10. Oktober 2010

Arnulf Einschenk feiert 70. Geburtstag

Auf einem Firmenschild in der Kronstädter Schwarzgasse (Str. Nicolae Bălcescu) 50 steht bunt geschrieben „Musikinstrumente Einschenk, gegründet 1896“. Das Familienunternehmen wird heute von Arnulf Einschenk, dem Enkel des Gründers, betrieben und genießt nach wie vor einen ausgezeichneten Ruf unter den Musikbegeisterten.
Im Oktober 2010 feiert die Firma gleich zwei wichtige Geburtstage: am 3. Oktober den hundertsten von Otto Einschenk, am 5. Oktober den siebzigsten von Arnulf Einschenk.

Der Firmengründer Karl Einschenk arbeitete als Klaviertechniker und Orgelbauer in Kronstadt, rund 45 seiner Orgeln blieben erhalten. Die fünf Söhne folgten seinem Beruf. Einer starb im Krieg, zwei fanden ein neues Zuhause im Ausland. Auch für die in Kronstadt Gebliebenen war die Zeit nach 1945 keine einfache.

Arnulf Einschenk begann 1954 als Vierzehnjähriger die Lehre bei seinem Vater Helmut, der sechs Jahre Gefangenschaft in Russland erlebt hatte. Sie arbeiteten zusammen bis 1961, als der Sohn – damals erst zwanzig Jahre alt – mit der Werkstatt in die „Technische Genossenschaft“ eintreten musste, wo er drei Jahrzehnte lang tätig war. Der Vater betreute ab den sechziger Jahren die Instrumente der Kronstädter Oper, der Onkel Otto die der Musikschule.
Arnulf Einschenk – der Meister in seiner ...
Arnulf Einschenk – der Meister in seiner Werkstatt in Kronstadt. Foto: Christine Chiriac
Auch heutzutage arbeitet Arnulf Einschenk, tatkräftig unterstützt von seiner Ehegattin Gundel Einschenk, in der Schwarzgasse 50. Erst 2002, nach einem langjährigen Gerichtsverfahren, konnte er das fünf Jahrzehnte früher verstaatlichte Gebäude der Familie wiedergewinnen. Auf der rechten Seite des Hofes befinden sich die Werkstatt und das Geschäft. Der Meister repariert nun nicht mehr alle klassischen Instrumente, wie er das früher gemacht hatte, sondern hauptsächlich Klaviere. Auf der linken Seite des Hofes steht ein geräumiger Salon. Manchmal werden dort Kammermusikkonzerte und Klavierabende veranstaltet, zurzeit dient der Saal als Depot für zahlreiche Klaviere und Flügel, die auf ihre Kunden warten. Um das Geschäft seines Großvaters wieder zu beleben, hat Arnulf Einschenk vor einigen Jahren die Tätigkeit seiner Firma auch auf Musikinstrumentenhandel erweitert und arbeitet zusammen mit bekannten Firmen aus Westeuropa. Die Kronstädter Firma hat mehrmals auch in Bukarest während des internationalen Musikfestivals „George Enescu“ ausgestellt, jedes Mal mit beachtlichem Erfolg, trotz der harten Konkurrenz in der Branche. Nur fachlicher Nachwuchs fehlt zurzeit in der Schwarzgasse 50. Der Staat sollte auch die Ausbildung guter Handwerker fördern und es den kleinen Unternehmen überhaupt ermöglichen, einen Lehrling einzustellen, meint Arnulf Einschenk. Zurzeit sei das für eine kleine Firma noch nicht tragbar, für die Zukunft des Handwerks jedoch lebenswichtig.

In den über hundert Jahren seit der Gründung der Firma konnten rund 50 neue Orgeln von den Einschenks gebaut und über 300 repariert werden. Die Firma war über Jahrzehnte hinweg in Siebenbürgen eine musikalische Institution, geschätzt für die hochprofessionelle Pflege von Musikinstrumenten. Eine ganz besondere Rolle spielt die Werkstatt heute in der siebenbürgischen Klavierwelt.

Christine Chiriac

Schlagwörter: Porträt, Orgeln, Musik, Handwerk, Kronstadt

Bewerten:

9 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.