23. April 2010

In Augsburg: Ökumenischer Gottesdienst anlässlich der Deportation

Ein ökumenischer Gottesdienst zum Gedenken an die Deportation der über 150 000 Südostdeutschen in die Sowjetunion fand am 13. März in Augsburg statt. In der St. Andreas-Kirche gedachten die Banater Schwaben und die Siebenbürger Sachsen des gemeinsamen Schicksals ihrer Landsleute, die zwischen Dezember 1944 und April 1949 zur Zwangsarbeit deportiert wurden.
Weit über 200 Gäste waren der Einladung gefolgt und eine erwartungsvolle Stille hing in der Luft. Eröffnet wurde der Gottesdienst vom Siebenbürger Chor Augsburg unter der Leitung von Elisabeth Schwarz. Herzlich begrüßt wurden die Anwesenden durch Pfarrer Wolfgang Küffer und Dietmar Kirschenheuter, Vorsitzender des Kreisverbandes Augsburg der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Gottfried Schwarz, Vorsitzender der Kreisgruppe Augsburg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, betonte in seiner Ansprache, dass der Gottesdienst ein Mahnmal für die heutige und zukünftige Generationen sein soll, eine Anklage an Krieg, an Vertreibung und Deportation. Peter Krier, Vorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben, erinnerte an die gemeinsame kulturelle Tradition der zwei Verbände, die auf eine lange Geschichte zurückgeht, aber auch auf das gemeinsame Schicksal der Zwangsdeportation. Er erinnerte an das Leid, den Hunger, die Entbehrungen der Betroffenen, die unsere Vorstellungskraft weit übertreffen.
Banater Schwaben und die Siebenbürger Sachsen ...
Banater Schwaben und die Siebenbürger Sachsen gedachten in einem ökumenischen Gottesdienst in der St. Andreas-Kirche in Augsburg der Deportation der Südostdeutschen in die Sowjetunion vor 65 Jahren. Foto: Wilhelm Roth
Was alle Anwesenden berührte, waren die Szenen des Theaterstückes „Viehwaggon 21“ von Heinz Kehrer, gespielt von der Banater Theatergruppe Würzburg. Durch Passagen aus dem Buch „Atemschaukel“ von Herta Müller, vorgetragen von der Nürnberger Stadträtin Helmine Buchsbaum, wurden bei vielen Betroffenen Erinnerungen wachgerufen. Betont wurde die politische Geradlingkeit der Schriftstellerin und ihre ethische Haltung, die für uns alle eine Botschaft habe. Von 31 anwesenden ehemaligen Deportierten meldeten sich vier zu Wort. Besonders ergreifend, weil spontan, war die Schilderung von Paul Klein über sich und seinen Zwillingsbruder Hans, die im Alter von 13 Jahren deportiert worden waren.

Dr. Franz Metz, Vorsitzender des Gerhardsforums der Banater Schwaben, erwähnte, dass die deportierten Heimkehrer oft Lieder mit eigenen Texten zu bekannten Volksliedern gesungen hatten. Mit Akkordeonbegleitung stimmte er zwei dieser Lieder an, die den leidvollen Weg dieser Menschen erahnen ließen. Unter Glockengeläute folgte die Totenehrung. Dazu spielten Helmut Martini und sein Sohn Daniel „Ich hatt’ einen Kameraden“. Zum Gedenken an die Toten der Deportation brachte Wilhelm Roth eine selbst gestaltete Kerze zum Altar. Sein beeindruckender Zeitzeugenbericht beendete den ersten Teil der Veranstaltung.
Kerzen zum Gedenken an die Russlandverschleppung ...
Kerzen zum Gedenken an die Russlandverschleppung vor 65 Jahren. Foto: Wilhelm Roth
Die ökumenische Andacht hielten der katholische Pfarrer i. R. Anton Neu (Liturgie) und der evangelische Pfarrer Mathias Pelger (Predigt). „Wie oft ist wohl im Jahr 1945 und danach gefragt worden: Wie konnte Gott es zulassen, dass Mütter von ihren Kindern weggenommen, Familienerhalter von ihren Schutzbefohlenen getrennt wurden? Ist das der gnädige und barmherzige Gott, an den wir glauben?“ Fragen und Antworten, die Pfarrer Pelger in seiner Predigt erörterte.

Nach dem Gottesdienst waren alle zu Kaffee und Kuchen, den Erna Szilagyi und ihr Team vorbereitet hatten, in den Gemeindesaal eingeladen.

Möge diese Veranstaltung ein gemeinsamer Aufbruch, eine Brücke zwischen Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben in Augsburg sein, die sich seit Jahrhunderten eine gemeinsame Geschichte teilen. Gedankt wird allen Mitwirkenden, Organisatoren und Einrichtungen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben, besonders dem Kulturreferenten der Kreisgruppe Augsburg, Willhelm Roth.

Gottfried Schwarz

Schlagwörter: Deportation, Augsburg

Bewerten:

18 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.