30. April 2011

Hermannstädter Theater in Oberhausen

Packendes Stück von Lothar Kittstein am Theater Oberhausen in Zusammenarbeit mit dem Hermannstädter Nationaltheater: Am 8. April fand im Malersaal die Uraufführung des Theaterstückes „Die Geister von Amnaș“ (Anmerkung der Redaktion: rumänischer Ortsname für Hamlesch) statt.
Die Inszenierung kam im Rahmen der internationalen Partnerschaft zwischen dem Theater Oberhausen und dem Hermannstädter Nationaltheater „Radu Stanca“ zustande und wurde durch den „Fonds Wanderlust“ der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Nach Recherchereisen durch Siebenbürgen hat das Team um Regisseur Bernhard Mikeska ein intensives Wende-Drama entwickelt.

Für die Ausstattung zeichnete Dorothee Curio, für Sounddesign Gregor Schwellenbach, für Dramaturgie Hannah Schwegler verantwortlich. Vier Schauspieler waren in sieben Rollen zu sehen: Martin Hohner als junger Hans und Sohn von Hans und Kristina, Angela Falkenhan als junge Kristina und junge Maria, Hartmut Stanke als Hans nach 20 Jahren und Esther Hausmann als Kristina und Maria nach 20 Jahren.

Die Handlung des Stückes beginnt Heiligabend 1989 in der alten Heimat Siebenbürgen. Mit Kopfhörern verfolgt der Zuschauer eine Demonstration gegen die verhasste Ceaușescu-Diktatur, die den Umbruch im kommunistischen Rumänien hervorrief. Die Polizei will die Demonstration stoppen, es fallen Schüsse. Man hört die Sirene eines Krankenwagens. Szenisch sieht der Zuschauer Hans’ Freude darüber, dass er seinem lang ersehnten Wunsch zur Ausreise nach Deutschland näher kommt. Er geht auf die Straße. Dann aber wird Hans verwundet und kommt in ein Krankenhaus. Hier verliebt er sich in die Krankenschwester Maria und landet schließlich in Deutschland, da sich die Grenzen geöffnet haben. Hier arbeitet er in einem Schlachthaus, wo er sich mit Fleiß hocharbeitet und ein ansehnliches Vermögen erwirbt. Doch nach zwanzig Jahren sehnt er sich nach seinem alten Heimatort zurück und will dort einen eigenen Schlachthof gründen. In diesem Ort lebt auch seine erste Frau Kristina, die einen Sohn von ihm hat, von dem er nichts wusste. Der Sohn, gut erzogen von seiner Mutter, fleißig und strebsam, sucht Arbeit und stellt sich bei Hans als Arbeitssuchender vor. Jetzt tauchen alte Erinnerungen auf, die, als herumschweifende Geister dargestellt, Hans so in Panik versetzen, dass dieser zu einer Pistole greift und – wissend oder unwissend? – seinen eigenen Sohn erschießt. Das dramatische Ende des Theaterstücks mit den ­aufeinanderfolgenden Sequenzen von Geistern (Erinnerungen) und realen Momenten, kunstvoll dargestellt auch durch bühnentechnische Möglichkeiten, wirken manchmal chaotisch, hinterlassen aber stimmungsvolle Eindrücke. Die Intensität wird verstärkt durch die eingespielten Tonaufnahmen von den Demonstrationen und die Gedanken der Hauptfigur Hans sowie das Lied – sie lassen den Zuschauer mittels der Kopfhörer eintauchen in eine neue Dimension von Theater. Hervorzuheben ist das hohe künstlerische Können der Schauspieler, die uns mit diesem Theaterstück schöne Erinnerungen schenken.

Die nächste Aufführung findet am 3. Mai 2011 um 19.30 Uhr statt. Kartenbestellungen über Telefon: (02 08) 8 57 81 84.

E. Kellner

Schlagwörter: Theater, Nordrhein-Westfalen, Hermannstadt

Bewerten:

3 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.