vorstandsmitglieder, erwähnte, was 30 Jahre für ein Orchester bedeuten (z. B. Proben, Üben, Auftritte, Kameradschaft, Freude, Hochgefühl, manchmal Verzicht, aber auch Hoffnung) und erwähnte treffend: „Musik kennt keine Grenzen. Sie ist eine Sprache, die jeder versteht und keiner zu übersetzen braucht und somit die Völker der Erde verbindet. Sie kommt aus dem Herzen, tröstet bei traurigen Anlässen und verleiht der Freude einen feierlichen Ausdruck. Auch ist die Musik zu einem wichtigen Fundament des gesellschaftlichen Lebens - in Stadt und Land - geworden. Gerade in der heutigen Zeit, in der die Medien und Informationstechnologien für viele Menschen eine überaus dominante Rolle spielen, ist es daher um so mehr zu würdigen, wenn in unseren Musikkapellen, Tanzgruppen, Theatergruppen, usw. die alte Tradition gepflegt wird.“ Schließlich betonte auch die Stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter in ihren launigen Dankesworten das hohe künstlerische Niveau dieser Kapelle sowie dieser Veranstaltung und ganz besonders den mächtigen Identifikationsfaktor, den unsere Blaskapelle für unsere Landsleute im Großraum Nürnberg darstellt.

Wie an diesem besonderen Festtag, so begeistert uns diese herausragende Musikformation stets mit ihrem großen Können, mit ihrem beispielgebenden Zusammengehörigkeitsgefühl, mit ihrer menschenfreundlichen Haltung auch im landsmannschaftlichen Alltag. Wir wünschen ihr noch viel Zulauf, Tatkraft, Freude am Musizieren und treue, dankbare Zuhörer.

Horst Göbbel


Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg in Daten


Eine umfassende, mit zahlreichen gelungenen Grußworten und Fotos ausgestattete Festschrift – für Grafik und Layout zeichnet Reinhard Beck – enthält neben dem variationsreichen Konzertprogramm auch einen ausführlichen Bericht zu dem Geschehen im Zusammenhang mit der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg seit ihrer Gründung im April 1976 bis zum Jubiläum 2006. Darin sind sauber von Hans Emrich und Richard Taub vermerkt, wann, wie, wo, was geschah und welche Folgen dies hatte. In aller Kürze seien hier die „rohen“ Daten angeführt.

Gründung der Blaskapelle im April 1976 von 22 begeisterten Musikern unter der Leitung von Martin Miess (Dirigent 1976-1986) im Gemeindehaus der Nikodemuskirche in Nürnberg-Röthenbach, 1981: 36 Bläserinnen und Bläser, ebenso 1981 erste LP-Produktion mit zwölf Titeln unter dem Motto „Gruß aus Siebenbürgen“ (darunter zwei Kompositionen von Martin Miess: „Rosenwalzer“ und „Likörchenpolka“), 1982 wird die Blaskapelle eingetragener Verein, Vorsitz Otto Klein (1982 bis zu seinem Tod 1989), erste Auftritte in Österreich (Elixhausen), 1986 übernimmt die musikalische Leitung Hans Welther (zusätzlich Autor und Computerfreak und mit Computertechnik gut ausgestattet, schrieb unermüdlich Arrangements für die Besetzung), 1989 übernimmt Richard Taub die Vereinsleitung, es folgen neben zahlreichen Auftritten Jahresausflüge nach Prag und Paris, Wochenendausflüge zur Ranch der Naturfreunde in Dietenhofen oder ins Fichtelgebirge nach Weißenstadt (Familien dabei!), 1992 folgt die erste Musikcassette mit 14 Titeln unter dem Moto „Heimatklänge der Siebenbürger“ (darunter zwei eigene Kompositionen von Hans Welther, der Marsch „Heimatklänge“ und die „Erika-Polka“), 1996, anlässlich des 20-jährigen Jubiläums wird eine zweite MC und CD geplant, 1997 produziert (Motto „Daheim“, 14 Titel, darunter erstmals sechs Titel mit Gesang und das Stück „Unser Hausmeister“ von Hans Welther). Heute umfassen die Konzertmappen etwa 300 Musikstücke (traditionelle Märsche, Polkas, Walzer und Tangos, Stimmungspotpourries, Schlager und hochklassige Konzertstücke).

2001 Feier des 25-jährigen Jubiläums und elftägige Tournee durch Siebenbürgen (Zeiden, Hermannstadt, Mediasch) und einem Abstecher im Banat (Billed). Zu den Standardauftritten zählen z.B. die Aussiedlerkulturtage in Nürnberg Langwasser, das Sommerfest der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen am Kuhweiher, Nürnberg-Eibach, das Kronenfest in Herzogenaurach oder die Veranstaltung „Tag der Heimat“ des Bundes der Vertriebenen in der Meistersingerhalle in Nürnberg, viele musikalische Umrahmungen von Theaternachmittagen. Höhepunkte gab es in Dinkelsbühl beim Heimattag, zudem 1987 und 2004 beim Altstadtfest Nürnberg, bei der Eröffnung der Eibacher Kirchweih mit Staatskanzleichef Erwin Huber oder beim Bürgerempfang im Festzelt Tilly-Park Nürnberg mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber. Die Stammbesetzung der Nürnberger Blaskapelle umfasst derzeit 25 aktive Bläser. Auf Wunsch kann sie auch in einer verkleinerten 12-Mann Besetzung bei Geburtstagsfeiern, Familienfesten, Frühschoppen oder sonstigen Anlässen unter der Leitung von Michael Bielz, dem zweiten Dirigenten, auftreten. Seit 1976 waren insgesamt 125 Bläserinnen und Bläser in dieser Kapelle aktiv. Derzeit zählt der Musikverein 47 Mitglieder.

H. G.

Schlagwörter: Jubiläum, Blasmusik

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