11. Oktober 2013

Krönendes Abschlusskonzert

Ein beeindruckendes musikalisches Ereignis bot sich den zahlreichen Besuchern des 16. Hermannstädter Treffens am 31. August in der ­Heilig-Geist-Kirche zu Dinkelsbühl bei einem Orgelkonzert mit Ursula Philippi und dem Hermannstädter „Ensemble Cantate Domino“ mit Elena und Ioan Bojin (Flöte), Kurt Philippi (Cello) und Ursula Philippi (Cembalo).
Innerhalb des abwechslungsreichen Programms mit den repräsentativen Barock-Komponisten J. S. Bach, Georg Philipp Telemann und Joachim Quantz kamen auch zwei Orgelwerke der einstigen Hermannstädter Kantoren Hermann Bönicke (1821-1879) und des Vorgängers Franz Xaver Dresslers, Johann Leopold Bella (1843-1936), zu Gehör. Zu einem komplexeren klanglich-emotionalen Verständnis der dargebotenen Werke trugen auch Ursula Philippis knappe erläuternde Informationen zu den jeweilig interpretierten Werken bei.

Eingangs erklang J. S. Bachs Concerto in G-Dur BWV 592, worin die Hermannstädter Kantorin gleich zu Beginn ihr großes Können auch auf einer ihr weniger entsprechenden Orgel dank ausgereifter Registrierkunst und künstlerischer Gestaltungskraft souverän unter Beweis stellte. Im kammermusikalisch hochwertigen Zusammenspiel des aus Hermannstadt angereisten Quartetts „Cantate Domini“ erklang dann die Triosonate in c-Moll für zwei Flöten und Basso Continuo von Johann Joachim Quantz. In glänzender Manier erfüllten die beiden Flöten des Ehepaars Bojin in tonlich klangvoll gesponnenen Cantilenen der langsamen Sätze als auch in virtuos sich gegenseitig ergänzenden floskenreichen Umspielungen der schnellen Sätze den ihnen zugedachten Part. Ein tragendes Fundament erhielten sie durch die einfühlsam geprägte Basslinie von Kurt Philippis Cello und den harmonisch präzise gestalteten silbernen Sound des Cembalos von Ursula Philippi.
Konzert in Dinkelsbühl, von links nach rechts: ...
Konzert in Dinkelsbühl, von links nach rechts: Kurt Philippi (Cello), Ursula Philippi (Cembalo), Elena und Ioan Bojin (Flöte). Foto: Marianne Hügel
In den folgenden beiden Choralbearbeitungen Ein’ feste Burg ist unser Gott und Straf mich nicht in deinem Zorn von Hermann Bönicke beeindruckten erneut deren farbenreiche Registrierung Ursula Philippis, worin die melodischen Komponenten der Choräle kunstvoll herausgehoben wurden. Bei Georg Philipp Telemanns Triosonate in A-Dur für zwei Flöten und Basso Continuo konnte das Hermannstädter Ensemble einmal mehr seine herausragenden interpretativen Qualitäten vor allem durch bestechendes Zusammenspiel unter Beweis zu stellen. Auch hier sei vor allem die tonlich überragende Phrasierung der beiden Flötisten hervorgehoben, die im musikalischen als auch technischen Bereich eine beglückende Homogenität in ihren sensiblen, vor allem gesanglichen Ausdrucksmöglichkeiten demonstrierten.

Als überragender Schlussakzent dieses beeindruckenden Orgel- und Kammermusik-Konzertes erklang die groß angelegte Fantasie-Sonate in d-Moll von Johann Leopold Bella. Der Organistin Ursula Philippi wie auf den Leib geschrieben, kam vor allem das wuchtige, in abwärts prasselnden Tonkaskaden fast bedrohlich anmutende Hauptthema – auch im Schlusssatz – besonders prägend zur Geltung. Durch meisterlich angewandte Registrierkunst konnte die ­Orgel sich in ihrer ganzen raumergreifenden Klangfülle entfalten. Unter den Händen Ursula Philippis erstrahlte das gesamte Werk zu monumentaler Dichte, die die Zuhörer faszinierte und in ihren Bann zog. Langanhaltender Applaus ­belohnte diese außergewöhnliche Leistung als unvergesslichen musikalischen Höhepunkt und zugleich glanzvollen Ausklang dieses 16. Hermannstädter Treffens.

Peter Szaunig

Schlagwörter: Dinkelsbühl, Hermannstadt, Treffen, Konzert

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