23. September 2011

Nachruf auf den Komponisten Andreas Porfetye (1927-2011)

Am 8. August 2011 verstarb in Düsseldorf nach langer, schwerer Krankheit der aus dem Banat stammende und viele Jahre in Bukarest wirkende Komponist, Pädagoge und Domkapellmeister Andreas Porfetye.
Geboren wurde Porfetye in Saderlach am 6. Juli 1927 und ging hier zur Volksschule. In der Kriegszeit 1941-1944 besuchte er die Temeswarer Lehrerbildungsanstalt, danach bis 1946 das Evangelische Kirchenseminar in Hermannstadt.

Andreas Porfetye studierte an der Bukarester Musikhochschule (1948-1954) und wirkte anschließend bis 1969 als Redakteur der Zeitschrift des Rumänischen Komponistenverbandes Muzica. In dieser Zeit veröffentlichte er zahlreiche Artikel in rumänischen und deutschen Publikationen des Landes. Zwischen 1969 und 1975 war er Dozent für Harmonielehre, Kontrapunkt und Orchestration an der Bukarester Musikhochschule. Wegen seines Auswanderungsantrags in die Bundesrepublik Deutschland wurde er aus der Hochschule entlassen und in Rumänien ein Aufführungsverbot gegen seine Werke verhängt.

Nach seiner Aussiedlung wirkte er als Lehrer für Theorie, Harmonielehre, Kontrapunkt und Klavier an der Clara-Schumann-Musikschule in Düsseldorf. Hier gründete er 1979 das Collegium musicum Transsylvania, mit dem er Werke deutscher Komponisten aus Siebenbürgen und dem Banat aufführte. 1981 bekam er einen Lehrauftrag für Komposition an der Musikhochschule Mannheim-Heidelberg.

Andreas Porfetye (1927-2011) ...
Andreas Porfetye (1927-2011)
Besonders die Tätigkeit als Domkapellmeister an der Bukarester St. Josefskathedrale in den Jahren 1963 bis 1977 hat ihn sehr erfüllt. Hier konnte er wichtige geistliche Werke der Musikliteratur aufführen, von den bedeutenden Passionen und Oratorien Bachs und Händels bis hin zu den großen Messen Beethovens, Gounods und Schuberts, dem „Te Deum“ Bruckners oder dem Deutschen Requiem von Johannes Brahms.

Porfetye leitete den Domchor, der vom Priester und Organisten Josef Gerstenengst und in den Jahren 1974-1978 vom damaligen Orgelstudenten Franz Metz begleitet wurde. Mit diesem Chor, der damals noch auch aus mehreren deutschen Gemeindemitgliedern bestand, machte Porfetye in politisch schwierigen Zeiten Ausfahrten ins Banat (1973) und in katholische Kirchen der Bukarester Erzdiözese. Für sein umfangreiches musikalisches Schaffen erhielt Porfetye bereits 1968 den George-Enescu-Preis der Rumänischen Akademie, 1969 einen staatlichen Kulturorden sowie 1971 und 1974 den Preis des Rumänischen Komponistenverbandes.

Einige seiner fast 100 Kompositionen sind im Verlag des Rumänischen Komponistenverbandes erschienen, andere bei Breitkopf & Härtel in Wiesbaden. Besonders um neue Orgelmusik hat sich Porfetye intensiv bemüht. Nach der Gründung der Bukarester Orgelklasse an der Musikhochschule durch den Organisten Helmut Plattner entstanden so einige Werke, wie die Passacaglia und Fuge (1955), I. und II. Sonate (1960/1967) und die große „Fantasia super BACH et Lamentatio Jeremiae Prophetae“ (1968). 1977 entstanden seine 16 Choralverwandlungen für die Orgel nach gregorianischen Gesängen und deutschen Chorälen. Zu seinen geistlichen Werken zählen zwei Messen („Missa Solemnis“ 1975, „Missa Brevis“ 1979), drei geistliche Lieder mit Instrumentalbegleitung und das „Ave Maria“.

Er beschäftigte sich Ende der 60er Jahren mit der Edition von Werken des siebenbürgischen Komponisten und Organisten Daniel Croner, die im Verlag Breitkopf & Härtel in Wiesbaden in drei Bänden herausgegeben wurden. Zudem gab er Werke anderer siebenbürgischer Komponisten wie Sartorius, Polder und M. Fay heraus.

1971 gelang es ihm, zum ersten Mal im kommunistischen Rumänien eine Chorsammlung deutscher Komponisten herauszugeben: „Deutsches Liedgut aus dem Banat, Siebenbürgen und dem Sathmarer Land“. Für das Chorbuch konnte er viele Komponisten, Musiklehrer und Chorleiter gewinnen. Das erfolgreiche Buch wurde von vielen deutschen Chören gut aufgenommen.

Der Name Andreas Porfetyes erscheint auf dem Gründungsprotokoll einer Gruppe von siebenbürgischen und Banater Musikern, die sich am 6. Oktober 1984 im Schloss Horneck in Gundelsheim trafen, um die Weichen für die Gründung des Arbeitskreises Südost, der späteren Gesellschaft für Deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa e.V., München, zu stellen. Bei dieser ersten Begegnung wurde er von den zahlreichen anwesenden Musikerkollegen in den Vorstand gewählt, darunter Wolf von Aichelburg, Otto Eisenburger und Karl Teutsch. Andreas Porfetye leistete einen erheblichen Beitrag zu diesem ersten Schritt in der Aufarbeitung der Musikkultur der deutschen Aussiedler aus Rumänien in Deutschland. Für sein unermüdliches Wirken sind wir ihm zu Dank verpflichtet.

Dr. Franz Metz

Schlagwörter: Nachruf, Komponist, Musiker, Banat

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