15. Januar 2011

Künstlerinnen aus Bukarest auf Konzerttournee in Bayern

Passend zur Adventszeit gaben die Bukarester Künstlerinnen, die Sopranistin und Gesangsprofessorin Georgeta Stoleriu und die Gambistin Anca Iarosevici, zusammen mit Ilse Maria Reich am Cembalo und Klavier zwischen dem 10. und 20. Dezember in verschiedenen Städten in Bayern Konzerte mit siebenbürgischer und rumänischer Weihnachtsmusik.
Die Stationen ihrer kleinen Konzerttournee waren Landshut (Erlöserkirche und Auferstehungskirche), Vilsbiburg (Christuskirche), Benediktbeuern (Kloster) und München (Städtische Sing- und Musikschule). Unterstützt wurden die Konzerte vom rumänischen Generalkonsulat in München.

Das Programm der Konzertreihe präsentierte außer traditionellen rumänischen Weihnachtsliedern aus der Sammlung des bekannten Musikologen und Folkloristen George Breazul (1887-1961) Adventsmusik und geistliche Lieder der siebenbürgischen Pfarrer und Komponisten Johann Sartorius (1712-1787) und Gabriel Reilich (1643-1677), Kompositionen von Georg Friedrich Händel und Antonio Vivaldi sowie moderne Stücke der zeitgenössischen rumänischen Komponistin Felicia Donceanu.

Der Pfarrer der Christuskirche aus Vilsbiburg, Michael Lenk, bezeichnete die Organistin Ilse Maria Reich als Brückenbauerin zwischen Ost und West, deren Herzensangelegenheit es sei, die Verbindung zu den Musikern aus ihrem Heimatland aufrecht zu erhalten. Sie war auch diejenige, die diese Konzertreise durch Bayern initiierte, nicht nur um Rumänen ihre Heimatklänge den in Deutschland lebenden Siebenbürger Sachsen und wieder in Erinnerung zu rufen, sondern auch denjenigen, die diese Musik nicht kennen, näher zu bringen.

Die langjährige Zusammenarbeit der drei Künstlerinnen fand ihren Niederschlag in dem harmonisch aufeinander abgestimmten Spiel und Gesang. Als Klavier- und Cembalobegleiterin zeichnete sich Ilse Maria Reich durch ein verlässliches Spiel aus, indem sie jede Farbnuance aufnahm und weiterentwickelte, aber auch immer wieder neue Impulse gab.
Applaus für Ilse Maria Reich, Georgeta Stoleriu ...
Applaus für Ilse Maria Reich, Georgeta Stoleriu und Anca Iarosevici (v. li.) in der städtischen Sing- und Musikschule München.
Die eindrucksvolle Stimme der Sopranistin Georgeta Stoleriu berührte immer wieder die Herzen der Zuhörer durch ihre Klarheit. Die Intensität ihres Gesangs erzeugte eine gebannte Stille, der man sich nicht entziehen konnte. Alle waren beschenkt. Als sie die typisch rumänischen Colinde interpretierte, verteilte sie zugleich den Konzertbesuchern Süßigkeiten und erinnerte mit dieser Geste daran, dass man den Sternsingern immer eine kleine Gabe reicht. Das Publikum war verzaubert.

Die Gambistin Anca Iarosevici überzeugte durch ihre eigenwilligen Interpretationen. Die technische Professionalität ihres Spiels stand nie im Widerspruch zu ihrem gefühlvollen Zwiegespräch mit ihrer Gambe. Vielleicht ist die starke Verbindung zu diesem alten Instrument auch dadurch zu erklären, dass sie es von ihrem Vater, dem Musikprofessor und Gambenvirtuosen George Iarosevici, geerbt hat. Sie scheint eins zu sein mit ihrem kostbaren Instrument.

Die Musik der in Bukarest lebenden und schaffenden Komponistin Felicia Donceanu beeindruckte das Publikum durch Ausdrucksstärke und Intensität. Die Suite „Am Hofe von Petru Cercel“, die sie der Gambistin Anca Iarosevici gewidmet hat, erinnert an orientalische Melodien und höfische Renaissancetänze im mittelalterlichen Stil. Diese bilderreiche Musik, die viele archaische Motive aufgreift, versetzte die Zuhörer in eine poetische Fantasiewelt. In der Vertonung des „Vaterunser“ verleiht das unerbittliche Gambentremolo diesem, dem bekanntesten Gebet aller Christen, eine neue, ungekannte Würde und Substanz. Felicia Donceanu gelingt hier durch Entritualisierung eine neue Mystifizierung.

Die große Resonanz auf die kleine Konzerttournee zeigt: Es war als Einstimmung auf Weihnachten eine gelungene musikalische Zeitreise von Osten nach Westen.

Alexandrina Slăvescu

Schlagwörter: Konzertreise, Bayern, Bukarest

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