21. März 2010

Ein Stück Heimat in Reutlingen erlebt

Mit dem Heimatstück „Dä Breokt von Urbijen“, aufgeführt von der Theatergruppe Heidenheim, konnten Mitglieder der Kreisgruppe Reutlingen-Metzingen-Tübingen am 7. März in der Festhalle von Reutlingen-Sondelfingen im übertragenen Sinne des Wortes ein Stück Heimat erleben.
Die Theaterkulissen waren sehr treffend und beeindruckend ausgewählt worden. Die Dorfgasse mit ihren schmucken Bauernhäusern, die Kirche in der Dorfmitte, die angrenzenden Weinberge und im Hintergrund die Karpaten ließen die Zuschauer für ein paar Stunden in der alten Heimat verweilen.

Es ist bekannt, dass wir, die wir aus Siebenbürgen stammen, aus einer fest gefügten Gemeinschaft kommen und hier in eine freie Gesellschaft integriert wurden. Dieses bedeutet ein Stück unserer Identität aufzugeben. Doch bei Gelegenheiten wie diesen, wo die schönen sächsischen Trachten, die sächsische „gute Stube“ mit den bunt bemalten Möbeln, die gestickten Tischtücher, Wandbehänge und Betttücher und dazu der beliebte Dialekt auf der Bühne zu sehen und zu hören sind, beweist sich doch, dass dieses kleine Völkchen auch im Gebilde der großen Bundesrepublik durch den Erhalt seiner Eigenheit und den Stolz auf seine Herkunft eine Zukunft haben wird und sich somit ein Stück Identität bewahren kann. Beweis meiner Annahme sind die Jugendlichen, die im Theaterstück mitspielen, und die Kinder, die in der Kindertanzgruppe mitmachen. Für Nachwuchs ist also bestens gesorgt.
Die Theatergruppe Heidenheim unter der Leitung ...
Die Theatergruppe Heidenheim unter der Leitung von Maria Onghert-Renten zeigte in Reutlingen das Stück „Die Braut aus Urwegen“. Foto: Hans Schoger
In der alten Heimat war es die Kirche mit ihren mächtigen Burgen, die uns das Gefühl der Gemeinschaft vermittelt hat. Heute tun es Menschen, die ihre Freizeit dafür nutzen um anderen eine Freude zu bereiten, indem sie Unterhaltungsprogramme wie das o. g. anbieten, die wie ein Magnet die Sachsen von nah und fern anziehen und uns damit vor Augen führen, dass wir auch heute noch zusammen gehören. Denn nur durch die Geschichte – und diese Theaterstücke, die den Alltag und die Seele der Menschen so lebensnah darstellen, sind ein Teil unserer Kultur und somit unserer Geschichte – können wir einen Teil unserer Identität an unsere Kinder weitergeben. Jacky Kennedy hat es treffend formuliert: „Wenn wir uns nicht um unsere Vergangenheit kümmern, können wir auch mit der Zukunft nichts anfangen.“

Auf diesem Wege möchte ich allen Beteiligten, die an dieser zu Herzen gehenden Aufführung mitgewirkt haben, im Namen der Anwesenden gratulieren und ein Dankeschön mit einem „Weiter so“! übermitteln. Auch möchte ich dem Vorstand der Kreisgruppe Reutlingen – Tübingen – Metzingen und den fleißigen Helferinnen danken, denen es mit ihrer liebevollen Arbeit gelungen ist eine angenehme Atmosphäre des Beisammenseins zu schaffen. Von diesem wunderschönen Sonntagnachmittag werden wir noch lange zehren.

Als Abschluss eines gelungenen Festes stimmte die Heidenheimer Gruppe auf der Bühne das Siebenbürgenlied an. Zuerst waren es nur ein paar zögerliche Stimmen aus dem Publikum, die mitsangen, doch dann erhob sich der ganze Saal und sang aus voller Kehle das Lied der Siebenbürger Sachsen: „Siebenbürgen, Land des Segens, Land der Fülle und der Kraft“. Da wischte sich gar mancher eine heimliche Träne aus den Augen. Aber so soll es auch sein.

Eva Hoffmann

Heimatstube in Metzingen

Im März 1994 wurden auf Anfrage bei der Stadt Metzingen der Ortsgruppe Metzingen der Kreisgruppe Reutlingen-Metzingen-Tübingen im Untergeschoss vom alten „Milchhäusle“ (Friedrichstraße 8) ein großer und zwei kleinere Räume für unsere Heimatstube zugeteilt. Unsere Landsleute setzten in ehrenamtlicher Arbeit die Räume instand und bestückten sie mit Exponaten. Mit über 500 Arbeitsstunden sowie Materialankauf für die Instandsetzungsarbeiten erzielten wir eine Wertverbesserung der Räume von ca. 5 000 Euro. 1995 wurde die Ausstellung mit über 150 siebenbürgisch-sächsischen Exponaten im Beisein von Oberbürgermeister Herzig eingeweiht. Die Ausstellungsgegenstände wurden von uns zusammengetragen und stammen aus Spenden von Landsleuten; ein Teil wurde angekauft, wenige sind Leihgaben. Mit der Sammlung dieser Kulturgüter wollen wir sie vor der Vergessenheit bewahren und sie für jüngere Generationen erhalten. Wir möchten sie auch der einheimischen Bevölkerung als mitgebrachtes Kulturgut aus unserer alten Heimat vorstellen. Wir würden uns freuen, wenn auch unsere Landsleute, vor allem aus der jüngeren Generation, mehr Interesse an der Heimatstube zeigen würden. Die Betreuung der Heimatstube wird weiterhin ehrenamtlich von uns erbracht.

Die Ausstellung kann kostenlos besichtigt werden und ist von April bis Oktober jeden 1. Sonntag im Monat von 15.00 bis 17.00 Uhr zugänglich. Besichtigungen außerhalb dieser Öffnungszeiten können telefonisch mit Herrn M. Herbert, Telefon: (0 71 23) 1 44 57, und Herrn R. Seiler, Telefon: (0 71 23) 3 20 12, vereinbart werden.

Hans Preis

Schlagwörter: Theater

Bewerten:

8 Bewertungen: +

Neueste Kommentare

  • 21.03.2010, 20:08 Uhr von gloria: Herzlichen Glückwunsch allen Mitgliedern der Theatergruppe!! Gibt es vielleicht eine DVD von dem ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.