14. Juli 2011

Dem Violoncellisten Götz Teutsch zum Siebzigsten

Carl Gorvin (mit Taufnamen Karl Egon Glückselig), der aus Hermannstadt gebürtige, vor 20 Jahren in Hannover verstorbene Dirigent, Pianist, Cembalist und Musikhochschulprofessor gab gelegentlich zum Besten, dass bei den berühmten Berliner Philharmonikern gleich vier Siebenbürger Sachsen mitgewirkt hätten und dass sie mit ihm als Gastdirigenten fünf gewesen seien (Erich Bergel als Gastdirigent wäre noch hinzuzunehmen).
Zwar erzählte Gorvin das eher augenzwinkernd, vergnüglich und anekdotenartig als bemerkenswertes Kuriosum, auch mit einem gewissen Stolz, aber ohne dass der vornehme und bescheidene Mensch und Künstler – wir gedenken seines am 3. Juni 1991 erfolgten Todes – in siebenbürgisch Panegyrisches, Wichtigtuerisches oder gar Eigenlob verfallen wäre. Die Schilderung Gorvins und die in Rede stehende Tatsache an sich jedoch – aus der andere Zugezogene fast ein nationales Ereignis machen – sind denkwürdig genug, um auch hier erwähnt zu werden, zumal der Jubilar Götz Teutsch damit in unmittelbarem Zusammenhang steht.

Götz Teutsch war nämlich einer von den vier Siebenbürgern, die in den Olymp der internationalen Orchesterlandschaft Eingang gefunden hatten, einer, der die unvorstellbar hohe Hürde der Prüfungsprozedur 1970 nahm und von der erlesenen Gemeinschaft des (im Laufe eines guten Jahrhunderts von Hans von Bülow, Richard Strauss, Arthur Nikisch, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter und Herbert von Karajan nach und nach geformten) „besten Orchesters der Welt“ eingegliedert wurde. Nach nur fünf Jahren errang er sogar Titel und Funktion eines an der Spitze der Cellogruppe agierenden Solocellisten.

Götz Teutsch, aufgenommen im Dezember 2009 im ...
Götz Teutsch, aufgenommen im Dezember 2009 im Münchner Gasteig anlässlich einer Ausstellung von Peter Jacobi. Foto: Konrad Klein
Die Mitgliedschaft im Berliner Philharmonischen Orchester ebnete Teutsch sofort weitere öffentliche Wirkungsfelder: Andere bedeutende Orchester, Konzertagenturen und Institutionen engagierten ihn für Solokonzerte, außerdem gab er zahlreiche Soloabende, konzertierte international auch als Kammermusiker, war zwischen 1970 und 1990 Dozent an der Berliner Hochschule der Künste. Dass er 1972 Gründungsmitglied des später weltbekannt gewordenen Kammerensembles der „Zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker“ war, versteht sich fast von selbst. Teutschs Drang nach Erweiterung der künstlerischen Möglichkeiten, der stilistischen Bandbreite und des Konzertrepertoires äußerte sich in den 1990er Jahren zunächst darin, dass er in Leipzig und Basel ein Studium der Gambe aufnahm. Sodann studierte er in Hamburg Barockcello.

In seinem beim Berliner ­Publikum bekannten und geschätzten „Philharmonischen Salon“ gestaltet er im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie bis heute – auch als Hörfunksendung ausgestrahlt – Abende mit Musik, Dichtung und Kunst aus der europäischen Kulturgeschichte. In den letzten Jahren hat er gewissermaßen zum Ursprung zurückgefunden, indem er als Solist und Dozent an den Musikwochen der Gesellschaft für Deutsche Musik im Südöstlichen Europa (GDMSE, vormals Arbeitskreis für Südostdeutsche Musik) teilnimmt und Werke siebenbürgischer Komponisten aufführt. Über Teutschs Interpretationskunst ist nachzulesen in Peter Szaunigs Artikel „Die Welt um Bach“ (Siebenbürgischen Zeitung, 15. Oktober 2010), in der Notiz „Zwei Könner ihres Fachs“ (SbZ 15. April 1981) oder in wiedergegebenen Pressezitaten (SbZ 15. November 1978).

Am 14. Juli 1941 wurde Götz Teutsch in Hermannstadt geboren. Er studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik in Bukarest, wurde dort Lehrassistent und danach (1966) Solocellist im Bukarester Rundfunksinfonieorchester. 1968 siedelte er nach Deutschland aus und nahm eine Stelle im Orchester der Deutschen Oper Berlin an, bevor er zu den Philharmonikern ging.

Es sei erlaubt, bei dieser Gelegenheit an Teutschs Cellokollegen und Altersgenossen Stefan Metz zu erinnern. Er ist ein Enkel des in Budapest und Neumarkt am Mieresch (Marosvásárhely/Târgu-Mureș) tätig gewesenen Dirigenten, Geigers und Komponisten Albert Metz (1868-1925), eines im ungarischen Kulturkreis aufgegangenen Nachkommen der namhaften siebenbürgisch-sächsischen Orgelbauerfamilie Maetz. Stefan Metz, am 17. Juli 1941 im siebenbürgischen Neumarkt geboren, studierte Cello in Klausenburg (Siebenbürgen), Bukarest und Essen. Er wanderte nach Holland aus, war Solocellist im Rundfunksinfonieorchester Hilversum, Gründer des international bekannten Orlando-Streichquartetts, Professor am Königlichen Konservatorium in Den Haag und künstlerischer Leiter des Orlando-Kammermusikfestivals Holland.

Karl Teutsch

Schlagwörter: Musiker, Geburtstag, Porträt

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