18. Oktober 2011

„De Zegden ändern sich“: Siebenbürgisch-sächsische Lieder und mehr

Hans (Günter) Seiwerth, Liedermacher, Historiker, Lehrer, Übersetzer hat den Kulturinteressierten Berlins einen wunderbaren Abend geschenkt. Er trat im Rahmen der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturwoche am Abend des 23. September im Konzertsaal des rumänischen Kulturinstitutes „Titu Maiorescu“ auf.
Mit der Zugabe sang er insgesamt 18 Lieder. Es waren Eigenkompositionen sowie bekannte siebenbürgisch-sächsische und ein rumänisches Lied. Von den Eigenkompositionen möchte ich „Heimatlied 2010“ besonders hervorheben. Hans Seiwerth fragt sich, ob es richtig war, wegzugehen. Er versucht eine Antwort zu geben und ­zitiert Johann Gottfried Herder (1744-1803): „Heimat ist dort, wo du mit keinem Wort dich zu erklären brauchst“.

Sehr packend war das rumänische Volkslied „Așa-mi vine câte-odată, dorule“ (Manchmal könnt ich vor Verzagen ...), auch wenn die Übersetzung gerade von „Dor“ (Sehnsucht) unzuläng­lich bleibt, ist er doch im Rumänischen personifiziert, so dass man diesem „Dor“ seine Sorgen und Nöte klagen kann. Und der Sänger klagt, abwechselnd rumänisch, und dann in der eigenen Übersetzung: „... din piatră să iasă foc“ (Feuer sprühe aus dem Stein), oder „Și la toți le-o dat cu carul, dorule, / mie numai cu paharul“ (alle kriegten’s fuhrenweise, / ich erhielt es nur im Glase).

Hans Seiwerth. Foto: E.-L. von Simons  ...
Hans Seiwerth. Foto: E.-L. von Simons
Passend zum Papstbesuch in Berlin, brachte Hans Seiwerth das Lied „Papst und Sultan“ in der Übersetzung von Christian Ludwig Noack aus dem 18. Jahrhundert zu Gehör. Hinsichtlich des unbekannten Verfassers des lateinischen Originals ließ sich der Geschichtslehrer zu einer unterhaltsamen Spekulation hinreißen, in deren Mittelpunkt der Rumeser Student alias Captivus Septemcastrenses als Kenner beider Gestalten und somit als „möglicher“ Autor stand.

Begeistert hat mich auch „Hänschen Klein“, ein Kinderlied. Es war eine musikalische Reise in eine Zauberwelt, in welche uns Hänschen, Jánczi, Piccolo Giovanni, Petit Jeanneau, Juanchen, Gänschenklein, Wanja, Louis Armstrong und Bob Dylon entführten. Hänschens Reise begann in einem siebenbürgisch-sächsischen Dorf, auf einem sächsischen Hof. Dann wurde es in dem Învârtita-Tanzrhythmus gespielt, am Ende des Dorfes war es schon eine Doina. Jánczi singt es natürlich als Czardas, als Suliko ertönt es in Georgien, wieder als türkisches Kinderlied vom Geldbeutel und dem fehlenden Geld, dann reist es weiter nach Griechenland. Als Sirtaki beginnend, dann in „Weiße Rosen aus Athen“ mit Bouzouki-Motiven übergehend, „O Sole Mio“ in ­Italien natürlich, in Frankreich „Sur le Pont d’Avignon“, und was, wenn nicht ein Flamenco, in Spanien; über Russland kommt das Lied nach Alaska und ist ein Folksong. An Hans Seiwerth ist ein Schauspieler und Stimmenimitator verloren gegangen. Louis Armstrong hat er fantastisch nachgemacht. In Louisiana traf unser Häns­chen auf Louis – war es in New Orleans? Sehr gefreut hatte sich Bob Dylan, dass er den großen Meister mit seiner Mundharmonika begleiten konnte/durfte. Nach China kamen sie auch. Ohne Pause spielte Hans Seiwerth „Af deser Iërd“. Und das war auch gut so, denn letztgenanntes Lied ist eine Ode an das Elternhaus, wo man sich geborgen fühlt.

Herzlichen Dank, lieber Hans Seiwerth, für den wunderschönen Liederabend. Ich hoffe, dass viele Kreisgruppen dich einladen und sich mitnehmen/verzaubern lassen.

Ecaterina-Luise von Simons

Schlagwörter: Kulturwoche, Berlin, Liederabend, Mundart

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