20. Mai 2012

Zum 225. Geburtstag von Michael Bielz (1787-1866)

Michael Bielz gehört zu jenen siebenbürgischen Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, die in der Kulturgeschichte dieses Landes bleibende Spuren hinterlassen haben. Er war der Begründer der ersten lithographischen Anstalt in Siebenbürgen. Hauptsächlich ihm verdankt der Siebenbürgische Verein für Naturwissenschaften zu Hermannstadt 1849 seine Entstehung. Als Wissenschaftler hat er sich geologischen Untersuchungen und danach der Erforschung der Land- und Süßwassermollusken in Siebenbürgen gewidmet.
Michael Bielz wurde am 10. Mai 1787 in Birthälm geboren. Das Gymnasium besuchte er in Mediasch und Hermannstadt. Nachdem seine Eltern ihm ein Studium in Deutschland nicht ermöglichen konnten, studierte er ab 1805 Theologie am reformierten Kollegium in Klausenburg. Nach Birthälm zurückgekehrt, war er hier zunächst als Lehrer tätig. 1811 erhielt er die Stelle des ersten Predigers und Sekretärs des Bischofs Daniel Georg Neugeboren. Noch in diesem Jahr heiratete er Elisabeth Ungard aus Fogarasch. Ab dieser Zeit begann er, angeregt und gefördert von Bischof Neugeboren, sich intensiv dem Studium der Naturverhältnisse Siebenbürgens zu widmen. Zusätzlich war er bemüht, seine ungewöhnlichen Fähigkeiten als Zeichner zu verbessern Ab 1814 wirkte er segensreich als Pfarrer in Neudorf bei Großlasseln. 1821 reifte in ihm der Entschluss, sich künftig als Lithograph zu betätigen. 1822 übersiedelte Bielz nach Hermannstadt und gründete hier mit Carl Albrich und Franz Neuhauser die erste lithographische Anstalt in Siebenbürgen. Damals wurde ihm auch der Zeichenunterricht am Hermannstädter evangelischen Gymnasium für längere Zeit übertragen.

Michael Bielz (1787-1866). Archiv: Heltmann ...
Michael Bielz (1787-1866). Archiv: Heltmann
Als Lithograph hat Bielz nicht nur die für den Schulunterricht dringend notwendigen Lehr- und Hilfsmittel hergestellt, sondern auch verschiedene Karten (Wandkarte von Siebenbürgen, eine geologische Karte des Landes, eine Karte der Umgebung von Hermannstadt u.a.) erstmals gedruckt. Auf der Suche nach entsprechenden Steinplatten für seine Steindrucke durchforschte Bielz ganz Siebenbürgen und wurde dank dieser Untersuchungen zu einem guten Kenner der geologischen Verhältnisse seiner Heimat. Seine Forschungsergebnisse über den Karpaten-Sandstein in Siebenbürgen sind im Jahrbuch für Mineralogie in Heidelberg (1832) und 1834 in Stuttgart erschienen. Weitere geologische Beiträge und den „Versuch einer Naturbeschreibung von Siebenbürgen“ hat er in der von ihm 1833 mitbegründeten Zeitschrift „Transsilvania“ und in andern siebenbürgischen Zeitschriften veröffentlicht. Eine rege fachliche Korrespondenz führte Bielz in den Jahren danach auch mit dem Leipziger Weichtierforscher E.A. Rossmässler. Als Begründer der Weichtierkunde Siebenbürgens veröffentlichte er mehrere Beiträge, zu denen auch sein „Verzeichnis der Land- und Süßwassermollusken Siebenbürgens“ gehört, das 1851 in den „Verhandlungen und Mitteilungen des Siebenbürgischen Vereins zu Hermannstadt“ erschienen ist. Die von ihm angelegte große Weichtiersammlung Siebenbürgens gelangte später durch Schenkung in den Besitz des Hermannstädter Vereinsmuseums.

1841 gehörte Bielz zu den Gründern des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde und als dessen Ausschussmitglied war er die treibende Kraft für eine naturhistorische Sektion innerhalb des Landeskundevereins, die 1846 gegründet wurde. Vor allem ihm war die im Mai 1849 erfolgte Gründung des „Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt“ zu verdanken. In der Gründungssitzung wurde er zum ersten Vereinsvorstand gewählt und nach erfolgter Wiederwahl 1858 auf Lebenszeit im Amt bestätigt. Dieser Verein hat in den nachfolgenden 100 Jahren (1849-1949) in einem wesentlichen Ausmaß zur naturwissenschaftlichen Erforschung Siebenbürgens beigetragen.

Stark eingeschränkt in seiner regen wissenschaftlichen und beruflichen Tätigkeit wurde Bielz durch die seit 1845 abnehmende Sehfähigkeit, 1849 war er völlig erblindet. Dank seiner Erfahrung und seines umfassenden Wissens konnte er, unterstützt von seinen Nächsten und Freunden, bis an sein Lebensende weiterhin beratend und schriftstellerisch tätig sein.

Dass Bielz auch über die Grenzen Siebenbürgens hinaus als Wissenschaftler bekannt war, belegt seine Mitgliedschaft in mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften des Auslandes. Ab 1836 war er korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft für Ärzte und Naturforscher in Jassy (Iași), 1845 wurde er Mitglied der Gesellschaft ungarischer Ärzte und Naturforscher in Budapest, 1852 Mitglied der Frauenhofer Gartenbau-Gesellschaft, 1859 Korrespondent der k.k. geologischen Reichsanstalt in Wien und 1861 Mitglied der Gesellschaft Isis für Naturgeschichte in Dresden.

Michael Bielz starb am 27. Oktober 1866 in Hermannstadt. Sein Vermächtnis an seinen Sohn Eduard Albert und an die anderen aktiven Naturforscher Siebenbürgens, das ihm und der Gründergeneration Begonnene in deren Geist fortzuführen, wurde von den nachfolgenden Generationen siebenbürgischer Naturforscher erfolgreich bis 1949 fortgesetzt. Nach 100 Jahren wurde im Oktober 1949, durch die Auflösung des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt und die Verstaatlichung seines Museums, der seinerzeitige Auftrag von Michael Bielz außer Kraft gesetzt.

Dr. Heinz Heltmann

Schlagwörter: Naturwissenschaften, Porträt, Geburtstag

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