5. Oktober 2012

Sanierungsarbeiten an der Kirchenburg in Mardisch vorläufig abgeschlossen

Es ist der vorläufige Schlusspunkt einer beispielhaften Initiative, der am 20. September in dem kleinen siebenbürgischen Dorf Mardisch gefeiert wurde. Vier Jahre ist es her, seit Vertreter der Münchner Fachschule für Bautechnik zusammen mit der Leitstelle Kirchenburgen des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien nach einem geeigneten Objekt für ein Restaurierungsprojekt suchten – und es in der 200-Einwohner-Gemeinde im Kaltwassertal fanden. Man habe sich damals für die baufälligste Kirche entschieden, erinnerte sich Hans Gröbmayr, stellvertretender Leiter der Fachschule, in der feierlichen Zeremonie vor rund 120 Gästen. Ihm zufolge wurde das Ziel erreicht, „die Kirche in ihrem Erhalt für die nächsten hoffentlich Jahrzehnte zu sichern“. In seiner Rede zog er Bilanz: insgesamt seien rund 23 000 Arbeitsstunden geleistet worden, jedes Jahr hätten im Durchschnitt zehn Einheimische Arbeitskräfte auf der Baustelle mitgeholfen.
Gröbmayr sei einer der Motoren des Projektes gewesen, lobte Friedrich Roth, Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Mardisch. Auch Roth hat seinen Anteil am Gelingen des Projektes, kümmerte sich die HOG doch zwischen 2010 und 2012 in jedem Jahr um Unterbringung und Verpflegung der jungen Arbeiter im Pfarrhaus im benachbarten Martinsdorf.

„Es ist ein unbeschreiblich beglückendes Gefühl, die Kirche so zu sehen“, sagte ein sichtlich bewegter Friedrich Roth, der die Feierstunde moderierte. Zu dieser kamen unter anderem der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Reinhart Guib, der Pressereferent der US-amerikanischen Botschaft in Bukarest, Bruce Kleiner, der deutsche Generalkonsul in Hermannstadt, Thomas Gerlach, und der Bürgermeister der Gemeinde Mihăileni, Ioan Șchiau.
Bischof Reinhart Guib (rechts, daneben Friedrich ...
Bischof Reinhart Guib (rechts, daneben Friedrich Roth) segnete den erfolgreichen Abschluss der Bauarbeiten. Foto: Holger Wermke
Was wurde in den drei jeweils zwei- bis dreiwöchigen Projekteinsätzen unter fachkundiger Anleitung von Architekt Jan Hülsemann und Restauratorin Henriette Lemnitz alles geschafft? Die südliche Wehrmauer wurde gesichert, die Kirchenfassade ist frisch mit Kalkmörtel geschlämmt, an der inneren Kirchennordwand beseitigte man Feuchteschäden, der Kanzelunterbau wurde repariert, der Sockel im Chorbereich trocken gelegt und im Dachstuhl wurden schadhafte Schwellen ausgetauscht. Außerdem sanierten die Münchner das ehemalige Schlachterhaus am Eingang zur Kirchenburg. In Martinsdorf mauerten die angehenden Handwerksmeister einen Stützpfeiler neu auf und unternahmen erste Schritte, das alte Schulgebäude zu retten, indem man den Dachstuhl reparierte bzw. in Teilen rekonstruierte.

Die Initiative für das Projekt kam von der Leitstelle Kirchenburgen, die die Projektpartner zusammenbrachte. Während die Münchner Fachschule und die Bauinnung München die Arbeitskräfte stellten, organisierte die HOG die Unterbringung und Verpflegung der Schüler und sammelte zudem 8000 Euro an Spenden. Ein Großteil der Kosten für die Schüler in Höhe von etwa 80 000 Euro wurde über das Leonardo da Vinci-Programm der EU finanziert. Die amerikanische Botschaft unterstützte über den Ambassadors Fund for Cultural Preservation das Projekt mit etwa 30 000 Euro, den entsprechenden Antrag stellte die Leitstelle Kirchenburgen.

Die kleine Kirchenburg ist heute kaum wiederzuerkennen. Das Beispiel Mardisch zeigt, dass mit Engagement und zuverlässigen Partnern Kulturerbe gesichert werden kann. Was noch fehlt, ist ein Nutzungskonzept für die Zukunft, doch daran arbeite man, versicherte Friedrich Roth.

Holger Wermke

Schlagwörter: Kirchenburg, Mardisch, Bischof

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Neueste Kommentare

  • 06.10.2012, 21:20 Uhr von Karl K.: Dann dürfte vermutlich der gesamte Beitrag der Sachsen bei diesem Projekt so um die € 8.000 gelegen ... [weiter]
  • 06.10.2012, 08:07 Uhr von Christian Schoger: Lieber Karl K., bezüglich Ihrer Fragen habe ich keine Informationen. Es behagt mir übrigens nicht, ... [weiter]
  • 05.10.2012, 21:52 Uhr von Karl K.: @Christian Schoger Woraus entnehmen Sie meinem Beitrag, dass ich das Projekt als solches ... [weiter]

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