8. November 2012

Ricarda Maria Benedicta Terschak zum Gedenken

Am 30. September 2012 verabschiedete sich für immer Ricarda Maria Benedicta Terschak, ­Ordenschwester der Unbeschuhten Karmeliten. Geboren wurde sie am 18. Dezember 1929 in Hermannstadt. Ihre Mutter nannte sie Mimolo, in der Stadt war sie als Mimo bekannt. Sie war vielseitig tätig als Lehrerin, Katechetin, Schriftstellerin, Übersetzerin, Zeichnerin, Organistin und Klavierlehrerin. Am 3. Oktober d. J. wurde sie im katholischen Teil des Hermannstädter Zentralfriedhofs beerdigt. Im Namen der Schriftstellerinnung sprach am Grabe Walther Gottfried Seidner („Voltaire“), dessen Nachruf hier gekürzt wiedergegeben wird.
Einem geistlichen Menschen gebührt ein geistlicher Nachruf. Dabei sollen hier und jetzt einige Worte an den Kranz geheftet werden, den die Hermannstädter Dichterinnung der heutigen Beisetzung beigebracht hat.

Ricarda Maria Benedicta Terschak lebte für das Christentum. Ihr Ordensname Benedicta, die gut Gesagte, die Gesegnete, sagt eigentlich alles aus. Sie lebte aus dem Segen des Herrn. Segen bedeutet soviel wie Gebet um Gegenwart oder Zusage der Gegenwart. Gott der Herr wurde in ihrem Leben und Sein gegenwärtig. Manchmal sogar mit Händen zu greifen. Es gab Höhen und Tiefen und ein unabgesetztes Ringen um die Gegenwart Gottes in Christo Jesu. Es gab aber auch ein Ringen mit dieser Gegenwart. Die spätere Lehrerin musste viele Anläufe wagen und demnach vieles lernen. Und die Vielbegabte hat dauernd eine ihrer Begabungen ausleben können.

So sehr die kommunistische Zeit ihre dämonischen Karten ausspielte, sie selbst wurde nicht sonderlich zurückgesetzt. Sie erhielt sogar Literaturpreise. Freilich ging niemand auf ihren Glauben ein, niemand prüfte ihre Tätigkeiten in der Kirche. Ich meine, sie bediente ja ein Segment in der Literatur, das von wenigen hochgehalten wurde. Man ließ sie gewähren. Und außerdem, hatte sie die innere Kraft, die Anläufe des Bösen abzuwehren. Wenn es sein musste, ging sie sogar in die innere Emigration. Sie fiel auch immer auf sich selbst zurück. Stockte das Schreiben, ging sie in der Musik auf und unter. Die Orgel ist ihr buchstäblich ans Herz gewachsen. Das Orgelspiel konnte ihr niemand nehmen.
Ricarda „Mimo“ Terschak, aufgenommen im September ...
Ricarda „Mimo“ Terschak, aufgenommen im September 2009. Foto: Konrad Klein
Als sie vom abgebrochenen Studium der Psychologie aus Bukarest nach Hause kam, fiel sie zeitweilig auf das Zeichnen zurück. Sie bebilderte sogar meine Humoresken. So sind wir miteinander bekannt geworden. Freundschaften pflegte sie auch zu Georg Scherg und Wolf von Aichelburg. Hinwiederum konnte sie über Weggefährten und Kollegen schwärmen: etwa über Herbert Hoffmann, Paul Niedermaier, Ulrike Rușdea, Raymonde Wiener, Cornel Irimie u.a. Erinnert sei hier auch an die ­Illustrationen zu Tudor Arghezis „Spielsachenbuch“ in der Übersetzung des Reimar Alfred Ungar. Er zählte auch zu ihren engeren Freunden. Seine beiden Töchter Beatrice und Christel Ungar zählten quasi zu ihren „Zöglingen“. Zuletzt lieferte sie die Buchausstattung für „Eine Truhe voll Kupferkreuzer“ von Maria Haydl, der Freundin aus jungen Jahren, die sie zum Schreiben angeregt hatte.

Die politische Wende in Rumänien brachte Ricarda Maria mit dem Aufatmen auch das Studium der römisch-katholischen Theologie. 1997 schloss sie das fünfjährige Studium erfolgreich ab. Dann trat sie 2000 in die neu gegründete Fachschule Friedrich Müller für Heilerziehung- und Altenpflege ein. Diesmal nicht als Hilfslehrerin wie seinerzeit in Heltau, sondern wohlbestallt.

Eine Seligpreisung in der Bibel lautet: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben; denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ Auf Mimo Terschak übertragen, bedeutet das: Sie ist wohl aus dem Kreis der Lebenden ausgeschieden. Aber ihre Werke, ihre Verlautbarungen, ihre Botschaften gehen ihren Weg hier in dieser unserer Zeit weiter. Unzählige Kinder verdanken ihr die deutsche Sprache. Eine Sprache kann nicht zu einem toten Kapital werden.

Die Bücher: „Drei Kinder und ein Dackel“, „Die Mondrakete und das Wurzelmännlein“, „Der Kater in der Badewanne“, der Kinderkrimi „Katrin“, „Die Zauberin Uhle“, mit eigenen Kindheitserlebnissen in Leschkirch, „Elmolin“, das Buch, in dem „Professor Strohschneider“ erwähnt wird, „Die bunte Omi“ und die beiden Romane „Verzeihung, brauchen Sie dies Brett?“ und „Die brennende Schwalbe“ sind lauter katechetische Unterweisungen. Sie könnten sogar in der Kirche verlesen warden. In welcher Kirche auch immer, denn Ricarda Maria Terschak war eine “brennende Schwalbe”, eine Flamme der Ökumene. Weniger bekannt war ihre übersetzerische Tätigkeit. Sie hat über vierhundert Seiten aus dem philosophischen Werk der Karmeliterin Edith Stein ins Rumänische übersetzt. Es wird sich sicher jemand finden, der die begonnene Arbeit vollenden wird. Auch für den aufgelassenen Roman „Sachs von Harteneck“ wird sich ein Vollender finden, einer, der den fallen gelassenen Schild aufheben wird.

Ihr Vermächtnis an uns könnte kein Bessereres sein als die Art, in der sie ihre Briefe zu schließen pflegte: Benedicite! Segnet! Benedicare bedeutet auch Gutes sagen. Sprecht Gutes, verbreitet Gutes und segnet die, die zurückbleiben, damit sie Kraft haben voranzukommen.

Walther Gottfried Seidner

Schlagwörter: Terschak, Hermannstadt, Nachruf

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