11. Juli 2011

„Verfemte Musik“ auf Tournee in Siebenbürgen

Eine Hommage an „unliebsame Komponisten“ des 20. Jahrhunderts
Wahrheit und Kunst seien die ersten Opfer von Krieg und Diktatur – so das Programmheft des Projektes von „Pontus musicae“ (Homepage: www. pontus-musicae.org), das in Siebenbürgen Ende Juni acht sehr gelungene Kammermusikabende umfasste. „Zu Unrecht vergangene Musik“, „zum Schweigen gebrachte Werke unliebsamer Komponisten“ sollten gewürdigt werden, wieder erklingen und „das Leben feiern“. Das setzte sich „Pontus musicae“ („Musikalische Brücke“) zum Ziel. Die Konzertreise unter dem Motto „Verfemte Musik 2011“ führte über Hermannstadt, Rothberg, Fogarasch und Kronstadt. Weitere drei Konzerte sollen Ende Juli in der Hermannstädter Stadtpfarrkirche, der Schwarzen Kirche in Kronstadt und dem Schloss Peleș in Sinaia das Programm ergänzen.
Mitglieder des Aron-Quartetts (Wien) in der ...
Mitglieder des Aron-Quartetts (Wien) in der Kronstädter Synagoge. Foto: Christine Chiriac
Im Mittelpunkt der Musikabende standen Werke der Schönberg-Schüler Viktor Ullmann und Norbert von Hannenheim, deren Biographien Mitte vergangenen Jahrhunderts ähnlich tragisch verlaufen sind. Ullmann wurde nach Theresienstadt deportiert und starb dann in Auschwitz; von Hannenheim, ein gebürtiger Hermannstädter, fand sein Ende unter ungeklärten Umständen in einer Nervenheilanstalt. Ihre Werke erklangen nun in Siebenbürgen in der meisterhaften Interpretation dreier Mitglieder des Wiener Aron-Quartetts sowie des Ensembles „elysium between two continents“ („Elysium zwischen zwei Kontinenten“, New York/München) oder gespielt vom Pianisten Moritz Ernst (Badenweiler) und von der Organistin Ursula Philippi (Hermannstadt). Ergänzt wurde die musikalische Reise mit in Theresienstadt (!) komponierten Werken von Gideon Klein sowie mit Musik von Ludwig van Beethoven, Arnold Schönberg und Hans-Peter Türk. Dass zeitgenössische, zum Teil noch „ungehörte“ Musik für das Publikum vollkommen überzeugend sein kann, bewiesen die gut besuchten Konzertsäle, die mit ihrer besonderen Stimmung die Tonkunst nur bekräftigten – seien es Synagogen, evangelische Dorfkirchen, Kammermusiksäle oder Kunstausstellungsräume. Mitveranstalter der einzigartigen Siebenbürgen-Konzertreise waren die Internationale Enescu Gesellschaft und „Musik im Kontext“.

Christine Chiriac

Schlagwörter: Musik, Siebenbürgen, Konzertreise

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